
Nach mehreren Mittelklasse-Geräten kommt mit dem ZTE Axon das erste Premium-Smartphone des chinesischen Herstellers nach Deutschland. Preislich ist es mit 449 Euro sehr attraktiv und muss sich mit seiner Ausstattung nicht vor anderen Flaggschiffen verstecken, aber leider ist nicht alles gut gelungen.
Design ist immer Geschmacksache, aber in meinen Augen hat ZTE dafür Lob verdient, dass sich das Axon beim Blick auf die Frontseite deutlich von der breiten Smartphone-Masse unterscheidet. Hierzu trägt vor allem das Muster im Metallrahmen über und unter dem 5,5 Zoll großen Full-HD-Display bei, die mir persönlich gut gefällt. Der Touchscreen ragt leicht aus dem Rahmen heraus, was im Fall eines Sturzes dafür sorgt, dass das Smartphone zuerst auf dem Display und nicht dem Rand landet. Da bleibt nur zu hoffen, dass das Gorilla Glass sein Versprechen hält und nicht zu schnell bricht.
Kunstleder auf der Rückseite
Auf der Rückseite fallen auf den ersten Blick die zwei Kameras auf, auf den zweiten Blick die Kunstleder-Applikationen am oberen und unteren Rand. Was hat sich das Designteam nur dabei gedacht? Warum hat ZTE nicht auf ein komplett aus Metall bestehendes Gehäuse gesetzt? Selbst eine Rückseite komplett aus Fake-Leder wäre schicker als dieses Stückwerk.
5,5 Zoll großes Full-HD-Display.(© 2015 CURVED)
Markantes Muster im Gehäuse aus Metall.(© 2015 CURVED)
Es könnte ein so schönes Metallgehäuse sein, aber...(© 2015 CURVED)
... das Kunstleder auf der Rückseite ist nicht schön.(© 2015 CURVED)
Fingerabdrucksensor und zwei Kameras mit 13 und 2 Megapixel für mehr Tiefenschärfe.(© 2015 CURVED)
Acht Megapixel für Selfies.(© 2015 CURVED)
Einschaltknopf am Metallrahmen.(© 2015 CURVED)
Lautstärkewippe und Kartenschacht.(© 2015 CURVED)
(© 2015 CURVED)
Im Inneren des ZTE Axon verrichtet der mit zwei Gigahertz getaktete Snapdragon 810 seine Arbeit. Ihm zur Seite stehen drei Gigabyte Arbeitsspeicher. Zusammen erreichen sie im Geekbench 3 im Single-Core 1295 Punkte und 4289 Punkte im Multi-Core. Aber auch ZTE scheint die Hitzeprobleme von Qualcomms Prozessor nicht in den Griff zu bekommen. Mit einem Rückgang von etwas über 54.000 auf knapp unter 50.000 Punkte im Antutu-Benchmark fällt die Drosselung aber nicht so massiv aus wie bei anderen Smartphones mit dem 810. Im Alltag ist das genug Leistung, um Betriebssystem, Nutzeroberfläche und Apps flüssig laufen zu lassen. Höchstens grafikintensive Spiele bringen das ZTE Axon an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.
Entsperren per Fingerabdruck, Stimme und Augen-Scan
Seine Rechenkraft setzt das ZTE Axon aber auch dafür ein, seinen Nutzer zweifelsfrei zu identifizieren und greift dazu nicht nur auf Passwörter und PIN-Codes, sondern auch auf drei verschiedene biometrische Merkmale zurück. Von diesen erscheint mir aber nur der Fingerabdruck sinnvoll und alltagstauglich. Der Sensor auf der Rückseite erkennt meine Finger schnell und zuverlässig, sodass ich das Smartphone fix entsperren kann.
Optisch passt die Nutzeroberfläche mit dem Metall-Look zum Gehäuse.(© 2015 CURVED)
Die Nutzeroberfläche heißt Mifavor.(© 2015 CURVED)
Der Bestwert im Antutu-Benchmark, er fällt auf knapp unter 50.000 Punkte ab.(© 2015 CURVED)
Das Ergebnis vom Geekbench 3.(© 2015 CURVED)
Der freie Speicherplatz.(© 2015 CURVED)
Ein Stromsparmodus darf nicht fehlen.(© 2015 CURVED)
Drei verschiedene Biometrische Merkmale kann das ZTE Axon erkennen.(© 2015 CURVED)
Im Test klappte die Entsperrung per Stimme nicht.(© 2015 CURVED)
Die Schnelleinstellungen.(© 2015 CURVED)
Menü mit zwei Ansichtsoptionen: Die wichtigsten Punkte als Kacheln oder alle als klassische Liste.(© 2015 CURVED)
Gesten- und Bewegungssteuerung.(© 2015 CURVED)
Schöne, umfangreiche Kamera-App.(© 2015 CURVED)
Für den Augen-Scanner Sky Eye muss ich meine Brille abnehmen und meine Augen genau im richtigen Abstand vor die Kamera halten. Das sieht in der Bahn nicht nur bescheuert aus, sondern dauert mir auch viel zu lange. Das ZTE Axon soll seinen Nutzer auch über die Stimme sicher identifizieren können. Ich habe im Test den Stimmabdruck mehrfach nach der Anleitung auf dem Smartphone eingerichtet, habe es aber auch in ruhigen Umgebungen nicht zuverlässig geschafft, das Axon mit freundlichen Worten zu entsperren.
