Der Nuraphone-Kopfhörer passt seinen Klang jedem Nutzer individuell an. Dafür vermisst der er sogar den Gehörgang. Wir haben das innovative Teil getestet.
Es gibt Kopfhörer in Form von In-Ears, On-Ears und Over-Ears, statt Kabelsalat gibt es komfortables Bluetooth und wir schätzen Noise Canceling, wenn wir uns ohne Lärm auf Musik oder Hörbücher konzentrieren wollen. Wer hätte gedacht, dass noch einmal etwas wirklich Neues in Sachen Kopfhörer auf uns zukommt?
Der Nuraphone ist tatsächlich etwas Neues, das kann man nicht nur hören, sondern auch sehen - wenn auch erst auf den zweiten Blick: Zunächst sieht er mit seinen großen Ohrmuscheln aus wie ein klassischer Over-Ear-Kopfhörer, beim genauen Hinsehen bemerkt man allerdings auch die In-Ear-Pfropfen - der Nuraphone kommt also als eine Art Zwitter daher.
Der Nuraphone ist ein Projekt des australischen Start-Ups Nura, das 2016 auf Kickstarter seinen Anfang nahm. Und das Interesse am neuartigen Konzept war überwältigend: Statt der ursprünglich angepeilten 100.000 US-Dollar landeten letztlich rund 1,8 Millionen US-Dollar im Klingelbeutel.
1,8 Millionen Dollar für eine innovative Idee
Die doppelte Ausstattung mit Over-Ear-Muscheln und In-Ear-Stöpseln hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es eine Arbeitsteilung zwischen dem In-Ear-Stöpsel und der umliegenden Membran: Während der Pfropfen im Gehörgang für Höhen und Mitten zuständig ist, versorgt uns die umliegende Membran mit akkuraten Bässen. Eine Aufteilung, die auch unter gesundheitlichen Aspekten Sinn macht, denn je tiefer die Kopfhörer im Ohr sitzen, desto größer ist auch Belastung für unser Trommelfell.
Das eigene Soundprofil erstellen
Zum anderen ist der In-Ear-Pfropfen notwendig, um das individuelle Soundprofil zu erstellen. Dafür sendet der Kopfhörer während der ersten Einrichtung der Kopfhörer über die Nura-App akustische Signale in den Gehörgang und misst die Schallabstrahlung aus dem Innenohr.
Zunächst wird der Sitz kontrolliert. Sitzt der Kopfhörer nicht ordentlich, ertönt das erste Pfeifen. Und für Brillenträger heisst es erstmal Sehhilfe abnehmen, damit ordentlich justiert werden kann. Wenn alles passt, folgt das eigentliche Ausmessen des Ohrs. Die Nura App wertet dafür die sogenannten otoakustischen Emissionen aus - Töne, die es in den Gehörgang sendet und mit Mikrofonen misst. Eine Minute dauert das Prozedere, für dass man die Companion-App von Nuraphone benötigt, wie auch für die gesamte erste Einrichtung. Ein wenig kommt man sich währenddessen vor, wie beim Ohrenarzt, denn es piept und fiept auf beiden Lauschern während der Einrichtung.
Das individuelle Profil stellt die App mit einem farbigen kreisähnlichen Gebilde dar. Neben dem eigenen Profil speichert die App noch zwei weitere - vorausgesetzt, man möchte seine In-Ear-Hörer mit jemandem teilen.
Steuern kann man den Kopfhörer über einen Button an der linken Ohrmuschel. Dort regelt man durch Drauftippen auch Lautstärkeregelung und springt einen Titel weiter. Der Nuraphone benötigt auch keinen Ein-Aus-Schalter, sondern erkennt mittels Sensoren, wenn man ihn aufsetzt und schaltet sich beim Absetzen aus. Das Polster aus Silikon umschließt das Ohr vollständig, was bereits für eine gute Dämpfung der Außengeräusche sorgt, dazu filtert das Noise-Cancelling den restlichen Lärm heraus. Anfangs trägt sich dieser Hybrid etwas merkwürdig, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Und wie ist das Klangergebnis?
Der Sound ist tatsächlich sehr detailliert und präzise, die Bässe auf den Punkt, Höhen und Mitten präsent und klar. Einen Equalizer zum Justieren von Bässen Höhen und Mitten gibt es allerdings nicht, stattdessen einen Regler, mit dem man den sogenannten Immersionsgrad stufenlos anpassen kann. Im wesentlichen sorgt dieser Kniff für einen druckvolleren Sound, soll heißen für mehr Bässe. Neben diesem individuellen gibt es noch ein universelles Soundprofil, dass allerdings klingt sehr blechern und ist zum Musikhören nicht ernsthaft zu gebrauchen. Wer von seiner Umwelt nicht komplett abgekapselt sein will, der nutzt den Sozialmodus, den man in der App anwählen kann und schon landen auch Umgebungsgeräusche wieder auf den Ohren - sinnvoll vor allem im Straßenverkehr.
Der auch optisch ansprechende Kopfhörer von Nura ist ist überwiegend aus Aluminium gefertigt, und macht einen robusteren Eindruck, als viele der Kunststoffmodelle am Markt.
Die Ohrpolster sowie die Polsterung des Kopfbügels sind aus Silikon gefertigt. Das Nuraphone kommt in einem stabilen Case mit Magnetverschluss und einem 1,25 m langem USB-A-Ladekabel.
Fazit: Überzeugendes Klangbild - detailreich mit ordentlich Bass
Alles in allem ist der Nuraphone ein solider Kopfhörer mit einem überzeugenden, klaren und detailreichen Klang, der auch mit ordentlichen Bässen überzeugen kann. Ein mehr als ordentliches Ergebnis für die Premiere eines Start-Ups. Der Preis von rund 400 Euro geht sicherlich in Ordnung. der Kopfhörer kann ab sofort auch in Deutschland direkt über Nura oder im Online-Handel bestellt werden.