Threema bringt Verschlüsselung für alle - zum Wucherpreis

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(© 2015 Threema )

So kann man eine eigentlich geniale Idee vom Start weg in den Sand setzen: Threema hat am Donnerstag bestätigt, über eine sogenannte "Gateway"-Funktion die hauseigene Verschlüsselung auch für Drittapps anzubieten. Mit einem gehörigen Haken.

Technisch betrachtet funktioniert das so: Ihr implementiert die Verschlüsselung etwa auf einem Firmenserver, während Threema die Technologie zur Verfügung stellt - quasi ein Gateway bereitstellt.

Warum macht Threema das? So wird der Anbieter in einer offiziellen Stellungnahme zitiert: "Der Versand von Kurznachrichten über die klassischen Kanäle ist inhärent unsicher. Auch die vielfach von Unternehmen für den Austausch vertraulicher Daten genutzte SMS ist, spätestens seit dem Gemalto-Skandal, nicht mehr sicher, nachdem vor einigen Tagen bekannt wurde, dass die Verschlüsselungscodes einer grossen Anzahl SIM-Karten abgegriffen wurden."

"Threema Gateway" sei einfach in der Implementierung, kostengünstig, vielseitig und biete dank durchgehender Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf Basis der bewährten NaCl-Verschlüsselungsbibliothek optimalen Schutz. Die Verschlüsselung soll zudem überprüfbar sein.

Cool, oder? Ja, es wäre allerdings cool, wenn etwa Unternehmen bzw. Teams intern Nachrichten verschlüsselt und sicher verschicken könnten. Banken könnten etwa mTANS sicher versenden. Threema nennt weitere Szenarien:

  • Alarmierungen für Blaulichtdienste, Monitoring von Software und Anlagen
  • Sicherer Passwortaustausch
  •  Weiterleitung verschlüsselter E-Mails
  • Sicherer Newskanal für interne Firmenkommunikation
  • Vertrauliche Kundenkommunikation

"Der Versand einer Nachricht ist bereits ab 17 Cent möglich"

Da müssten sich doch jetzt schlagartig alle auf Threemas neues Gateway-Feature stürzen, oder? Nun ja, ein wichtiges Detail nennt Threema erst im letzten Absatz seiner Pressemitteilung: "Der Versand einer Nachricht ist bereits ab CHF 0.02 / Euro 0.17 möglich." 17 Cent würde Euch bzw. das betreffende Unternehmen eine einzige Nachricht kosten, die über die Threema-Technologie verschickt werden würde? Auf Twitter räumte man auf Nachfrage einen Tippfehler ein. 1,7 Cent sei der korrekte Preis.

Dennoch: Da werden bei mir Erinnerungen an die gute, alte SMS-Zeit wach. Ich dachte eigentlich, dass spätestens nach dem Siegeszug von WhatsApp die Ära der Einzelabrechnung für Kurznachrichten ein Ende hatte. Doch offenbar ist Threema da anderer Meinung.

Ich geh mit Caschy konform, der da meint: "Ich denke das ist ein System, welches wir nicht häufig sehen werden – zumindest im Consumer-Bereich. Wird ja kein Entwickler so bescheuert sein und zu diesen Kursen einen Messenger realisieren wollen." Zum Vergleich: Ein WhatsApp-Nutzer verschickt durchschnittlich über 40 Nachrichten am Tag. Bei einem Nachrichten-Preis von 1,7 Cent wäre das im Monat durchschnittlich 20 Euro. Selbst wenn sich die Kommunikation innerhalb von Unternehmen oder über eine Support-Hotline aufs Wesentliche beschränken würde, könnten je nach Größe dennoch schnell Kosten in vierstelliger Höhe entstehen.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!