Mit dem Auftritt bei "Die Höhle der Löwen" und dem Invest von Carsten Maschmeier hat der Finanzguru, die App des Fintech-Unternehmens dwins, ordentlich Fahrt aufgenommen. Wir haben getestet, ob die App hält, was sie verspricht.
Es muss schon etwas dran sein an dieser App, dem Finanzguru des Fintech-Startups dwins, das die beiden Brüder Alexander und Benjamin Michel im Mai 2015 gegründet haben. Schon mit dem ersten Konzept gewannen sie 2016 einen Hackathon der Deutschen Bank, die sich dann im Oktober 2017 für eine Million Euro auch gleich 25 Prozent des Unternehmens sicherte.
Und ein Jahr später waren Millionen Fernsehzuschauer Zeuge, als die Zwillinge in der populären Gründer-Show “Die Höhle der Löwen” auch noch Investor Carsten Maschmeier eine Million aus den Rippen leierten. Kein Wunder, dass sich seitdem ein Hype um die App entwickelt hat, die zunächst nur für iOS und jetzt auch für Android erhältlich ist.
Wie funktioniert der Finanzguru im Detail?
Als kostenloser Finanzassistent verknüpft sich die App mit eurem Bankkonto und erstellt basierend auf Umsatzdaten eine Übersicht deiner Finanzen und Verträge. Das Versprechen der App: Mit dem Finanzguru "erledigen sich deine Finanzen wie von selbst und du hast mehr Zeit für das, was dir wichtig ist." Nun ist es aber so, wie auch bei einer Fitness-App: Mit dem Download allein hat sich auch die Sporteinheit eben noch nicht wie von selbst erledigt. Und so ist auch beim Finanzguru ein wenig Mitarbeit angesagt.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Finanzguru ist keine Banking-App im klassischen Sinne, mit der man auch seine Bankgeschäfte erledigen kann, sondern ein Tool, dass die persönlichen Finanzen kategorisiert und visualisiert - und das nicht nur mit den Konten der Deutschen Bank.
Als Finanz-App mit künstlicher Intelligenz zeigt der Finanzguru den Nutzern Sparpotentiale auf und macht Vorschläge zur Optimierung. Soll heißen: Die App analysiert alle Kontobuchungen und sammelt so Informationen, beispielsweise über Energieanbieter, KfZ-Versicherer, private Kranken- oder Lebensversicherungen und natürlich über die Einkommensverhältnisse.
Was macht die App mit den gesammelten Informationen?
Zum einen stellt sie auf Basis der bisherigen Ausgaben eine Hochrechnung: Buchungen aus der Vergangenheit werden analysiert und für eine Finanzprognose herangezogen. Zweitens hilft die App bei der Verwaltung bestehender Abos und Verträge und unterbreitet drittens Alternativangebote.
Damit das alles funktioniert, gibt man beim ersten Einrichten der App seine Bankdaten ein, IBAN und Onlinebanking-Passwort. Neben dem Girokonto lassen sich auch das Tagesgeld- und Kreditkartenkonto verknüpfen. Wer generell beim Thema Datensicherheit sensibel reagiert, wird diese App sicherlich gar nicht erst ausprobieren, allen anderen versichert die Datenschutzerklärung, dass die Bankdaten verschlüsselt werden und von niemandem einsehbar sind. Auf dem Smartphone lässt sich der Zugang zur App mit einem separaten PIN schützen.
Der Blick in die Glaskugel ist nicht immer glasklar
Zunächst empfängt euch der Guru auf mit deiner Finanzübersicht. Ausgegeben werden hier die Tage bis zum nächsten Gehalt und ein prognostizierte Kontostand am Tag des Gehaltseingangs, um zu zeigen, wie hoch dein monatliches Budget ausfallen wird. Da die App auch mit künstlicher Intelligenz nicht alles weiß kann sie nicht hundertprozentig zwischen einmaligen Belastungen und monatlich wiederkehrenden Zahlungsverpflichtungen unterscheiden. So landen unter Umständen auch die einmalige Paypal-Zahlung oder die Jahresgebühr für das Zeitschriftenabo in der Berechnung.
Als nächste Hilfestellung scannt die App Eure Verträge und berechnet die Anzahl, die sie verwalten oder kündigen kann, sei es Sportverein, Business-Netzwerk, Brillenversicherung, Mobilfunkverträge oder Streamingdienste. Was der Finazguru trotz vermeintlich spiritueller Kräfte nicht kennt, sind die Informationen zu Vertragsende und Kündigungsfrist. Diese Daten muss man selber ergänzen und bekommt vom Guru in regelmäßigen Abständen (3 Monate, 2 Monate und 14 Tage) vor Ende der Kündigungsfrist Erinnerungen.
Verträge kündigen, Nebenkosten checken, Finanzreserve anlegen
Wahlweise kündigt der Guru auch sofort. Für eine Kündigung ergänzt man seine persönlichen Daten wie Adresse und Geburtsdatum. Die App kündigt dann entweder per E-Mail oder per Fax, wobei beide Kündigungsarten kostenlos sind, für den Faxservice offenbar demnächst allerdings 99 Cent anfallen werden. Im Grunde bekommt man hier also einen ähnlichen Service wie beispielsweise bei Aboalarm.
Daneben spuckt der Guru auch Tipps zu den einzelnen Verträgen aus, die in der Regel an Partner gebunden sind. So werden in Kooperation mit Verivox optimierte Stromverträge angeboten, die Nebenkostenabrechnung des Vermieters prüft man mit dem Service von Mineko, vergünstigt für 34 statt 54 Euro. Außerdem gibt die App allgemeine Tipps, zum Beispiel, sich eine eiserne Reserve anzulegen, basierend auf den Gehaltsengängen der letzten Monate. Auch eine Dispowarnung hat der Guru im Repertoire.
Nicht zu vergessen: Der Finanzguru leistet auch die Art von Kontonalayse, wie sie gängige Onlinebanking-Programme liefern. Er fasst die einzelnen Ausgaben nach Kategorien zusammen (Lebensmittel, Tanken, Steuern & Abgaben etc.), so dass man Einnahmen und Ausgaben detailliert betrachten kann und auch den negativen oder positiven Monatsabschluss wirft der Guru als Statistik aus. Lediglich die Möglichkeit, Überweisungen auszuführen bietet der Finanzguru nicht.
Fazit: Viel Service unter einem Dach
Hält der Finanzguru, was er verspricht? Sicherlich ist die App eine Unterstützung, weil sie die Finanzen plastisch macht, sie grafisch aufbereitet und uns hilft, den Überblick zu behalten, auch was Verträge und Laufzeiten angeht. Damit übernimmt die App unterm Strich Aufgaben, die der Kündigunsservice Aboalarm, der Nebenkosten Mineko und gängige Onlinebanking-Programme auch leisten. Aber, und das kann für viele Nutzer der entscheidende Punkt sein, sie verknüpft diese Dienste allesamt in einer App und das auch noch günstiger, als wenn man sie separat nutzt.
Wer auf seriöse Finanzplanung setzt, wird auch in Zukunft nicht ohne Banking-Software und Haushaltsbuch arbeiten, aber zum Einstieg ins eigene Finanzmanagement und ausgewählte Optimierungen ist der Finanzguru auf jeden Fall der Richtige.