Das neue PlayLink-System für die Playstation 4 bekommt Nachwuchs. In "Hidden Agenda" löst ihr vor der Konsole alleine oder mit bis zu fünf Freunden eine vertrackte und gruselige Mord-Serie. Euer einziges Forensik-Tool zur Lösung des Falles: das Smartphone in eurer Hand.
Mit der Taschenlampe im Anschlag beschreitet Officer Becky Marnie den düsteren Tatort. Spinnweben wehen im Lichtkegel während sich irgendwo in der Dunkelheit Hilfeschreie einer Frau mit wummernden Techno-Beats zu einem unheilvollen Klangteppich vermischen, der nichts Gutes verheissen lässt. Langsam öffnet Marnie die Tür und erkennt im fahlen Licht das auf einem Bett angekettete Opfer.
Jetzt kommt ihr ins Spiel
Die erste Möglichkeit für euch, eine nachhaltige und gewichtige Entscheidung für den weiteren Spielverlauf zu treffen. Während die geisterhafte und unheimliche Szenerie eingefroren wird, erscheint auf dem Fernsehbildschirm links und rechts jeweils ein Auswahlfeld, die Frage zur anstehenden Aktion ist in der Mitte zu sehen: Wie soll sich Marnie jetzt verhalten? Das linke Auswahlfeld birgt die Möglichkeit, den Tatort weiter auf eigene Faust zu untersuchen. Wählt ihr das rechte, ruft sie einen nahen Kollegen, der vor dem Haus die Lage sondiert, zu Hilfe. Die Crux: Die Mehrheit entscheidet – noch! Je mehr Mitspieler sich für die eine oder andere Handlungs-Variante entscheiden, desto eher fällt die Entscheidung dann mehrheitsgebunden.
Das Ding mit dem Smartphone
"Hidden Agenda" wäre kein PlayLink-Spiel, wenn sich das Geschehen auf dem Bildschirm mit dem herkömmlichen Gamepad spielen ließe. Damit auch jeder sofort mitspielen kann, hat sich Hersteller Sony dazu entschieden, die doch eher für Spiele-Nerds gedachte Eingabemethode vom Spiel abzukoppeln und alle Handlungen an die Bedienung mit einem Smartphone anzupassen. In "Hidden Agenda" steuert ihr per Wischbewegung auf eurem iOS- oder Android-Gerät einen Cursor, den ihr dann an die entsprechende Stelle auf dem Bildschirm führt. Sehr intuitiv und sogar für Leute, die noch nie ein Videospiel angefasst haben, superschnell und einfach zu lernen.
Etwas kniffliger wird es bei den sogenannten "Quick-Time-Events". Das sind kleine Reaktionstests, die ein wenig Schnelligkeit bei dem Wischmanöver auf dem Smartphone erfordern. Ein Beispiel: Officer Marnie betritt einen Raum und übersieht dabei – scheinbar – einen kleinen Draht am unteren Ende des Türrahmens. Während die Szene stark verlangsamt wird, müsst ihr und eure Mitspieler so schnell es geht mit dem Cursor auf den kleinen Draht wischen, damit sie ihn entdeckt und die Falle entschärfen kann. Klingt spannend und das ist es auch, zumal es in "Hidden Agenda" viele Momente dieser Art gibt, die dem sowieso schon spannenden Spielverlauf zusätzliche Würze verleihen.
Die Sache mit dem Vertrauen
Egal ob ihr den weiteren Strang der Handlung bestimmt, euch einem Reaktionstest stellt oder per Taschenlampen-Cursor einen Tatort nach Hinweisen absucht: Schnelligkeit wird meistens belohnt. In "Hidden Agenda" könnt ihr als schnellster die wichtigen Veto-Karten gewinnen. Die Karte könnt ihr jederzeit zücken, wenn es darum geht, gemeinsam eine Entscheidung zu treffen. Wollt ihr euch der sonst gegebenen, demokratischen Abstimmung eurer Mitspieler entgegenstellen, dann zieht ihr einen eurer gesammelten Joker und könnt nun ganz alleine entscheiden, was in der Handlung als nächstes passieren soll. Zudem geht es an vielen Stellen des Spiels um das Vertrauen, das ihr in eure Mitstreiter auf dem Sofa setzt: Dann werden alle Spieler zu Beginn eines neuen Handlungsabschnitts beispielsweise gefragt: "Wer ist der Mutigste aus eurem Team?" Jeder beantwortet die Frage alleine für sich und an einer bestimmten Stelle des Spiels darf dann – natürlich in einer Situation die viel Mut erfordert – nur der Spieler die weitere Vorgehensweise bestimmen, der mehrheitlich dazu auserkoren wurde.
Viele Wege führen zum Ziel
Bis ihr und eure Mitspieler die Handlung von "Hidden Agenda" einmal hinter euch gebracht habt, vergehen zwischen drei und vier Stunden. Doch das ist noch lange nicht das Ende des Spiels. Denn jede Entscheidung, die ihr im Spielverlauf trefft, jeden Reaktionstest, den ihr schafft oder versemmelt, führen das Spiel zu einem anderen Ende. Auch innerhalb der Crime-Story verbergen sich zahllose Weggabelungen und alternative Geschichten, die nur unter ganz bestimmten Umständen für euch und eure Mitspieler sichtbar werden. Kennt ihr die Playstation-Klassiker "Heavy Rain" oder "Beyond: Two Souls"? Dann könnt ihr euch ungefähr vorstellen, was in "Hidden Agenda" mit der mannigfaltigen Unterschiedlichkeit eurer Entscheidungen angestrebt wird.
Fazit: Die Zukunft des Fernsehens?
Nicht nur wegen seiner höchst realistischen Optik – die Spielfiguren sehen fast aus, wie in einer TV-Serie – sondern auch wegen der Faszination beim Spielen, was wohl wie als nächstes passieren wird, drängt sich die Frage auf, ob wir hier nicht die Zukunft der interaktiven Unterhaltung erleben. Wie cool wäre es, wenn ihr bei einer Netflix-Serie wie "Mindhunter" oder einer neuen Folge von "The Walking Dead" per Fernbedienung oder eben per Smartphone entscheiden könntet, wohin und wie sich die Story auf dem Bildschirm weiterentwickeln soll? Ein paar Experimente in dieser Richtung gab es ja schon, aber keines davon war so fesselnd und überzeugend wie "Hidden Agenda" auf der PS4. Die spannende, wenn auch etwas wirre Geschichte, ist zwar stellenweise weit hergeholt, der Faszination beim Spielen – besonders mit möglichst vielen Mitspielern auf dem Sofa – tut das aber keinen Abbruch. Für 19, 99 könnt ihr auch das Spiel im Playstation Store herunterladen, die dazugehörige App findet ihr kostenlos im App Store oder Google Play Store.
Mehr Playstation-Themen?
Dann haben wir hier noch die aktuelle Übersicht der kostenlosen PSPlus-Spiele im November, weitere – ebenfalls zeitlich begrenzte aber sehr lohnenswerte – Schnäppchen im Playstation Store findet ihr hier und wenn ihr euch dafür interessiert, wie ihr aus eurer PS4 einen waschechten TV-Empfänger macht, dann bitte hier entlang.