Die erste Entwickler-Preview zu macOS Sierra haben wir bereits installiert - und zeigen Euch, was das System außer Siri noch zu bieten hat.
Neues Jahr, neues System, neuer Name: Nach 15 Jahren hat die Bezeichnung "OS X" für das Mac-Betriebssystem ausgedient. Mit der neuen Version benennt Apple die Software in "macOS" um. Beim Beinamen bleibt sich das Unternehmen aber treu, wählt nach Mavericks, Yosemite und El Capitan mit Sierra wieder eine kalifornische Sehenswürdigkeit als Zusatz aus. Kurzer Geografie-Exkurs: Die Sierra Nevada ist eine Gebirgskette, die hauptsächlich durch Kalifornien verläuft. Der Felsvorsprung El Capitan ist einer der Gipfel dieser Kette.
Der Name ist also gut gewählt. Denn Sierra ist definitiv ein größeres Update als El Capitan, macht aber beim Design keine Ausreißer. Es sieht großartig anders aus als das vor zwei Jahren optisch überarbeitete Yosemite. Während das Design gleich bleibt, hat Apple den Funktionsumfang erweitert. Die größte Neuerung: Mit Sierra steht Euch Siri auf dem Mac zur Verfügung. Ihr werdet nach der Installation schon bei der Einrichtung gefragt, ob Ihr den Sprachassistenten aktivieren wollt. Entscheidet Ihr Euch dafür, legt das System automatisch ein Siri-Icon im Dock und in der Menüleiste ab.
Siri assistiert auf dem Mac
Um Siri zu aktivieren, genügt ein Klick auf eines der beiden Symbole. Ihr könnt, wie vom iPhone oder iPad gewohnt, Eure Anfrage einsprechen. Der Assistent gibt Euch dann etwa Auskunft über das Wetter und anstehende Ereignisse, kann aber auch lokale und Websuchen durchführen. Mit den Suchergebnissen könnt Ihr sogar interagieren. Arbeitet Ihr zum Beispiel an einer Präsentation und Euch fehlt noch ein passendes Bild, lasst Ihr Siri einfach im Internet danach suchen. Ist ein geeignetes Bild in den Ergebnissen enthalten, könnt Ihr es einfach per Drag and Drop in die Präsentation ziehen. Noch cooler: Fragt Ihr Siri nach dem Spielplan Eurer Lieblingsmannschaft, könnt Ihr diesen einfach in die Mitteilungszentrale ziehen, wo er fortlaufend aktualisiert wird.
Eine weitere Neuerung ist der Bild-in-Bild-Modus für Videos. Der wird von Safari und iTunes unterstützt und soll mehr Übersicht bei der Arbeit mit mehreren Fenstern schaffen. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Im Browser kommt es darauf an, über welche Plattform Ihr Euch Videos anseht. Während YouTube (noch) keine Möglichkeit bietet, Clips aus Safari als eigenständiges Bild weiterlaufen zu lassen, genügt bei Vimeo ein Klick aufs entsprechende Symbol, um den laufenden Clip zu minimieren. Macht aber nicht den Fehler, den Tab zu schließen. Damit beendet Ihr die Wiedergabe im separaten Fenster.
macOS und iOS arbeiten enger zusammen
Damit der Schreibtisch auch bei der Arbeit aufgeräumter aussieht, könnt Ihr in Programmen wie Pages nun mehrere Dokumente in Tabs statt in einzelnen Fenstern öffnen. Damit das funktioniert, muss die jeweilige Anwendung aber im Vollbildmodus laufen. Apropros Schreibtisch: iCloud macht es möglich, dass Ihr alle Dateien, also Dokumente und Bilder, die Ihr auf dem Schreibtisch abgelegt habt, auch auf dem iPhone oder iPad einsehen könnt. Darüber hinaus verzahnt Apple macOS und iOS noch stärker miteinander. Wenn Ihr auf dem iPhone Text in die Zwischenablage kopiert, ist er auch auf dem Mac in der Zwischenablage vorhanden. "Universal Clipboard" nennt Apple die Funktion.
