Quora: Obamas neues Lieblings-Social Media-Portal

US-Präsident Barack Obama geht auf Kuschelkurs mit Silicon Valley und testet neue Services.
US-Präsident Barack Obama geht auf Kuschelkurs mit Silicon Valley und testet neue Services (© 2014 Flickr/Joe Crimmings Photography )

Auf dem Frage-Antwort-Portal Quora informiert Obama über sein Gesundheitsprogramm.  Der US-Präsident will sich damit nicht nur Bürgern nähern, sondern auch dem Silicon Valley. 

Mehr als eine Million Besucher

US-Präsident Barack Obama lässt derzeit keine Gelegenheit aus, um seine Bürger daran zu erinnern, sich für das Gesundheitsprogramm Affordable Care Act anzumelden.  Kürzlich sorgte Obama bei "Funny or Die" mit Schauspieler Zach Galifianakis für einen Viral-Hit,  jetzt nutzt der US-Präsident das Frage-Antwort-Portal Quora als Plattform für den Endspurt.

Warum hat sich Barack Obama für diesen Social Media-Service entschieden? Quora ging bereits vor vier Jahren live. Das Konzept ist einfach: User stellen Fragen an die Community und erhalten (bestenfalls) Antworten. Die Fragen sind nach Themen geordnet, und Nutzer können ihre Expertisen angeben. Heute listet die Website laut Mitgründer und CEO Adam d'Angelo  450.000 Themen. Das Unternehmen veröffentlicht zwar keine Traffic-Zahlen, nach Comscore-Schätzungen zog das Portal 1,15 Millionen Visitors an.

Beziehungen und Gesundheit

Thematisch eilt Quora der Ruf voraus, vorrangig die Startup-Branche zu bedienen. Quora-Nutzer geben sich Tipps zur richtigen Investorenansprache, Newsletter-Marketing und Arbeitskultur. Das sei zwar anfangs so gewesen, mittlerweile seien die Diskussionen sehr vielfältig, betonen die Betreiber in einer jüngst veröffentlichten Analyse. Demnach sind Themen wie Beziehungen, Gesundheitswesen, Reisen und Mathematik ebenso heiß diskutiert.

Aufmerksamkeit erregte Quora auch durch eine Kooperation mit dem Gefängnis San Quentin. Im Rahmen des "Last Mile"-Programms berichteten Insassen auf Quora über ihre Erfahrungen in Haft. Quora hat zwar seit 2010 eine aktive Community aufgebaut, technisch hat sich das Angebot jedoch seit dem Launch kaum verändert. Einen Weg, seinen Traffic zu monetarisieren, hat das Startup noch nicht gefunden. Zuletzt war von Google Ads-ähnlichen Werbeformaten in den Suchergebnissen die Rede.

Reger Austausch mit Silicon Valley

Was sucht also Barack Obama auf Quora? Der prominente Nutzer ist bereits der zweite Schritt in eine neue Richtung, den das Startup dieses Jahr setzt. Im Februar nutzte der Rundfunk NPR Quora als Plattform, um über die Olympischen Spiele in Sochi zu bloggen.  Mit der Aktion des US-Präsidenten führt das Portal außerdem "Verified"-Nutzerprofil ein, Obama ist der erste.

Durch diese Maßnahme erhofft sich das Startup vertrauenswürdige, detaillierte Diskussionen und will sich vom kurzlebigen Twitter und unübersichtlichen Reddit abheben. US-Präsident Obama galt zwar schon vor seinem ersten Amtsantritt im Jahr 2008 als Social Media-Afficianado, seine Verbindung zur Tech-Welt scheint aber derzeit besonders intensiv zu sein.

Seit Monaten tauscht sich das Staatsoberhaupt mit den wichtigsten CEOs von Silicon Valley aus. Meist geht es um die Reformierung der NSA-Praktiken. Zuletzt beschwerte sich Mark Zuckerberg per Telefonanruf bei Obama höchstpersönlich über NSA-Schnüffeleien. Vergangenen Freitag lud der Präsident den Facebook-Chef sowie weitere Vertreter der Tech-Branche nach Washington ein.

Je wichtiger der Wirtschaftszweig in den Staaten wird, umso mehr hat sie auch Einfluss auf das Weiße Haus. Mit Kampagnen wie der auf Quora zeigt Obama einmal mehr, wie ernst ihm der Austausch mit der Internet-Industrie ist. Das Weiße Haus überlegt sogar, sich endgültig von Blackberry zu verabschieden und testet Android-Geräte als neue Firmenhandys.

Seit Monaten tauscht sich das Staatsoberhaupt mit den wichtigsten CEOs des Silicon Valley aus

Was die Aktion Quora bringen wird? Auf jeden Fall Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit und nicht mehr nur unter Startup-Gründern. Ob Obamas Gesundheitsprogramm von Quora profitiert oder umgekehrt, wird sich zeigen. Das Funny or Die-Video schickte immerhin mehr als eine halbe Million User auf die Website healthcare.gov.

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