Rage 2 im Test: Ist das der beste Shooter der letzten Jahre?

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Ein Shooter, der die Wüsten-Welten von "Mad Max: Fury Road" und der Designästhetik eines Cyberpunk 2077 kombiniert: "Rage 2" drückt aufs Tempo,  und das von der ersten Sekunde an. Der perfekte Shooter also? Ein Testbericht.

Holy shit, gibt "Rage 2" Gas: Gerade erst bin ich gestartet, da zerfetzt es einen Ranger vor meinen Augen. Ich schnappe seinen Hightech-Anzug, kämpfe gegen Aliens mit Jetpack auf dem Rücken, einem riesigen Troll, der auch aus "Der Herr der Ringe" entschlüpft sein könnte und erlebe, wie meine schießwütige Oma von einem General mit einem riesigen Schwert durchbohrt wird. Der in einem Exo-Skelett steckt und mehr Maschine, als Mensch ist. Puh, durchschnaufen! Das hier verspricht ein wilder Ritt zu werden.

Und was für einer: "Rage 2" ist so ziemlich der beste Shooter, den ihr euch für den PC, Xbox One / Xbox One X, PS4 und PS4 Pro derzeit holen könnt. Die Waffen haben richtig viel Punch, der Sound hämmert sich förmlich ins Ohr und das Spiel hat einen extrem guten Flow: Eine wunderschöne Dynamik, die angetrieben wird von Elektro- und Industrial-Beats, die einfach gut passen. Ihr habt Doom gespielt? Ihr wisst, was ich meine. Musik ist so wichtig, als Motor fürs Shooter-Gameplay.

Eine Übersicht über die besten Games findet ihr übrigens hier. 

"Rage 2" im Test: Der griffigste Shooter, den ich in den letzten Jahren gespielt habe

Hier gibt’s 9 Minuten Gameplay in 4K:

(© 2024 CURVED )

"Rage 2" fühlt sich einfach gut an. Unglaublich griffig, mit perfektem Trefferfeedback und einer Gameplay-Spirale, die man nur kreativ nennen kann: Ihr schießt nicht nur, ihr seid Iron Man. Via Dash katapultiert ihr euch über das Feld, was sich mit einem Doppelsprung kombinieren lässt - wer will, der arbeitet stark in der Vertikalen, um den großen Mengen an Gegnern ein Schnippchen zu schlagen. Später gesellen sich zum Waffen-Repertoire aus Shotgun, Sturmgewehr, Smart-Rocket-Launcher, der auch Laser-gesteuerte Miniraketen verschießen kann, noch so kreative Tools hinzu, wie der Grav-Dart-Launcher.

Irres Ding, erinnert ein bisschen an "Just Cause": Ihr könnt nämlich magnetisierte Pfeile auf Gegner schießen, dann das Gegenstück etwa an einem fahrenden Auto oder Gaskanister anbringen und schon klatschen sie gegeneinander. Welch ein Spaß! Und ihr könnt all diese Elemente kombinieren: Banditen mit irrem Irokesen-Look greifen von überall an? Einfach schnell ein Energieschild zu euch "spawnen" und ihr seid geschützt. Jetzt hochspringen, per Shotgun blaue Bohnen versenden oder via Smart-Raketenwerfer gleich einen Panzer grillen. Alle Waffen haben nämlich Sekundärfähigkeiten: So könnt ihr entweder fokussiert angreifen, meist via Zoom auf ein Zielobjekt. Oder eher streuen, schließlich schmeißt euch "Rage 2" absurde Mengen an Gegnern vor den Abzug.

Die Story: "Mad Max" meets "Cyberpunk 2077"

Liebhaber von George Millers "Mad Max: Fury Road" werden bei "Rage 2" definitiv auf ihre Kosten kommen. Denn dieses Inferno ist genauso durchgeknallt wie dieser Film. Mit widerlich aussehenden Figuren, die aber herrlich ins Setting passen. Da gibt’s zum Beispiel diese ältere Lady, die Burlesque-Queen Dita Von Teese mimt – allerdings aus einem goldenen Becher das Blut ihrer Opfer trinkt.

