Slither.io ist die Hype-App der Stunde. Obwohl das Spiel simpel gestrickt und das Prinzip nicht neu ist, begeistert es Millionen Gamer.
Die Geschichte von Steven Howse klingt wie ein Märchen. Wie das Wall Street Journal berichtet, konnte der selbstständige Entwickler im März 2016 gerade ebenso die Miete bezahlen, als er sein Spiel Slither.io zum kostenlosen Download in den App Store stellte. Was dann folgte, war ein Erdrutsch. In den ersten drei Monaten nach dem Release wurde das Spiel über 67 Millionen mal heruntergeladen. Zwischenzeitlich reichte es sogar für Platz 1 noch vor Facebook, Instagram und YouTube. Dazu kommen die 68 Millionen Gamer, die Slither.io täglich im Browser am Computer zocken - mit Werbeeinblendungen. Mittlerweile nimmt Howse mehr als 100.00 US-Dollar ein – pro Tag.
Dabei ist das Spielprinzip so simpel: In Slither.io übernehmt Ihr die Kontrolle über eine Schlange. Je mehr Lichtpunkte Ihr einsammelt, desto größer wird Eure Spielfigur. Den älteren Semestern unter Euch kommt das wahrscheinlich bekannt vor. So funktionierte schließlich auch das Kultspiel "Snake", das Ende der Neunziger und Anfang der Nullerjahre auf zahlreichen Nokia-Handys installiert war.
Snake auf Speed
Gegenüber dem Klassiker gibt es aber einen Unterschied: In Slither.io seid Ihr nie allein. Entweder spielt Ihr offline gegen KI-Gegner oder zockt online mit bis zu 500 anderen Spielern gleichzeitig um den Highscore. Dabei ist Vorsicht angesagt: Wer eine andere Schlange berührt, stirbt und zerfällt in seine Punkte. Ein Tabelle oben links in der Bildschirmecke gibt Aufschluss darüber, wer im Spiel gerade die längste Schlange hat. Ähnlichkeiten zum Vorjahres-Hit Agar.io sind gegeben und dem Macher bewusst.
Die Idee zu Slither.io sei ihm aber schon vor Jahren gekommen, wie Howse gegenüber Pocket Gamer erzählt. Zu der Zeit regierte Flash noch das Internet. Da er die Plattform nicht nutzen wollte, verwarf er die Idee wieder. Erst, als das Netzwerkprotokoll WebSocket stabil genug für ein HTML-5-Spiel war, begann Howse damit, seine Idee umzusetzen. Sechs Monate hat die Arbeit nach eigenen Angaben gedauert. "Der härteste Teil der Entwicklung war, jeden Server stabil genug für 600 Spieler zu machen", so der Entwickler gegenüber Pocket Gamer.
Auf die großen Anbieter wie Alphabet oder Amazon wollte er nicht zurückgreifen, um ein flüssiges Spielerlebnis zu gewährleisten. Slither.io verbrauche so viel Bandbreite, dass der Unterhalt durch die großen Anbieter zu teuer geworden wäre. 15.000 US-Dollar zahlt Howse im Moment an Server-Kosten und Share-Beiträgen an Apple und Google. Wie erwähnt, ist das Spiel für Euch zwar kostenlos, finanziert sich dafür aber durch Werbung. Unter iOS bekommt Ihr etwa nach jedem Spiele-Tod ein kurzes Video gezeigt. Für 3,99 Euro könnt Ihr Euch von der Werbung freikaufen.
Kosten, um das Spiel zu bewerben, gehören übrigens nicht zu den Ausgaben von Howse. Dazu fehlte zum Start schlicht das Kapital. Das freiwillige Marketing übernahmen YouTuber. Unter anderem versuchte sich Felix Kjellberg, der breiten Masse besser bekannt als PewDiePie, daran, auf einem Server die größte Schlange zu erspielen. PewDiePies Account zählt rund 46 Millionen Abonnenten, das Video klickten bis heute über 5,7 Millionen Nutzer an. Bessere Werbung für ein Spiel – dazu noch kostenlos – gibt es nicht.
Man könnte nun den Verdacht haben, Howse habe zumindest manche YouTuber für ihren Aufwand entlohnt. Laut Online Marketing Rockstars lässt sich das rückblickend aber kaum überprüfen. Zumindest finden sich unter den Videos keine Affiliate-Links. Stattdessen habe Slither.io für die weitere Vermarktung einen ähnlichen Weg wie Agar.io eingeschlagen, in dem es Communitys wie Reddit stark eingebunden hat. Smart: Mit der Verwendung bestimmter Kürzel im Nickname können sich Nutzer als Mitglied von Reddit oder Twitch ausgeben und bestimmte Avatare freischalten.
Der Macher verrät die besten Tricks
Im Interview mit Pocket Gamer erzählt Howse, wie es mit Slither.io weitergehen soll: Demnach wollen er und sein Team das Spiel in Kürze um einen Freundschafts-Modus erweitern. Außerdem sollt Ihr demnächst die Möglichkeit bekommen, selbst einen Server zu wählen, auf dem Ihr spielen wollt. Bislang geschieht das zufallsgeneriert. Darüber hinaus würde Howse gern weitere Multiplayer-Spiele entwickeln.
Falls Ihr Slither.io noch nicht kennt und mal das Spiel einmal ausprobieren wollt, verrät Euch der Macher seine besten Tricks:
- Um schnell zu wachsen, folgt einfach größeren Schlangen, wartet, bis diese miteinander kollidieren und sammelt die Punkte ein.
- Wenn mehrere Schlangen auf einmal kollidieren, stürzt Euch nicht einfach auf die Punkte. Jeder andere Spieler in der Nähe hat die gleiche Idee.
- Folgt einer anderen Schlange für einige Zeit und nutzt dann den Boost um den Gegner zu erledigen.
- Wenn Ihr bereits eine große Schlange habt, kreist einfach ein, sodass es für den Gegner keinen Ausweg mehr gibt.