Update: Nach massivem Protest der Nutzer ist Evernote zurückgerudert und wird am 23. Januar keine neuen Datenschutzregelungen einführen. Mitarbeiter werden also keinen Zugriff auf Eure Daten erhalten, wenn Ihr das nicht explizit einstellt. Evernote arbeitet jetzt an einem Modell, das die Sorgen der Kunden im Bezug auf Datenschutz berücksichtigt.
Evernote, die Cloud für Eure Notizen, Dokumente, Bilder und Co. war immer ein sehr praktischer Dienst. Von jeder Plattform aus - egal ob vom Smartphone oder PC - konntet Ihr Eure Daten geordnet ablegen, kommentieren und vor allem digitalisieren. Mit den aktuellen Änderungen haben nun aber Evernote-Mitarbeiter offiziell die Befugnis, Eure Daten anzuschauen. Die Privatsphäre verschwindet mehr und mehr.
Evernote versteckt das Auswerten der Daten unter einer Verbesserung für das System. Es ist u.a. die Rede von maschinellem Lernen, sodass die Suche besser funktioniere und sich Evernote an die Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers anpasse. Denn ein Student würde den Dienst anders benutzen als ein Unternehmer.
Feature der Zukunft?
Die E-Mail, die diese Änderungen ankündigt, liest sich eher aufregend als beunruhigend. Da heißt es: "Wir gehen nun einen Schritt weiter und stoßen zu neuen Technologien vor, mit denen man Gedanken nicht nur archivieren, sondern verarbeiten und darauf reagieren kann. Ziel ist es, das externe Gehirn auch zum Denken zu verwenden. Um diese technischen Innovationen zu ermöglichen, aktualisieren wir die Datenschutzrichtlinie von Evernote." Klingt ja erstmal genial. Neue Technologien, Innovationen und ein externes Gehirn? Cool. Und danach folgt noch: "Unsere drei Datenschutzregeln ändern sich nicht: Deine Daten gehören dir, sind geschützt und mobil." Klingt ebenso optimal. Meine Daten gehören mir? Super! Sie sind geschützt und mobil? Check.
"And please note that you cannot opt out of employees looking at your content"
Doch was in der E-Mail nicht erwähnt wird, finden wir nur, wenn wir tatsächlich danach suchen. "Geschützt" wird bei Evernote vielleicht nicht so interpretiert, wie Ihr das gewohnt seid. Nutzer haben nämlich keine Möglichkeit den Evernote-Mitarbeitern den Zugriff auf Ihre Daten zu verwehren. Sie können lediglich widersprechen, dass ihre Dokumente und deren Inhalte nicht für das maschinelle Lernen verwendet werden. Gelesen werden können sie aber trotzdem.
Evernote verteidigt sich
Wie zu erwarten war, gab es von den Nutzern Protest. Evernote hat deshalb ein paar Details veröffentlicht, die die Nutzer beschwichtigen sollen. Die Frage wer überhaupt Zugriff auf die Daten haben wird, beantworten sie damit, dass der Kreis sehr klein gehalten werde und diese Leute ein "Datenschutz-Training" (was auch immer das genau ist) absolviert hätten. Außerdem würden die Mitarbeiter nur reinschauen, wenn vermutet werde, dass Nutzungsbedingungen verletzt würden oder der Nutzer selbst eine Notiz nicht finden kann und einen Service-Mitarbeiter fragt, ob dieser nicht mal suchen könne.
Doch alles in allem steht in den neuen Bestimmungen, dass Mitarbeiter auf Eure Inhalte zugreifen können "wenn dies zur [...] Verbesserung des Diensts notwendig ist." Und das ist leider zu schwammig formuliert.
Ihr stimmt automatisch zu
Nun kennt Ihr das bestimmt von Euch selbst: Ihr bekommt öfter Mal Mails mit dem Betreff "Datenschutzänderung" und schon allein das zu sehen nervt. Nicht ohne Grund ist die meist benutzt Lüge der Welt "Ja, ich habe die AGB gelesen" - die Firmen wissen das. Deshalb müsst Ihr wie jetzt bei Evernote den neuen Regelungen nicht einmal explizit zustimmen. In der E-Mail heißt es weiter: "Diese Änderungen treten am 23. Januar 2017 in Kraft. Wenn du Evernote ab diesem Datum weiterhin verwendest, stimmst du damit unserer aktualisierten Datenschutzrichtlinie zu." Evernote selbst stellt bereits eine Anleitung zur Verfügung, die Euch das Löschen Eures Kontos bei diesem Dienst erklärt.