Nun ist er also weg. Fast. Sepp Blatter ist als Fifa-Präsident zurückgetreten. Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber mögen andere streiten. Auf jeden Fall nimmt seine plötzliche Demission offenbar eine Menge Druck von der sportlichen Marke. Und das wird sicher auch dem Spielhersteller Electronic Arts gut gefallen.
Man stelle sich nur mal vor, Blatter hätte nach seiner gefühlt millionsten Wiederwahl am Stuhl geklebt und einfach so seinen Job weitergemacht. Trotz aller Vorwürfe, trotz aller fast sekündlich aufpoppenden Enthüllungen. Wie sollte man da noch guten Gewissens Fifa auf der Konsole zocken? Vor allem, wenn dann 2018 wieder die Sonderedition zur Weltmeisterschaft in Russland erscheint. Nee, das wäre schon fast tragisch, so allein vorm Fernseher, mit dem Controller in der Hand, in irgendwelchen Gulag-Stadien virtuelle Mannschaften auflaufen zu lassen. Nun darf gehofft werden, dass die Sache bald ausgestanden ist, mögliche kriminelle Machenschaften aufgedeckt und geahndet werden –und wieder der Sport im Vordergrund steht.
Allerdings wäre es nun eigentlich an der Zeit, dass EA vielleicht mal seine ganze Expertise mit den verschiedenen Spielegenres bündelt, und ein zur aktuellen Situation passendes Game veröffentlicht. Wie wäre es mit einer ganz neuen Version von "Fifa Manager "? Mit Sepp Blatter auf dem Titel und nur für Erwachsene. Man schlüpft dabei in die Rolle eines aufstrebenden Mannes (denn es sind ja fast ausschließlich Männer in der Vereinigung), natürlich aus einem fußballerisch nicht wichtigen Land, der an die Spitze der Fifa kommen will.
Virtuelle Geldbriefe für Sportsfreunde
Die Aufgaben wären klar: Wie bringt man die Entscheider in Fifa-Mitgliedsländern dazu, dass sie einem gewogen sind? Wie schickt man mit Banknoten prall gefüllte Briefumschläge, um sich Wahlstimmen zu sichern? Ein bisschen virtuelle Pressearbeit-Arbeit nebenher, ein wenig Schönrechnen der Kosten für neue WM-Stadien. Und natürlich ein wenig Blinde Kuh, schließlich muss man ja im Spielverlauf lernen, nicht überall so genau hinzuschauen.
Es wäre eine Mischung aus Aufbaustrategie und Rollenspiel. Aus "Sim City" käme das Bauen von Stadien und Sportlerwohnungen, aus "Need for Speed" würden lustige Verfolgungsjagden übernommen werden. "Die Sims" wären wiederum Vorlage dafür, wie man mit den unzähligen Bauarbeitern umgeht, die bei der Errichtung von Spielstätten ge- und verbraucht werden. Das Ganze gewürzt mit einer Prise Gangster-Epos. Klar, Sport darf auch nicht zu kurz kommen: Sportwetten und geschobene Spiele könnten ebenfalls auftauchen. Hach, wäre das schön, eine Art GTA für Fußballfreunde – die Blutgrätsche unter den Simulationen! Angelegt auf eine Laufzeit von 16 Jahren, in Echtzeit natürlich.
Es lebe der Sport
Doch Obacht: Für Idealisten des Rasensports ist das Spiel nichts. Denn bei der hypothetischen "Fifa Manager"-Version ginge es einzig und allein um die Mehrung von Macht und Moneten. Auch für den Spielhersteller würde sich das lohnen: So ließen sich innerhalb des Spiels reale Geldgeschenke per Kreditkarte oder PayPal kaufen. Aber das hat nun wirklich nichts mehr mit Sport zu tun und wäre ganz unrealistisch.