Hotels, Restaurants, Uber-Fahrer. Wir bewerten heutzutage alles, was uns in die Finger kommt - mit einer App bald sogar unsere Mitmenschen. Ob sie wollen oder nicht.
Peeple heißt die Anwendung, die es Euch bald möglichen machen soll, Eure Ex-Freundin, Euren Postboten oder Euren besten Freund zu bewerten. Ihr könnt zwischen einem und fünf Sterne vergeben und einen Kommentar zu Eurer Bewertung abgeben. Eure durchschnittliche Punktzahl seht Ihr oben in Eurem Profil.
Wozu das Ganze gut sein soll, erklärt Peeple-Migründerin Julia Cordray in einem Artikel der Washington Post: "Leute recherchieren so viel, wenn es darum geht ein Auto zu kaufen oder ähnliche Entscheidungen zu treffen. Warum nicht die selbe Art Recherche nicht für andere Aspekte im Leben machen?" Peeple beschränkt einzelne Menschen mehr oder weniger auf eine Durchschnittspunktzahl. Was hierzulande bei dem einen oder anderen für Grausen sorgt, ist in den USA ein Unternehmen, das bereits vor der Veröffentlichung der App 7,6 Millionen US-Dollar wert ist.
Besonders brisant: Wehren könnt Ihr Euch nicht, wenn Euch jemand bewerten möchte. Anhand Eurer Telefonnummer können andere Nutzer einen Account für Euch erstellen. Jeder, der Euch irgendwie kennt und bei Peeple angemeldet ist, kann Euch dann bewerten.
So funktioniert Peeple
Um jeden zu bewerten, müsst Ihr mindestens 21 Jahre alt sein und einen bestehenden Facebook-Account haben. Und Ihr dürft andere nur und Eurem echten Namen bewerten. Außerdem müsst Ihr bestätigen, dass Ihr die Personen entweder persönlich, beruflich oder aus einer romantischen Beziehung kennt, bevor Ihr Eure Sterne verteilen könnt. Wollt Ihr jemanden zur Datenbank hinzufügen, müsst Ihr dessen Telefonnummer kennen.
Habt Ihr Euch nicht aktiv bei Peeple registriert, zeigt Eure Seite nur positive Kommentare an. Die sind auch automatisch in Eurem Profil zu sehen, wenn Ihr den Dienst aktiv nutzt. Negative Bewertungen (zwei Sterne oder weniger) landen für 48 Stunden in Eurer Inbox. Im FAQ auf der Peeple-Seite heißt es dazu, Nutzer hätten nun 48 Stunden Zeit, sich mit dem kommentierenden Nutzer auseinanderzusetzen. Könnt Ihr die Person nicht davon überzeugen, den negativen in einen positiven Kommentar umzuschreiben, geht er nach Ablauf der zwei Tage live. Dann könnt Ihr Euch nur noch öffentlich dagegen verteidigen. Das sicher auch nicht jedermanns Sache.
Damit negative Bewertungen im Rahmen bleiben, verbietet Peeple Kommentare mit obszönen und sexistischen Inhalten. Außerdem dürfen sich Kommentatoren nicht über die private Gesundheitssituation einer Person auslassen. Wer dagegen verstößt, fliegt raus und kann sich auch in Zukunft nicht mehr in Peeple anmelden. Negative Bewertungen, die die Nutzerbedingungen nicht verletzen, lassen sich nicht so einfach löschen. Ihr könnt sie höchstens melden.
App mit Hindernissen
"Als zwei empathische weibliche Unternehmer im Tech-Bereich wollen wir Liebe und Positives versprühen", so Cordray. Der Schuss könnte allerdings mit viel Wucht nach hinten losgehen. Denn auch wenn auf inaktiven Seiten nur positive Kommentare auftauchen: Löschen könnt Ihr Euer Profil nicht. Seid Ihr erstmal im System, weil Euch andere Leute über Eure Telefonnummer hereingebracht haben, bleibt Ihr drin. Gerade hierzulande dürfte es deswegen ordentlich Ärger geben, wenn die App im Laufe des Jahres 2015 im App Store landet.
Die Gründer sehen das etwas anders: "Das ist Feedback für Euch. Ihr könnt das zu Eurem Vorteil nutzen", zitiert die Washington Post Cordray. Allein die Geschichte zeigt, dass es ähnliche Apps in der Vergangenheit mehr als schwer hatten. Lulu, eine Anwendung mit der Frauen Ihre Ex-Partner bewerten konnten, bekam schon 2013 vernichtende Kritiken. Die Geheimnis-App Secret, in der Ihr anonym über alles und jeden ablästern konntet, hat heute praktisch keine Relevanz mehr.