Es ist ein Ende mit Schrecken: 780 Millionen Euro verbrannte der jahrelang weltgrößte Handyhersteller Nokia im vergangenen Jahr – davon 201 Millionen Euro allein im abgelaufenen Quartal zum Abschied. Während der finnische Traditionskonzern, der sich nach dem Verkauf der Mobilsparte als Netzwerkausrüster neu aufstellt, seine größte Bürde los ist, bleibt die Frage: Geht Microsofts Rechnung als ganzheitlicher Smartphone-Anbieter auf?
Schnell wurde klar, dass der Sprung danebenging. Nokia tauchte ab – und nie wieder auf.
Drei Jahre ist das Memo alt, das für immer am glücklosen Nokia-Chef Stephen Elop kleben dürfte: Mit einer „brennenden Ölplattform“ verglich Elop Nokia, als er den einstigen Branchenprimus Anfang 2011 als CEO übernahm – das Einzige, was helfe, sei der “Sprung ins kalte Wasser“.
Relativ schnell wurde klar, dass der dieser Sprung danebenging. Nokia tauchte ab – und eigentlich nie wieder auf. Den Megatrend Smartphones verpasste der Branchenprimus krachend: Auf iPhone und Android-Geräte blieb der finnische Traditionskonzern jahrelang eine Antwort schuldig, und als sie in Form des quietschbunten Lumias kam, war die launige Käuferschaft längst weitergezogen.
Nokia setzt nur noch ein Zehntel von Samsung ab
8,2 Millionen Lumias gingen zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember über die Ladentische. Das sind zwar immerhin doppelt so viele verkaufte Geräte wie der noch stärker strauchelnde Rivale Blackberry absetzte, der im abgelaufenen Quartal mit einem Umsatzeinbruch von 56 Prozent förmlich implodierte, doch der Abstand gegenüber den Marktführern Apple und Samsung beträgt inzwischen Lichtjahre.
Mit rund 55 Millionen verkauften iPhones rechnen Branchexperten, wenn Apple am kommenden Montag nach Handelsschluss seine Bilanz für das abgelaufene Weihnachtsquartal bekannt gibt, während der große südkoreanische Rivale mit knapp 82 Millionen verkauften Smartphones bereits neue Maßstäbe setzte. In anderen Worten: Nokia verkauft gerade mal ein Zehntel von Samsung.
Lumia-Absatz sinkt gegen Vorquartal
Besonders besorgniserregend für den fast 150 Jahre alten finnischen Traditionskonzern: Zwar konnte der Lumia-Absatz im Vergleich zum Vorjahresquartal gesteigert werden, gab jedoch gegenüber dem September-Quartal, in dem noch 8,8 Millionen Modelle abgesetzt wurden, sogar nach. Eine Trendwende sieht anders aus.
Bleibt die Frage, ob sich die Übernahme von Nokias Handysparte für Microsoft auszahlt. Für 7,2 Milliarden Dollar hatte der Redmonder Softwareriese seinen finnischen Partner, der seit 2011 mit Microsofts mobilem Betriebssystem Windows Phone arbeitet, im September vergangenen Jahres übernommen. Die Ambitionen des nach Apple und Google drittwertvollsten Technologiekonzerns der Welt, sich als dritte Kraft im Mobil-Universum neben iOS und Android zu etablieren, haben damit einen erneuten Dämpfer bekommen.