Das ist die Zukunft: die ersten Kreditkartenanbieter testen die Nutzer-Identifizierung via Selfie. Dazu will auch Google schon bald seine Nutzer an deren Selbstportraits erkennen. "Pay by Selfie" steht vor dem Durchbruch zum mobilen Mega-Trend. Das ist aber erst der Anfang. Denn die ersten Forscher sind schon dabei, Computern das Lippenlesen beizubringen.
An der Umsetzung dieser Vision arbeitet ganz praktisch längst ein Team der britischen University of East Anglia. Sein großes Ziel ist es, den bereits existierenden mobilen Sprachassistenten wie Siri oder Cortana das Lippenlesen zu lehren.
Sprachnachrichten in der Disco
Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Entwicklung wären wahrlich mannigfaltig. Die offensichtlichste ist natürlich der Einsatz bei der Eingabe von Passwörtern oder anderen Identifizierungssystemen. Natürlich würde eine solche Technik auch zur Überwachung von verdächtigen Personen genutzt werden. Jede andere Annahme wäre weltfremd.
Eine Lippenlesefunktion wäre zudem für Spracheingabe selbst in lautester Umgebung geeignet. So wäre eine WhatsApp-Audio-Nachricht sogar mitten in einer Diskothek möglich. Die coolen Kids würden eine solche Applikation wohl lieben.
Noch ist die Idee jedoch weitestgehend theoretischer Natur. Von einer praktischen Umsetzung sind die Überlegungen der britischen Forscher noch weit entfernt. So kämpfen sie noch mit den Problemen, dass es extrem schwer ist, bestimmte Laute in den unterschiedlichen Dialekten zu erkennen.
"Hands Free" von Google: Wie sicher ist die coole Idee?
Bereits in der praktischen Erprobung befindet sich das „Hands Free“-Projekt von Google. Ziel dieser Idee ist es, dass sich die Käufer in Geschäften identifizieren und somit bezahlen können, ohne ein Smartphone auszupacken. Das Handy bleibt in der Tasche und die Hände damit frei.
Erst einmal läuft das Programm in ausgewählten McDonalds-Filialen und den Läden der Pizzakette Papa John's in San Francisco. Bei „Hands Free“ nennen die Käufer nur den Nutzernamen ihres Google-Kontos. Anhand des Profilbildes kontrolliert eine Spezial-Kamera dann die Plausibilität, also ob der Kunde genug Ähnlichkeit mit dem Gesicht bei Google hat und dass es sich wirklich um den genannten Nutzer handelt.
Diese Beschreibung zeigt bereits. Als sonderlich sicher dürfte man derzeit das Test-Projekt erst einmal nicht einschätzen. Immerhin eine weitere Sicherheitsstufe hat der Web-Konzern eingezogen. Die Teilnehmer an dem Programm müssen eine App auf ihrem Smartphone konfigurieren. Diese bestimmt wiederum die genaue Position des Mobiltelefons. Befindet sich der vermeintliche Kunde an einer Kasse in einem McDonalds-Restaurant, dass Smartphone aber kilometerweit entfernt, verhindert das System den Abschluss der Transaktion.
Für potentielle Smartphone-Diebe beinhaltet das Projekt allerdings einen ganz besonderen Service. Aus Datenschutzgründen werden die Portraitbilder, die die Spezial-Kamera von den Käufern macht, sofort wieder gelöscht. Eine Verfolgung potentieller Langfinger dürfte damit unmöglich sein.
Mastercard will im Sommer „Pay by Selfie“ starten
Bereits praktisch getestet wurde das neue Mastercard-System „Pay by Selfie“. Hierbei ist der Name Programm. Statt sich ihr Passwort merken und eingeben zu müssen, soll es dabei reichen ein Foto von sich selbst zu schießen. Das System gleicht dann das frisch gemachte Foto mit einer bereits hinterlegten Vorlage ab. Wichtig bei dem Vorgang ist, dass die Kunden während des Fotomachens blinzeln. So soll verhindert werden, dass potentielle Betrüger einfach ein Bild vor die Kamera halten.
Das System soll bereits soweit sein, dass es im Sommer starten kann. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob das ständige fotografieren wirklich einfacher ist, als einfach ein Passwort zu tippen. Ein möglicher Erfolgsfaktor von „Pay by Selfie“ ist natürlich der Umstand, dass das Kreditkartenunternehmen sehr virtuos mit der Eitelkeit seiner Kunden spielt. Statt „bezahlen Sie mit Ihrem guten Namen“, heißt es vielleicht schon bald: „Bezahlen Sie mit ihrem hübschen Lächeln “.