Mobile Spiele? Ist doch alles nur casual, oder? Mitnichten. Wir stellen Euch fünf Titel mit Tiefgang vor.
This War of Mine
This War of Mine ist ein ressourcenbasiertes Survival-Game des polnischen Indieentwicklers 11 bit studios und seit Ende 2014 für Steam erhältlich. Im März hat 11 bit studios das gleichzeitige Erscheinen des Addons The Little Ones für PC, Smartphones und Tablets bekanntgegeben. Übrigens auch ein Zeichen dafür, wie leistungsstark und wichtig der mobile Markt für Spieleschmieden mittlerweile geworden ist.
Im Hauptspiel spielt Ihr anfangs mit drei Überlebenden in einer nicht weiter spezifizierten Kriegszone. Die Gruppe hat in einem vom Krieg gezeichneten Haus Unterschlupf gefunden. Eure Aufgabe ist es, die drei am Leben zu halten. Die Spielwelt ist bewusst in einem tristen Grau gehalten und zeigt die Querschnittsansichten Eures Unterschlupfs sowie anderer Gebäude. Diese gilt es zu erkunden und zu plündern oder mit anderen Charakteren zu interagieren. Die Wahl bleibt dabei Euch überlassen: Entweder Ihr raubt andere aus oder Ihr handelt mit Ihnen oder helft mit Euren Vorräten.
Das Spiel erklärt zudem sehr wenig von der Mechanik. Das Game möchte Euch die Verzweiflung, Ratlosigkeit und Verlorenheit des Krieges näher bringen. So müsst Ihr selbst herausfinden, wie Ihr das Lager am besten ausbaut, welche Gegenstände Ihr nachts plündert und was Ihr tagsüber mit Ihnen baut, um zu überleben.
Denn ständig drohen Eure Lebensmittel auszugehen, Verbandsmaterialien werden knapp oder jemand stiehlt Eure Vorräte, während Ihr auf Erkundungstour seid. Und gerade, wenn Ihr glaubt im Bilde zu sein, machen Euch unvorhergesehene Spielereignisse einen Strich durch die Rechnung. Das Game wurde aufgrund der bedrückenden Stimmung und der atmosphärischen Dichte übrigens zu einem der besten Spiele 2014 vom amerikanischen Time Magazine ausgezeichnet - und ist für etwa 15 Euro für Android und 20 Euro für iOS zu haben.
Lara Croft Go
Mit Hitman Go hat Spielehersteller Square Enix es schon einmal geschafft, ein altes Franchise neu aufzulegen. Hitman Go war dabei eine interessante Spielidee, bei der Ihr wie bei einem Brettspiel mit Agent 47 in möglichst wenig Schritten eure Zielperson ausschalten müsst. Macht Ihr einen Zug, machen auch die Gegner einen, wie beim Go-Spiel. Ansonsten hat aber auch die Go-Variante mit der Protagonistin aus Tomb Raider nichts mit dem alten, chinesischen Spiel gemeinsam, ist aber dennoch sehr unterhaltsam.
Das "Lara Croft Go" genannte Game nimmt eine der bekanntesten Figuren aus der Welt der Videospiele und schickt sie auf eine Reihe rundenbasierter Abenteuer. Diese sind in antiken Tempeln, Dschungeln und Höhlen voller Fallen und Schlangen angesiedelt. Sobald Ihr Euch ein Feld weiter bewegt, tun das auch Gegner oder Fallen. So müsst Ihr Lara mit geschickten Zügen bis zum Ausgang bewegen und dabei möglichst viel Beute mitnehmen.
Die Levels sind in einem cartoonigen Look gehalten und steigern die Schwierigkeit der Rätsel, je weiter Ihr vorankommt. Leider ist die Spielzeit etwas kurz. Für Fans der Serie und Menschen, denen Bubble Bobble dann doch etwas zu kurzweilig ist, ist Lara Croft Go aber genau das Richtige. Die Level lassen sich zwischendurch daddeln. Für fünf Euro bekommt man ein durchdachtes Spielprinzip und eine schicke Grafik. Das Game ist im App Store sowie bei Google Play zu haben. Wer mehr Herausforderung für nur zwei Euro haben will, greift dagegen einfach zum geistigen Vorgänger, Hitman Go (Android / iOS).
Fahrenheit: Indigo Prophecy Remastered
Fahrenheit, welches in den USA als Indigo Prophecy bekannt war, dürfte einigen PlayStation 2-Besitzern noch in Erinnerung sein. Das Spiel war 2005 bahnbrechend, was Erzählweise und Spielmechanik anging. In der Neuauflage für Android- und iOS-Geräte spielt Ihr wieder abwechselnd vier Charaktere, deren Handlungsstränge miteinander verwoben sind.