Zweite Kamera und eine umfangreiche Kamera-App
ZTE spendiert dem Axon eine zweite Kamera auf der Rückseite. Die 2-Megapixel-Linse soll die 13-Megapixel-Hauptkamera mit zusätzlichen Tiefeninformationen versorgen und so schärfere Bilder ermöglichen. In der Praxis konnte ich aber mit bloßem Auge keine positiven Auswirkungen der zweiten Kamera erkennen. Insgesamt gefällt mir die Bildqualität der Kamera des ZTE Axon gut, reicht aber trotzdem nicht an die besten Kamera-Smartphones heran. Farben stellt der Bildsensor natürlich dar und auch die Detailgenauigkeit ist hoch. Schaut man sich allerdings die Aufnahmen nicht nur auf einem Smartphone an, sondern in Originalgröße auf einem großem Bildschirm an, sehen die einzelnen Pixel wie Farbtupfer auf einem Ölgemälde aus.
Mit Blitz werden die Aufnahmen farblich satter.(© 2015 CURVED)
Bei Wolken und Nieselregen.(© 2015 CURVED)
Bunte Farben unter Neonlicht.(© 2015 CURVED)
Draußen in der Sonne.(© 2015 CURVED)
Starke Kontraste.(© 2015 CURVED)
Der HDR-Effekt macht die hellen Bereich zu hell.(© 2015 CURVED)
Nachts nutzt die Kamera das zur Verfügung stehende Licht gut aus.(© 2015 CURVED)
Bei Selfies sind nicht nur die Seiten verdreht, sondern wirken die Farben blass.(© 2015 CURVED)
Montage aus zwei Aufnahmen.(© 2015 CURVED)
Panorama mit 360 Grad Blickwinkel.(© 2015 CURVED)
Starke Kontraste stellen kein Problem dar - wobei ich mit dem HDR-Modus nicht zufrieden bin. Anstatt dunkle Bereiche und heller und helle Bereiche dunkler zu machen, erhöht er nur die Helligkeit der gesamten Aufnahme. So werden zwar die dunklen Bereiche gut sichtbar, aber die hellen Bereiche überbelichtet. Die Panorama-Aufnahmen mit bis zu 360 Grad sind bei ruhigen Motiven ohne störende Schnittkanten zusammengesetzt, eignen sich aber nicht für die Ansicht in Originalgröße. Da sind sie pixelig und unscharf. Bei Nachtaufnahmen sind die Ansprüche an die Bildqualität geringer und hier schafft es das ZTE Axon mit dem wenig zur Verfügung stehenden Licht gut erkennbare Fotos mit entsprechenden Abstrichen bei Qualität und Detailgenauigkeit zu machen. Die Selfie-Kamera löst zwar mit acht Megapixel auf, verdreht aber das Bild, produziert blass wirkende Farben - und die Selbstporträts sollte man lieber nur auf kleinen Smartphone-Displays und nicht auf großen Bildschirmen anschauen.
Die Bildqualität des ZTE Axon mag zwar nur gut und nicht herausragend sein, aber seine umfangreiche Kamera-App macht das zum Teil wett. So gibt es neben dem obligatorischen Automatik-Modus noch weitere Aufnahme-Programme. Direkt von der Startseite aus wählbar ist ein Bokeh-Effekt, der ein Motiv scharf stellt und aus dem Hintergrund, der extra unscharf gemacht wird, herausschneidet. Ebenfalls nicht Standard bei Kamera-Apps ist die Möglichkeit, verschiedene Arten von Mehrfachbelichtungen anzufertigen. Hier kann man sich als Fotograf kreativ austoben. Ein manueller Modus, in dem Ihr Belichtungszeit, Weißabgleich, ISO-Wert und weitere Punkte selbst festlegt, ist ebenfalls vorhanden.
microSD, Dual-SIM und Android 5.0.2
Von der Ausstattung des ZTE Axon ist noch der 32 Gigabyte große interne Speicher - von dem knapp zehn Gigabyte bereits ab Werk belegt sind - erwähnenswert, der sich mit einer microSD-Karte um bis zu 128 Gigabyte erweitern lässt. Statt der Speicherkarte könnt Ihr auch eine zweite SIM-Karte in das Smartphone einlegen. Der fest verbaute 3000-mAh-Akku verfügt über eine Quickcharge-Funktion. In der Praxis reicht die Batterie für einen Tag.
Fazit: günstig, aber nicht ganz perfekt
Das ZTE Axon ist bereits bei ersten Händlern in Deutschland für 449 Euro vorbestellbar und wird teilweise schon ausgeliefert. Das Testgerät wurde uns vom Import-Shop Gearbest zur Verfügung gestellt, wo Ihr das Smartphone bereits für 419 Euro bestellen könnt. Mit dem Code "ZTEAXONEU" sinkt der Preis sogar auf unter 350 Euro.
Und selbst für 450 Euro ist das ZTE Axon ein Smartphone mit fairem Preis-Leistung-Verhältnis. Für eine vergleichbare Ausstattung zahlt Ihr bei anderen Herstellern gerne mal 150 bis 250 Euro mehr. Klar: Das Design ist Geschmacksache, aber die verbaute Hardware ist fix, das Display gut. Und bei welchem anderen Flaggschiff - außer dem Oneplus 2 - kann man zwei SIM-Karte einlegen?