Es geht ein Gespenst durch die Reihen: Dass von iPhones, die auf mysteriöse Art und Weise langsamer werden, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt. Warum das Humbug ist.
Es liegt der Verdacht nahe, dass Apple absichtlich seine iPhones drosselt, sobald ein neues Modell in den Handel kommt. Diese Verschwörungstheorie bekam in dieser Woche neues Zahlenfutter durch eine Untersuchung von Laura Trucco für die Universität in Harvard. Wer jetzt erwartet, dass per Benchmark gemessen wurde, ob frühere iPhone-Generationen tatsächlich plötzlich am Stock gehen, liegt falsch.
Was Trucco untersucht hat, ist die Häufung der Suchanfragen. Und die ist unbestritten. Kommt ein neues iPhone in den Handel, dann suchen Menschen im Netz verstärkt nach "iPhone slow" bzw. "iPhone langsam". Ein Beleg dafür, dass die Apple-Smartphones tatsächlich langsamer werden, gibt es freilich nicht.
Messbarer Frust
Vielmehr haben wir es hier mit einer selbsterfüllenden Prophezeihung zu tun. Weil Menschen denken, dass ihr iPhone langsamer wird, suchen und fragen sie danach und erzeugen so Datensätze im Netz, die wiederum für andere ein Beleg dafür sind, dass iPhone langsamer werden und so weiter und sofort. Kurzum: Was sich messen lässt, das ist der Frust. Frust darüber, dass die neue Generation zweifelsohne schneller ist und das eigene Smartphone dagegen langsam erscheinen lässt.
Ein weiterer Punkt in Truccos Argumentation ist die Verbindung von Hard- und Software, die bei Apple aus einer Hand kommt - ganz im Gegensatz zu Android-Geräten. Damit legt die Wissenschaftlerin den Verdacht nahe, dass der Konzern aus Cupertino per Software-Update seine älteren iPhones künstlich verlangsamen könnte. Die Betonung liegt auf "könnte". Was dafür sprechen soll, ist eine Nicht-Häufung von vergleichbaren Suchanfragen etwa bei Galaxy-Devices von Samsung.
Wirklich: Ein kurzer Check nach "Nexus slow" und "Samsung Galaxy slow" zeigte nicht nur eine Steigerung der Suchanfragen in Intervallen, die mit Leaks und Produktvorstellungen korrelieren.
Fakt ist: Apple hasst nichts mehr, als wenn ein System - in dem Fall iOS - nicht performant auf einem Smartphone oder Tablet ist. In der Praxis bedeutet das: Der Konzern macht ein Update lieber überhaupt nicht verfügbar. Damit sterben ältere Modelle zwar den Gnadentod, Apple vermeidet damit allerdings auch, dass man die Geräte als "zu langsam" wahrnimmt. Vielmehr: Versucht es. Kurzum: iPhones werden mit der Zeit nicht langsamer, sind aber langsamer als die neuen Modelle - was wiederum nur logisch ist.
So ist der Artikel - für die altehrwürdige New York Times recht ungewöhnlich - ein Sammelbecken von Mutmaßungen, möglichen Korrelationen und Gerüchten. Immerhin: Harvard-Professor Sendhil Mullainathan kommt in dem Artikel zu dem Schluss, dass wir es hier mit Zusammenhängen zu tun haben, nicht mit Schlussfolgerungen.