Die britischen Samariter wollen anhand einer App Hinweise auf Suizidgedanken aufspüren. Dass die Anwendung die Nutzer und deren Twitter-Feed beobachtet, war vielen jedoch nicht bewusst. Jetzt rudert die Seelsorge zurück.
Zugriff auf Twitter-Feed
Mit der App "Radar" verfolgen die britischen Samariter einen guten Zweck: Selbstmorde verhindern, indem Hinweise auf Twitter frühzeitig erkannt werden. Das Programm sorgt jetzt allerdings für heftige Kritik und Bedenken über die Privatsphäre.
Wer Radar nutzt, erlaubt automatisch den Zugriff auf den eigenen Twitter-Feed. So analysieren die Samariter die Beiträge aus dem eigenen Social Media-Netzwerk. Dessen waren sich die Nutzer allerdings nicht bewusst, als die App kürzlich gelauncht wurde. Eine Opt-Out-Funktion bot Radar ursprünglich nicht an.
900.000 Profile beobachtet
Nachdem sich User beschwerten, dass die Samariter sich ohne vorherige Information Zugriff auf den Twitter-Feed verschaffen, ruderte die Organisation Ende der Woche zurück. Die App lässt ihre Nutzer jetzt entscheiden, ob sie den Zugriff erlauben. Jene, die das nicht wollen, werden von Radar auf eine Whitelist gesetzt. Die Samariter betonen, die Funktionalitäten vorab getestet zu haben und mit ihrem Ansatz den Datenschutz nicht zu verletzen.
Mit der App sorgten die Samariter jedenfalls für Aufmerksamkeit. Am ersten Tag meldeten sich 1.500 Personen an, und so hatten die Betreiber Zugriff auf 900.000 Twitter-Profile. Innerhalb eines Tages hat das Programm zur Suizidprävention 258 relevante Meldungen verzeichnet, allerdings sollen nur zehn Prozent davon auch tatsächlich auf mögliche Suizidgedanken hingewiesen haben.