Kürzer ins Kino, in der Regel länger auf Blu-Ray und DVD: Director's Cuts gehören zu den seltenen, aber immer wieder interessanten Versionen bekannter Filme. Welche davon sind deutlich besser als die Kinofassungen?
Es gibt eine Menge Faktoren, die darüber entscheiden, wie ein fertiger Film aussieht, wenn er in die Kinos kommt. Einer davon ist die Länge, und da muss sich manch ein Regisseur von Szenen verabschieden, die ihm eigentlich wichtig waren, um die Zuschauer nicht überzustrapazieren. Manchmal bringt das Studio dann aber einen Director's Cut heraus, in dem der Regisseur bestimmte Szenen, die ursprünglich der Schere zum Opfer gefallen waren, wieder einfügt. Welche davon sollte man gesehen haben?
Ridley Scott: Großmeister des Director's Cut
Der mittlerweile 80-jährige Regisseur hat vor allem einen sehr berühmten Director's Cut geschnitten: den zu seinem Science-Fiction-Meisterwerk "Blade Runner". Darin erzählt er die Geschichte nicht nur komplett ohne Off-Stimme von Harrison Ford und lässt so die Bilder unerklärt auf die Zuschauer wirken. Er verändert auch mit einer eingefügten Traumsequenz die gesamte Story. Während die Hauptfigur Deckard in der Kinofassung ein gefaltetes Papiertierchen vor seiner Tür findet, und daher weiß, dass die Cops ihm auf der Spur sind, hat im Director's Cut dieses Tierchen eine weitaus stärkere Bedeutung und lässt die Geschichte in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Der zweite gelungene Director's Cut Scotts gehört zu "Königreich der Himmel". Der 45 Minuten längere Film füllt genau die Lücken auf, die in der 144 minütigen Kinofassung bleiben. Trotz seiner Länge wirkt die erste Fassung gehetzt und vieles wird schlicht nicht oder nicht gut erklärt. Mit den 45 Minuten mehr wirkt der Film über die mittelalterlichen Kreuzzüge mit Orlando Bloom und Eva Green deutlich runder und in sich stimmiger. Fox hatte damals dennoch keine Lust, das Risiko eines dreistündigen Mammutwerks in den Kinos einzugehen – und die kurze Fassung floppte. Scott hat sogar noch weitere Director's Cuts für frühere Werke angefertigt, diese beiden sind aber die wichtigsten.
Peter Jackson: Der epische Erzähler
Beim Neuseeländer geht es natürlich um seine mittlerweile sechsteilige Mittelerde-Saga. Die drei neuen Director's Cuts des "Hobbits" fügen lediglich beim dritten Film wirklich wichtige Szenen hinzu, bleiben aber hinter der Herr der Ringe-Trilogie zurück. Hier sind alle drei Director's Cuts gut, allerdings steigern sie sich von vorne nach hinten. Während in Teil eins ein paar interessante Zusatzszenen enthalten sind, macht sich Jacksons Neuschnitt im zweiten Film schon stärker bemerkbar, wenn das Publikum unter anderem das Alter von Aragorn und Gandalf erfährt. Der dritte Teil schließlich hat mit 51 Minuten mehr Szenen nicht nur das üppigste Paket bekommen, sondern auch die meisten wichtigen Momente dabei erhalten. Tatsächlich sind alle drei Director's Cuts ihren Kinofassungen aber deutlich überlegen. Das dürften lediglich ausgeprägte Jackson-Hasser anders sehen. Für Fans sind die längeren Versionen dagegen die einzig wahren Filme.
James Cameron: Das Alien-Monster
Mit stolzen 137 Minuten ist das Horror-Action-Meisterwerk das Kanadiers ohnehin schon mächtig lang für einen solchen Film, aber Camerons Director's Cut packte noch einmal stolze 17 Minuten dazu, die sich zum größten Teil im ersten Viertel des Films befinden. Darin erlebt der Zuschauer nicht nur die Vorgeschichte der Siedler, deren letzte Überlebende Newt später zu einer der Hauptfiguren wird. Cameron erzählt hier auch, dass Ripleys Tochter als alte Frau schon vor Jahren gestorben ist – ein Effekt des langen Kälteschlafs von Ripley. Und das trägt entscheidend dazu bei, dass Ripley einwilligt, mit auf die Reise des Militärs zu gehen – sie hat schlicht keinen Grund mehr, zur Erde zurückzukehren. Wer ohnehin auf die fiesen Monster mit Säureblut und unbändigem Killerinstinkt steht, sollte diesen Director's Cut unbedingt einmal gesehen haben.
Zack Snyder: Who watches the longer Watchmen?
In den vergangenen Jahren hat der Regisseur Zack Snyder viel von seinem Ansehen eingebüßt, das er sich mit Filmen wie "Dawn of the Dead" und "300" aufgebaut hatte. Dabei war sein erster Ausflug ins Comic-Genre – "Watchmen" – eine sehr gelungene Umsetzung eines der besten Comics der Welt. Erst recht in seiner 23 Minuten längeren Version, die den Film zwar zu einem Drei-Stunden-Monster machen, aber auch deutlich mehr Emotion und Tiefe hineinbringen. So erfährt der Zuschauer vom tragischen Ende des ersten Nite Owl. Wer sich das volle Comicpaket geben will, kann dann sogar noch auf den 215 Minuten langen Ultimate Cut zurückgreifen, in dem die animierten Szenen aus "Black Freighter" wie im Comic noch hineingeschnitten sind. Diese Version ist unter Fans aber nicht so beliebt wie der Director's Cut.
Welchen Director’s Cut mochtet ihr am liebsten? Oder sehr ihr euch sowas gar nicht erst an?