Uber, Lyft und Sidecar ersetzen in den USA die herkömmlichen Taxis. Die Startups sind ähnlich und unterscheiden sich preislich mittlerweile wenig. Welcher Service gewählt wird, verrät aber einiges über persönliche Vorlieben.
Kaputte Taxi-Industrie
"Der Taxi-Service in San Francisco ist kaputt, lasst ihn uns reparieren." Mit solchen Phrasen stellten Unternehmer hier ihre neuen Chauffier-Services vor. Keiner dieser Menschen hat wohl jemals in Paris nachts ein Heimfahrgelegenheit gesucht. Denn im Vergleich dazu ist die Abdeckung in der US-Stadt ein Traum. Trotzdem boomen seit Jahren die Apps, die das traditionelle Taxi-System ablösen wollen.
Spätestens um zwei Uhr morgens, wenn in San Francisco alle Bars schließen, stellen sich Freunde die Glaubensfrage: "Und welches Taxi-Service verwendest du?". Die Rede ist von Chauffierservices, die der herkömmlichen Taxibranche kräftig auf die Füße treten. Die Smartphones werden gezückt, und jeder fordert via App sein Transportmittel an.
Luxuskarossen und Plüschbärte
Die Frage nach dem favorisierten Anbieter kommt mittlerweile einer Charakterfrage gleich, denn die Antworten sind vielfältig. Da wäre zum Beispiel der Pionier Uber. Gegründet 2009 in San Francisco, positionierte sich das Startup vor allem als Chaffeur für "the rest of us". Hochklassige Fahrzeuge und Fahrer in Anzügen sollten jedem, der sich keinen eigenen Chaffeur leisten konnte und nicht in ein billiges Taxi absteigen wollte, eine Alternative bieten.
Dann kam im Jahr 2012 Lyft. Im Gegensatz zu Uber will das Startup so hip wie möglich sein. Lyft-Fahrer machen sich auf den Straßen mit pinken Plüsch-Bärten, die an ihren Autos montiert sind, erkenntlich. Wie bei der Konkurrenz kann ein Lyft jedoch nicht einfach von der Straße gerufen werden, sondern muss über die App beantragt werden.
Auch das Fahrerlebnis hebt sich von Uber ab. Während beim Edel-Chaffeur wenig gesprochen wird, fühlt man sich bei Lyft beinahe zu guter Laune verpflichtet. Man nimmt am Beifahrersitz Platz und begrüßt sich mit einem "Fist Bump". Eigentlich immer ist der Lyft-Fahrer jemand, der gerade ein eigenes Business aufbaut, zur Uni geht oder als Chaffeur einen besseren Lohn bekommt als im alten Job. Viele nutzen auch die Chance, ihr neues Geschäft bei den Kunden zu promoten.
"Bei Lyft fühlt man sich zu guter Laune beinahe verpflichtet"
Lyft war lange Zeit billiger, Uber startete jedoch im vergangenem Jahr mit "UberX" auch eine Billig-Schiene, bei der Fahrer wie beim Mitbewerb ihr eigenes Auto nutzen. Als dritte gängige Taxi-Alternative reiht sich in San Francisco Sidecar in die Runde. Der Unterschied hier: Passagiere können hier Fahrer auswählen, während die anderen Services ohne Wahl des Kunden zuordnen. In der Regel ist SideCar der billigste Anbieter. Die Background-Checks und Einschulungen der Fahrer sind hier weniger detailliert als bei der Konkurrenz, die Fahrzeuge nicht immer die hübschesten.
Fahren auf eigenes Risiko
Zu beachten ist bei allen diesen Services, dass die Industrie bisher kaum reguliert ist. Alle Anbieter sehen sich nur als Vermittler von Fahrern und entziehen sich gern der Verantwortung, wenn es zu Unfällen oder anderen Vorfällen kommt. Und auch wenn die Mitfahr-Startups sich auf den Straßen duellieren, im Kampf gegen die Taxi-Industrie lobbyieren sie gemeinsam bei Verwaltung und Politik.
Mit welchem Service man sich heimfahren lässt, bestimmt also oft der Kontostand und die Tagesverfassung. Wer keine Lust auf eine Konversation hat, steigt bei Uber ein. Wem der Zustand des Autos egal ist, ruft ein Lyft oder Sidecar. Die meisten San Franciscans bleiben meist einem Service treu.
Ich persönlich fahre Lyft, weil ich einen der Mitarbeiter kenne und Uber über meinen Mobilfunkanbieter nicht funktioniert. Da hier sowohl Fahrer als auf Mitfahrer bewertet werden, strenge ich mich an, mich von der besten Seite zu zeigen. Ist meine Stimmung ebenso tief wie die eines typischen Taxi-Fahrers, steige ich lieber dort ein. Manchmal kann die Entscheidung auch so pragmatisch sein.