Amazon hat den Videospiele-Streaming-Dienst Twitch übernommen und sich gegen große Mitbewerber durchgesetzt, berichtet Business Insider. Sowohl Google als auch Yahoo hatten es auf das Portal abgesehen, Amazon erhielt schließlich den Zuschlag. Dabei wurde Google noch im letzten Monat als Favorit gehandelt.
Drei Jahre jung ist Twitch erst, und schon wertvoll genug, dass Amazon 970 Millionen Dollar für die Übernahme aufbringt. Das Geschäftsmodell klingt eigentlich recht simpel: Nutzer können anderen Leuten live per Stream dabei zuschauen, wie sie Videospiele spielen. Und wer Lust hat, streamt selbst. Mal ist viel Selbstdarstellung involviert, bei der sich der Streamer selbst per Bild ins Geschehen schaltet und Kommentare abgibt, mal ist nur pures Gameplay zu sehen.
Wofür so viel Geld?
Amazon scheint mit dem Deal seine Position als Anbieter von Online-Diensten stärken zu wollen. Mit Amazon Prime Instant Video hat das Unternehmen bereits eine Video-Streaming-Plattform im Angebot, allerdings mit einem anderen Fokus. Der Erfolg, den Twitch dazu beitragen kann, scheint den Preis zu rechtfertigen: 55 Millionen Zuschauer besitzt der Dienst weltweit. 40 Prozent aller Live-Streams im Internet laufen über Twitch. In den USA ist es für zwei Prozent des gesamten Datenaufkommens verantwortlich.
Für Außenstehende mag es dabei widersinnig erscheinen, ein interaktives Medium passiv vor dem Monitor zu verfolgen, wo man doch die Zeit genauso gut selbst mit der Maus oder dem Joypad in der Hand verbringen könnte. Twitch ist aber mehr als nur digitales Live-TV mit Gaming-Thematik: Es ist vor allem auch eine Community von Gleichgesinnten, die ihr Hobby miteinander teilen. Manch einer schätzt es, Profis neue Taktiken abzuschauen, während andere sich über Schreck-Reaktionen in Horror-Spielen amüsieren.
Für die Twitch-Community ändert sich nichts
Twitch-CEO Emmet Shear erklärt in einem offenen Brief, dass für die Community alles beim Alten bleiben wird: Man habe sich für Amazon entschieden, weil es ähnliche Ansichten hinsichtlich der Entwicklung von Twitch vertreten habe. Man wolle den Dienst gemeinsam verbessern, Twitch selbst aber behalte seine Unabhängigkeit, Entlassungen werde es nicht geben.