Selten war ich so beeindruckt von einer Smartphone-App: Aipoly Vision erkennt Objekte über die Kamera des Smartphones und benennt sie. Die Trefferquote ist selbst bei schwierigen Motiven beeindruckend hoch.
Über die Bedienungshilfen unter iOS haben wir ja schon ausführlich berichtet. Sie helfen Menschen mit Behinderungen dabei, sich besser auf ihrem Smartphone zurechtzufinden, es einfacher zu bedienen. Doch selten lässt sich ein Smartphone auch nutzen, um besser mit der Außenwelt zu agieren – etwa um blinden Menschen Informationen über ihre Umgebung zukommen zu lassen.
Erkennt viele Objekte zuverlässig
Aipoly Vision will das ändern. Seit Anfang des Jahres ist die App kostenlos im App Store verfügbar, seit Kurzem nun auch mit deutscher Übersetzung der Begriffe. Die Bedienung ist denkbar einfach: Nach der Installation greift die Software auf die Kamera im Smartphone zu und gibt wieder, welches Objekt sie erkannt hat. Ein zusätzlicher Farbmodus gibt Auskunft darüber, welche Farbe das Objekt hat.
Im ersten Test funktionierte das nicht immer perfekt, aber zu großen Teilen schon überaus genau. Maus, Tastatur, Laptop, Kaffeetasse, Wasserflaschen, selbst die Himbeeren auf einem Kuchen erkennt AiPoly in Sekundenbruchteilen. Einen Football erkannte es gar nicht, einen Schuh wiederum machte die App zum Gummistiefel. Dafür wurde wiederum eine geschlossene Aufzugtür treffgenau als "Aufzug" gesehen. Als Ausgabesprachen sind neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Italienisch, aber auch Arabisch und Japanisch möglich. Auch die Sprechgeschwindigkeit lässt sich anpassen.
Auch Texterkennung und genaue Bestimmung von Pflanzen und Tieren möglich
Die Basisversion von Aipoly ist umsonst. Sie umfasst die Erkennung von Objekten sowie deren Farbbestimmung. Darüber hinaus kann die App auch noch 800 Gerichte, 1000 Pflanzen und Blumen, Text in sieben Sprachen und 1000 Tiere sowie US-Dollar unterscheiden. Um diesen Service zu nutzen, werden 5,99 Euro im Monat fällig. Eine Woche lang lässt sich das volle Feature-Paket kostenlos testen.
Noch einen Schritt weiter geht "Be My Eyes". Die Software verbindet Sehende und Nicht-Sehende über eine fix aufgebaute Videokonferenz. Blinde können dann etwa Fragen stellen, ob die Milch noch gut ist, die sie in der Hand halten oder bekommen Hilfe, wenn sie vor einem unübersichtlichen Schilderwald stehen. Die Voraussetzung dafür ist, wie auch bei Aipoly, eine aktive Internetverbindung.