In "Inception" drehte sich noch alles um tief versteckte Welten in unseren Köpfen und Träumen. Mit seinem neuen Film "Interstellar" wirft Christopher Nolan nun einen Blick in andere Galaxien. Schon der Trailer macht Lust auf die Reise.
Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2014. Und dies sind nicht die Abenteuer des Raumschiffes Enterprise – sondern die von uns allen. Für Science-Fiction-Fans ist es ein grandioses Jahr. Bis zum Jahreswechsel werden noch einige aufregende Filme im Kino starten, viele andere sind in der Produktion. So dürfen wir uns in den nächsten Wochen und Monaten auf "Automata" und "Tomorrowland" freuen. Im ersten erfährt Antonia Banderas, dass auch Roboter eine Seele haben und im zweiten zeigt Regisseur Brad Bird, dass es mehr als nur eine Realität gibt. Doch besonders den 6. November sollte man sich merken, denn dann startet "Interstellar", das neue Werk von Christopher Nolan.
Worum es geht: Die Erde ist am Ende, Ressourcen sind verbraucht, das Klima spielt verrückt. Matthew McConaughey spielt einen Witwer, der seine zwei Kinder zurücklassen muss, um im Weltraum nach einer Zukunft für die Menschheit zu suchen.
Viel mehr verrät der Trailer kaum, und doch sind die Erwartungen an "Interstellar" hoch. Es könnte der "2001: Odysse im Weltraum" unserer Zeit werden, vielleicht sogar der "Citizen Kane" des Science Fiction. Auch wenn er diesen Vergleichen erst noch standhalten muss: Es ist kaum vorstellbar, dass Nolan mit dem Film enttäuschen wird. Der Perfektionist zählt zu den innovativsten Filmemachern seiner Zeit, wenn nicht sogar aller Zeiten. "Memento" ist ein Klassiker, "Prestige" ein Juwel, die "Dark Knight"-Reihe ein Geschenk und "Inception" ein Wahnsinnstrip.
Technik aus der Zukunft
Doch ich freue mich nicht nur auf eine fantastische und überraschende Geschichte, die mir bildgewaltig erzählt wird. Vor allem bin ich gespannt, wie Nolan das Kunststück fertig bringt, künftige Technik vorauszuahnen. Und diese Technik menschlich zu machen. Gerade der Blick in eine mögliche Zukunft macht Science-Fiction-Filme so faszinierend. So hat Stanley Kubrick in "2001" mit HAL 9000 nicht nur selbständig denkende Computer erfunden, auch das iPad hat er vorweggenommen. Selbst nach bald 50 Jahren wirken viele Einstellungen noch frisch und modern. Auch Ridley Scott schuf mit "Blade Runner" und "Alien" nicht nur Meilensteine des fantastischen Kinos, sondern zeigten integrierte Technik, die auch heute noch nicht altbacken wirkt.
Ein Problem vieler Filme ist, dass sie schlecht altern. Das liegt nicht an der Handlung, sondern am Bezug auf zum Entstehungszeitpunkt aktueller Trends. Noch komplizierter wird es beim Blick in die Zukunft – schließlich müssen die Ausstatter versuchen, technologische Entwicklungen plausibel machen, allerdings mit den Mitteln der jeweiligen Zeit. Setzt man beispielsweise Handys und Smartphones ein, wirken die entsprechenden Szenen häufig schon nach wenigen Jahren wie aus einer anderen Zeit.
Und ein Blick auf die Brücke der Enterprise mutet heute wie ein Ansammlung von Spielautomaten an – überall blinkt es, überall sind Tasten und Knöpfe, die meist nur ein Vulkanier bedienen kann. Manchmal geben Filme aber auch eine Richtung vor, die von Unternehmen bereitwillig aufgegriffen werden. So findet sich die Gestensteuerung aus "Minority Report" dank Xbox Kinect längst in vielen Wohnzimmern. Und das Kommunikations-Emblem, mit der Captain Kirk mit seiner Mannschaft spricht, ist ja wohl nichts anderes, als ein Bluetooth-Headset.
Der Trailer von "Interstellar" verrät noch nicht viel über die eingesetzte Technik. In einer Szene schwebt ein normaler Laptop durch den luftleeren Raum. Das wirkt zwar fast anachronistisch – aber es macht auch Sinn. Wahrschlich werden wir auch in den kommenden Jahren noch Tastaturen nutzen. Im einer anderen Einstellung läuft ein sehr kubistischer Roboter herum. Er wirkt fast so, als sei er dem Spiel "Minecraft" entsprungen. Ob Nolan sich etwas besonders ausgedacht, was Tüftler und Techniker für ganz neue Produkte inspiriert? Ich hoffe es doch sehr. Wahrscheinlich wird es viele kleine Elemente dazwischen geben, die vielleicht auch einen Ausblick darauf geben, wie wir künftig mit Technologie umgehen könnten.
Realismus pur
Der größte Trick von Christopher Nolan besteht darin, dass er seine Filme so realistisch aussehen lässt – selbst wenn die Handlung reine Fantasy ist. Natürlich setzt er CGI ein, aber nur da, wo es sein muss. Ohne die Bedeutung der einzelnen Filme zu werten: "Interstellar" ist der Gegenentwurf zu Lollipop-Filmen wie "Star Wars", denn es könnte unsere Welt sein, die wir auf der Leinwand sehen. Eine Welt, die mir auch ein wenig Angst macht, denn offenbar haben die Menschen auf dieser dystopischen Erde es nicht geschafft, ihre Heimat zu retten. Weder mit Technik, noch mit Diplomatie. So verstehe ich den Film, schon bevor ich ihn überhaupt sehen konnte, als Warnung: Lasst es nicht dazu kommen, dass Euch nur ein Wurmloch im All den Arsch retten kann!
Der Film wird eine aufregende Reise sein, eine Reise in unsere Zukunft – und ich werde bereitwillig einsteigen und mitfliegen. Und Ihr?