Ähnlich wie in "Mad Max" arbeitet jeder nur für sich selbst, lässt für Geld seine Partner schnell mal über die Klinge springen und gibt es unterschiedliche Fraktionen, die sich nicht zwingend grün sind. Die Bürgermeisterin einer Stadt etwa, die ständig mit Angriffen des Goon-Squads traktiert wird – Irokesen-tragende Clowns, die auch aus "Batman: Arkham Crisis" entsprungen sein könnten. Und einen Widerstandskämpfer, der in einer anderen Stadt das Sagen hat, deren Abwasser-Anlagen von Mutanten verseucht sind: Lösen wir als Superheld-Ranger Walker dieses Problem, gibt’s Punkte auf der Loyalitätsskala und die Verbündeten schenken uns coole neue Schießprügel. Oder verraten, wo wir diese finden.

Das "Rage 2"-Gameplay erinnert an "Far Cry 5"

Das Gameplay: Mutanten killen, Clowns jagen und irre Verfolgungsjagden
Rage 2 ist das Kind zweier interessanter Studios: "id Software" und "Avalanche Studios". Die Könige der Shooter, id Software, lieferten viele Impulse für dieses griffige, von Sound getriebene Gameplay, welches auf eine Open-World trifft, die klar von Mad Max inspiriert ist. Das kommt nicht von ungefähr, denn Avalanche hat auch das offizielle Mad-Max-Spiel entwickelt. Und genau das merkt man: Denn das hier ist kein klassischer Shooter, es geht eher Richtung "Far Cry 5". Mit vielen unterschiedlichen Fahrzeugtypen, die sich regelrechte Schlachten liefern wie Wüstenbuggys, Monstertrucks, Hightech-Fahrzeuge, die auch bei der Rallye Dakar mitfahren könnten.

Ein Wermutstropfen: "
Rage 2" hat seine Längen. Es tut sich schwer, die riesige Welt zu füllen – wie schon im offiziellen Mad Max-Spiel auch, hätte etwas weniger Volumen dem Spielfluss gut getan. Doch was wundervoll funktioniert, ist dieser Aufbau vom Anfang zum Finale. Weil die Entwickler immer wieder tolle Upgrades bieten: Panzerung, Lackierung, Waffensysteme, Motorisierung, Reifentyp. Du wächst mit deinen Aufgaben, die zu Beginn von Scharmützeln dominiert werden mit einfachen Wüsten-Buggys. Dann gesellen sich gigantische Konvois dazu, Sattelschlepper, die Minen abwerfen, die Flammen spucken, die hunderte Raketen als Salve abschießen.

Und irgendwann schweift der Open-World-Shooter ins Sci-Fi-Setting ab: Weil die Authority, der eigentliche große Feind, im Endspiel über Raumschiffe verfügt, die Panzer abwerfen und Truppen, die sich unsichtbar machen können. Das Spiel hat unglaublich viele Ebenen an Upgrades, die fast schon Richtung RPG gehen. Das ist es eigentlich, was "Rage 2" auszeichnet und was es großartig macht: Es schafft es permanent mich zu überraschen.

Fazit: "Rage 2" zeigt Stärken im Gameplay – Schwächen im Storytelling

Seit zehn Jahren teste ich Spiele und "Rage 2" schafft etwas, das nur wenige vermögen: Es überrascht, immer und immer wieder. Es ist ein langer, ein intensiver Shooter, der aber alle paar Stunden sein ganzes Gameplay ändert, sein Setting, seine Gegnertypen.

Es ist kein perfektes Spiel, es hat seine Schwächen im Storytelling. Gerade unsere eigene Heldin hat zu wenig Profil – hier wäre mehr Lara Croft oder Nathan Drake drin gewesen. Auch nervt die Qualität der Synchronsprecher in der deutschen Version. Das kann ein "The Witcher 3" oder "Uncharted 4" einfach besser.

Doch wer einfach mal wieder einen exzellenten Shooter mit perfektem Trefferfeedback und brutal viel Abwechslung in starker Optik genießen möchte, der sollte unbedingt "Rage 2" spielen.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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