Worum es genau geht, will ich nicht spoilern. Wer aber den Entwickler Quantic Dream und deren Games Beyond: Two Souls oder Heavy Rain kennt, weiß, dass er sich auf einen packenden Thriller gefasst machen kann. Dem verzeiht man dann auch die etwas kantige Grafik und bekommt dafür ein Spiel, das sich wie ein interaktiver Film spielt.
Das Spiel ist im verschneiten und düsteren New York atmosphärisch dicht gehalten und treibt Euch etwa 40 Kapitel lang durch die Geschichte. Das Interessante ist eben, dass man sowohl den Mörder als auch die ermittelnden Detectives spielt und trotzdem nicht dazu neigt, die Gegenseite sabotieren zu wollen. Wer diesen Meilenstein der Spielgeschichte verpasst hat oder zu jung war, bekommt für rund zehn Euro einen sehr packenden und stimmungsvollen Thriller serviert.
Her Story
Her Story ist ein hochgelobtes Game mit einem ungewöhnlichen Spielprinzip: Ihr findet Euch vor einem Computerdesktop wieder, der an Windows 95 erinnert und habt eine Datenbanksuche zur Verfügung. In einer Notiz lest Ihr, dass jemand eine Reihe Polizeivideos mehrerer Gespräche einer Frau rekonstruieren konnte. Deren Mann wurde umgebracht. Eure Aufgabe: Herauszufinden, ob und wie sie darin verwickelt ist. Her Story ist ein Full Motion Videogame (FMV). Das heißt, dass die Geschichte in live aufgenommenen Videos der Protagonistin erzählt wird. Und von denen gibt es mehr als 270 im Spiel.
Die Spielmechanik ist relativ simpel: Sie funktioniert mittels einer Suchmaske und der Möglichkeit, Videos mit Schlagwörtern zu versehen und in eine Zeitleiste einzuordnen. Wie ihr vorgeht und Euch ein Bild von der Geschehnissen um den Mord macht, bleibt Euch überlassen. Es ist dabei wichtig, auf Details zu achten, die die Protagonistin erzählt, ob sie Fragen ausweicht oder sich durch ihre Mimik verrät. Die Herausforderung ist es dabei, sich durch die nicht-lineare Story zu wühlen und das Puzzle zusammenzusetzen. Und damit leben zu müssen, dass man Fragen nicht selbst stellen kann, sondern mit alten Videoaufnahmen arbeiten muss.
Ein Spielprinzip, auf das man sich einlassen muss. Gamer, die selbst mal Ermittlungsarbeit wie in CSI erfahren möchten, können Her Story im App Store herunterladen. Für Android-Nutzer gibt es das Spiel leider nicht, dafür gibt es Her Story auch für PC oder Mac. Englischkenntnisse sind übrigens von Vorteil, die App bietet aber auch deutsche Untertitel an.
The Room Three
2012 kam der erste Teil des Rätselspiels heraus und wurde prompt App des Jahres und Spiel des Jahres. 2013 war der Nachfolger ähnlich erfolgreich. Nun gibt es auch den dritten Teil bei Google Play und im App Store. Was die Serie so erfolgreich macht? In The Room Three geht es darum, verschiedene Kisten, Truhen und Maschinen zu öffnen, um an die Geheimnisse im Inneren zu kommen.
Das können Schriftstücke sein, die die mysteriöse Geschichte voran treiben, die wiederum die Knobeleien in den verschiedenen Räumen (daher der Spielname) miteinander verbinden. Die Rätsel löst Ihr mit Berührungsgesten. The Room Three nutzt die Möglichkeiten eines Touch-Displays perfekt aus. Die Schalter, Rädchen, Scharniere und Puzzle bedient ihr wie im richtigen Leben durch entsprechende Bewegungen auf dem Bildschirm. So schiebt, tapt und klickt Ihr Euch durch eine immer düster werdende Geschichte, die in der viktorianischen Zeit zu spielen scheint. Entsprechend gibt es jede Menge Einflüsse aus Steampunk und Teslapunk, gewürzt mit einem Hauch Okkultem und Magie.
The Room Three macht auf einem großen Display am meisten Spaß. Im Idealfall daddelt Ihr es auf einem Tablet. Nicht nur, damit ihr keine Details verpasst und die teils knackigen Rätsel nicht löst. Sondern auch, weil The Room Three ein richtiger Ressourcenfresser ist und Euer Device über einen flotten Prozessor verfügen sollte. Älter als drei Jahre sollte es nicht sein. Wer sich noch nicht sicher ist und zunächst in die Spielweise reinschnuppern will, kann sich die Vollversion vom ersten Teil für rund einen Euro bei Google Play oder im App Store herunterladen. Wer dann angefixt ist, schnappt sich noch Teil zwei und dann The Room Three für rund fünf Euro, die ihr Geld mehr als wert sind.