Einfach mal drauf pfeifen? Die Chordana-App von Casio lässt Euch auf diese Weise einen Song komponieren.
Es ist längst ein legendäres Stück Musikgeschichte: Anfang der 70er Jahre wachte Keith Richards mitten in der Nacht in seinem Haus in der Karibik auf. Er hatte eine Melodie geträumt. Schnell griff er zu dem Kassettenrekorder, der neben seinem Bett lag und sang kurz die paar Töne auf Band. Dann schlief er wieder ein.
Am nächsten Morgen wachte der Gitarrist der Rolling Stones auf und sah, dass er etwas auf Band gesungen hatte. Es war das Grundgerüst eines der größten Hits der Rockband. Es war die Melodie von "Angie". Für Richards, der natürlich etwas in Harmonielehre bewandert war, war es ein Leichtes, aus der Tonfolge ein Lied mit Strophe, Refrain und Bridge zu zimmern.
Was der Bohlen kann, kann ich schon lange
Für einen Otto-Normal-Bürger wäre das jedoch unmöglich gewesen - ob die meisten nun einen Kassettenrekorder neben dem Bett stehen haben oder nicht. Bis jetzt. Mit der neuen Version seiner Chordana-App will Casio nämlich jetzt jeden Smartphone-Besitzer in die Lage versetzen, selbst zum Komponisten zu werden. Getreu dem Motto: Was der Bohlen kann, kann ich schon lange.
Der Clou an der 4,99 Euro teuren Applikation: Es reicht ein Melodiefragment. Den Rest übernimmt das Programm. Zum Start müsst ihr eine Tonfolge in das Mikro des Smartphones singen oder pfeifen. Die Melodie kann dabei zwischen einem und acht Takten lang sein. Dann müsst ihr noch eines von neun Genres aussuchen, Feinjustierungen in Sachen Tempo, Stimmung und Klangfarbe vornehmen.
Nach diesen paar kurzen Schritten ist der erste kreative Prozess schon einmal abgeschlossen. Dann übernimmt die Technik. Das Programm kümmert sich um das Arrangement und bastelt eine musikalische Einleitung, variiert die Melodie und komponiert automatisch einen wohlklingenden und passenden Schluss.
Die fertigen Stücke lassen sich einfach bei YouTube hochladen
Wirklich Spaß macht die App aber erst, nachdem der Track im Kasten ist. Denn die Casio-Software hilft auch beim Veröffentlichen. Die fertigen Stücke lassen sich einfach bei YouTube hochladen oder gar als Klingelton exportieren. Dazu muss das Smartphone allerdings mit einem Computer verbunden sein.
Der YouTube-Export gibt der Melodie-Spielerei erst den richtigen Pfiff. Denn auf einmal lässt sich der Track über alle sozialen Netzwerke teilen. Das Hochladen dauert allerdings etwas. Zudem ist ein YouTube-Konto vonnöten. Wer sein potentielles Meisterwerk nicht gleich dem gesamten Web zugänglich machen will, kann sich das Liedchen, das in seiner Endversion durchaus drei Minuten lang sein kann, auch erst einmal via E-Mail zuschicken lassen.
Natürlich ist die App nicht nur für Anfänger oder Hobby-Pfeifer. Kleine und große Pianisten können ausgefeiltere Melodien auch über die Tastureingabe einspielen. Allerdings verlangt das vom Komponisten schon einiges an Fingerfertigkeit und Zielgenauigkeit. Die Tasten sind doch etwas klein geraten.
Überhaupt sollten die Macher noch einmal die User-Experience optimieren. So richtig intuitiv ist die Bedienung von Chordana noch nicht. Das Ergebnis ist jedoch so verblüffend, dass man als Neu-Komponist gerne bereit ist, diese Schwächen in der Bedienung zu verzeihen.