Die Büchse der Pandora ist geöffnet: Mit "Star Wars Battlefront 2" hat EA die Diskussion rund um Lootboxen und Mikrotransaktionen in Videospielen auf ein neues Level gehievt. Das findet auch die belgische Glücksspielbehörde – und will sie deshalb verbieten. In ganz Europa.
Kurz vor dem offiziellen Start von "Star Wars Battlefront 2" hatte EA schnell noch die Mikrotransaktionen aus dem Spiel entfernt. Grund dafür war die überwiegend negative Rezeption der Lootkisten, die zahlungswilligen Spielern einen Vorteil verschafft hätten. Allerdings stellte der Publisher trotz aller Kritik klar, dass die Entfernung nur temporär sei und die Lootkisten nach einer Überarbeitung ins Spiel zurückkehren würden.
Die harsche Kritik an der Mechanik hatte sogar Disney auf den Plan gerufen. Der Rechteinhaber an der Marke "Star Wars" sah durch die Shitstorm wohl den nahenden Kinostart von "Star Wars VIII: Die letzten Jedi" gefährdet und hatte sich deshalb direkt mit EA in Verbindung gesetzt.
Zum Wohle der Kinder
Ob die Lootboxen allerdings wie angekündigt tatsächlich zurückkehren werden, ist zumindest seit dem 22. November alles andere als sicher. Denn die Glücksspielbehörde in Belgien hat Lootboxen und das damit verbundene System der Mikrotransaktionen als Glücksspiel klassifiziert. In seinem Statement begründete der belgische Justizminister Koen Geens das Urteil unter anderem mit der Gefährdung der geistigen Gesundheit junger Menschen. Bei Glücksspiel handle es sich um die Vermischung von Geld und Sucht. Lootboxen in Videospielen bedienten demnach genau diese zwei Faktoren.
Das besonders prekäre an Lootboxen ist unter anderem deren Willkür, mit der die zufälligen und ungewissen Inhalte ausgeschüttet werden. Käufer, die bereit sind, Echtgeld in Mikrotransaktionen zu investieren, wissen bei Lootboxen nicht, was sie als Gegenwert bekommen. Sie kaufen die sprichwörtliche Katze im Sack.
Allein mit der Ergebnis will sich die Glücksspielbehörde allerdings nicht zufrieden geben. Sie strebt deshalb auch eine Verbot von Lootboxen in Videospielen für ganz Europa an. Jedoch werde die Initiative einige Zeit beanspruchen, um die europäischen Instanzen zu durchlaufen, betonte Geens.
"It's a trap!"
Doch nicht nur in Europa steht der In-App-Handel auf der Kippe. Auch auf Hawaii beschäftigt das Thema mittlerweile die Politik. Der dortige demokratische Repräsentant Chris Lee beschrieb "Battlefront 2" als "Online-Casino, speziell entworfen, um Kinder dazu zu bringen, Geld auszugeben." Er wolle ein Verbot erwirken, dass den Verkauf von Videospielen, die diese oder ähnliche Echtgeld-Mechaniken beinhalten, einschränkt. Konkret hieße das, dass Spiele wie eben "Battlefront 2" oder auch "Overwatch" zumindest auf Hawaii dann erst für Menschen ab 21 Jahre zugänglich wären. Außerdem wolle Lee dafür sorgen, dass derartige "räuberische Praktiken", wie EA sie mit "Battlefront 2" betreibe, in Videospielen generell verboten werden sollen.
Mal sehen, wie Publisher, vorrangig EA ("Star Wars Battlefront 2") und Activision Blizzard ("Overwatch"), auf die angekündigten Massnahmen reagieren werden. Und welche Wendungen das Katz-und-Maus-Spiel noch nehmen wird. Hierzulande sind sowohl "Battlefront 2" als auch "Overwatch" jeweils ab 16 Jahren freigegeben und somit problemlos für Minderjährige zugänglich – zumindest noch. Allerdings besteht weiterhin die Möglichkeit, dass sich der aktuelle Shitstorm als harmloser Sturm im Wasserglas entpuppt.
Noch mehr Gaming?
"Star Wars Battlefront 2" von EA ist seit dem 17. November im Handel erhältlich. Warum das Spiel trotz der Kontroverse Spaß machen kann, PSN-Store derzeit bis zu 70 Prozent Rabatt gewährt.