Parallelen zu iOS gibt es auch in den Apps Nachrichten und Fotos. Während Apple iMessage fürs iPhone aufgebohrt hat, müssen sich Mac-Nutzer aber mit weniger zufrieden geben. Auf dem Computer könnt Ihr immerhin größere Emojis verschicken und Nachrichten direkt mit einem Daumen nach oben, einem Herzchen oder einem anderen Symbol kommentieren. Ebenfalls neu: Der Messenger zeigt Videos nicht mehr nur als plumpen Link an. Stattdessen bietet iMessage die Möglichkeit, Clips von YouTube und Co. direkt abzuspielen. Weitere Spielereien aus der iOS-10-Version, etwa die unsichtbare Tinte, bleiben aber iPhone-Nutzern vorbehalten.
Nicht ganz so groß sind die Einschnitte bei der Fotos-App: Auch auf dem Mac kann die Anwendung sogenannte "Memories" (im deutschen Interface "Erinnerungen" genannt) erstellen - also zueinander passende Fotos zu einer Strecke zusammenfügen und mit Musik unterlegen. Außerdem bietet Fotos eine verbesserte Suche und Gesichtserkennung und sortiert Fotos nach Aufnahmeorten. Für Letzteres gibt es dann, ähnlich wie bei Instagram, eine Landkarte mit den von Euch besuchten und auf Fotos festgehaltenen Orten.
Von weiteren neuen Funktionen profitieren nur einige Nutzer: Per "Auto Unlock" könnt Ihr zum Beispiel auf die Eingabe eines Passworts zum Entsperren Eures Macs verzichten. Das funktioniert aber nur, wenn Ihr eine Apple Watch tragt. Auch auf die Online-Bezahlung mit Apple Pay hat nicht jeder Zugriff: Zwar schafft es der Dienst neben Großbritannien auch nach Frankreich und in die Schweiz, doch vorerst nicht nach Deutschland.
Ein Feature, nämlich die automatische Speicherverwaltung, ließ sich in der kurzen Zeit noch nicht testen. In der Theorie soll macOS nämlich selten verwendete Dateien automatisch aufspüren und in die iCloud verlagern. Der Vorteil für Euch: mehr Platz auf der Platte. Wie sich das in der Praxis gestalten wird, muss sich erst noch zeigen. Apple stattet seine Kunden mit fünf Gigabyte Online-Speicher aus. Für 50 Gigabyte, 200 Gigabyte oder ein Terabyte zahlt Ihr monatlich 99 Cent, 2,99 Euro oder 9,99 Euro.
So gut funktioniert macOS schon
Obwohl es sich bei der Entwickler-Preview noch um eine sehr frühe Version handelt, funktionieren die meisten Neuheiten schon ganz gut. In der Redaktion haben wir das System auf einem älteren MacBook Pro (Mid 2012) mit acht Gigabyte Arbeitsspeicher installiert. Dabei fiel auf, dass das System recht flüssig lief. Das Minimieren von Videos oder das Öffnen von Anwendungen durch Siri klappte nahezu verzögerungsfrei. Nur Universal Clipboard wollte auf dem Test-iPhone und dem Test-Mac noch nicht funktionieren.
Diese Macs sind kompatibel
Wenn Ihr macOS Sierra auch ausprobieren wollt, müsst Ihr Euch noch ein paar Wochen gedulden. Die Beta-Phase für alle startet erst im Juli. Über diesen Link könnt Ihr Euch aber schon einmal für Apples Beta-Programm anmelden. Das fertige Betriebssystem bringt Apple dann im Herbst auf die Macs.
Folgende Geräte werden laut AppleInsider unterstützt:
- MacBook ab 2009
- iMac ab 2009
- MacBook Air ab 2010
- MacBook Pro ab 2010
- Mac mini ab 2010
- Mac Pro ab 2010