Apple-Fans in den USA können seit August 2019 die neue Apple-Kreditkarte bereits nutzen. Doch was steckt genau dahinter und wann kommt die Apple Card nach Deutschland? Wir fassen die wichtigsten Punkte zur iPhone-Kreditkarte zusammen.
Apple verbindet man ja eher mit iPhones, iPads, Apps oder MacBooks, doch Experten waren nicht allzu überrascht, als Apple-Chef Tim Cook im Frühjahr 2019 mit der Apple Card eine eigene Kreditkarte vorstellte. Denn Dienste wie der Cloud-Speicher iCloud oder der kontaktlose Bezahldienst Apple Pay werden für Apple immer wichtiger fürs Geschäft.
Dazu solltet ihr wissen, dass es Apple Pay in den USA schon ein paar Jahre länger gibt als in Deutschland, eine eigene Apple-Kreditkarte ist dort also schon fast ein logischer Schritt. Und selbstbewusst wie man sich bei Apple nun mal gibt, geht man das Thema Kreditkarte auch an: Es soll laut Marketing-Abteilung eine besondere Kreditkarte sein, die von Apple designt wurde und nicht von einer Bank. Das steckt genau dahinter:
Eine besondere Kreditkarte
Die Apple Card ist auf den ersten Blick nur eine Kreditkarte, die bis auf Apfel-Logo, Chip und Namen keine weiteren Daten enthält. Das passt zum minimalistischen Design-Stil von Apple. Bei der Kreditkarte selbst arbeitet das Unternehmen aber nicht allein, sondern hat mit Goldman Sachs und Mastercard zwei Partner im Boot, die man schon eher mit Kreditkarten unter einen Hut bringt.
Goldman Sachs fungiert dabei als Herausgeber, im Kreditkarten-Kauderwelsch wird das Issuer genannt und Mastercard stellt das weltweite Bezahlnetzwerk. Vorteil dabei: Man kann mit der Apple Card überall dort bezahlen, wo Mastercard akzeptiert wird. Das sind weltweit viele Millionen Akzeptanzstellen und die meisten davon unterstützen heute kontaktlose Zahlungen per NFC (Near Field Communication). Dass man nicht überall kontaktlos bezahlen kann, führt auch dazu, dass die Apple Card nicht ausschließlich eine virtuelle Kreditkarte ist, es gibt die kleinen Apple-Kärtchen wirklich zum Anfassen.
Dabei kommt aber kein Plastik zum Einsatz, vielmehr wird die Kreditkarte aus Titan gefertigt. Die eigentliche Idee hinter der Apple Card ist aber, dass man die physische Kreditkarte nur dann zückt, wenn Apple Pay nicht verfügbar ist, von diesen Ausnahmefällen abgesehen, ist die Apple Card eine Kreditkarte für Apple Pay, die schon auf dem iPhone eingebaut ist.
Apple Card ist einfach einzurichten
Wer Apple Pay mit einer anderen Kreditkarte nutzt, weiß, dass die Einrichtung manchmal knifflig sein kann. Kreditkarten werden auf dem iPhone über die Wallet-App hinzugefügt. Das geht aber längst nicht mit allen Kreditkarten, sondern nur, wenn die herausgebende Bank ein Partner von Apple ist. Doch auch, wenn man eine unterstützte Karte hat, kann die Freischaltung für Apple Pay mühsam sein. Oft klappt die Aktivierung zwar per SMS-Code, manchmal muss man sich aber auch telefonisch authentifizieren oder im Online-Banking der Hausbank den ein oder anderen Haken setzen.
Das ist nach Ansicht von Apple viel zu kompliziert, schließlich wollen die Nutzer Geld ausgeben und das sollte nicht allzu schwer sein. Bei der Apple Card soll das ganze Prozedere wesentlich einfacher gehen, denn sie steckt schon in der Wallet-App und soll sich innerhalb von Minuten für Nutzer freischalten lassen. Die meisten Daten, die dafür nötig sind, zieht sich Apple bei der Einrichtungen aus dem Benutzerkonto der Apple-ID.
Voraussetzungen für Apple Card
Bisher gibt es die Apple Card nur in den USA, doch die Voraussetzungen für einen Einsatz in Deutschland dürften sich nicht allzu stark unterscheiden. Nutzer müssen folgende Kriterien erfüllen, um die Apple Card zu aktivieren:
- Mindestalter 18 Jahre
- US-Staatsbürgerschaft (In Deutschland womöglich dann die deutsche Staatsbürgerschaft)
- Mindestens iPhone 6
- Aktuellste iOS-Version
- 2-Faktor-Authentifizierung als Schutz der Apple-ID
- Bei iCloud mit Apple-ID angemeldet
- Identitätsnachweis über ID
Doch das allein reicht natürlich nicht, denn eine Bonitätsprüfung gibt es auch. Wer beispielsweise Schulden oder Steuerrückstände hat, wird nicht als Apple Card Kunde akzeptiert. Wie man aus Berichten hört, geht Apple dabei aber nicht allzu restriktiv vor. Wie bei jeder Kreditkarte wird nicht jeder Antrag auch durchgewunken.
Mit der Apple Card die Ausgaben im Blick
Ein Grund, warum Kreditkarten in Deutschland nicht allzu beliebt sind, sind die unübersichtlichen Ausgaben. Einmal im Monat kommt die Abrechnung, wer gern mal beim Shoppen die Karte glühen lässt, kann da böse Überraschungen erleben.
Die Apple Card will die Ausgaben sehr übersichtlich machen. Alles, was ihr über die Apple Card kauft, wird automatisch einer Kategorie zugeordnet und in Echtzeit angezeigt; damit das möglichst fehlerfrei geht, arbeitet im Hintergrund eine KI, die die Ausgaben klassifiziert. Beispielsweise listet dann die App einzelne Posten für Essen und Getränke, Unterhaltung oder Einkäufe. Was ihr wofür ausgegeben habt und wie viel Geld ihr aktuell noch zur Verfügung habt, zeigt eine übersichtliche Grafik an – auf Wunsch täglich, wöchentlich oder auf Monatsbasis.
Zur besseren Kontrolle legen Nutzer außerdem Budgetgrenzen fest. Überzieht man das Shopping-Budget, weist die Apple Card darauf hin. Die kryptischen Händler-Codes auf Kreditkartenabrechnungen, die man auf den ersten Blick nicht zuordnen kann, soll es bei der Apple Card auch nicht geben. Apple nutzt die Karten-App, um bei Transaktionen die Zuordnung zu Restaurants, Tankstellen oder Geschäften zu erleichtern. Die klassische Monatsübersicht könnt ihr auf dem iPhone auch als PDF herunterladen und damit sogar ausdrucken.
Keine Gebühren, aber hohe Zinsen
Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei Kreditkarten gut versteckte Zusatzgebühren anfallen. Die monatlichen Gebühren sind da noch am offensichtlichsten, aber auch Auslandstransaktionen oder Überziehung des Limits kostet manchmal extra. Apple ist hier sehr transparent und verlangt keine Jahresgebühr, keine Gebühren für internationale Einkäufe oder verspätete Bezahlung.
Bezahlt ihr die Kreditkartenrechnung nicht auf einen Schlag, fallen aber Zinsen an, die je nach Bonität etwa zwischen 13 und 24 Prozent liegen. Günstig geht anders, aber das gehört zum Geschäftsmodell von Kreditkarten.
Cash als Bonusprogramm
Wer fleißig mit der Apple Card bezahlt, egal ob über iPhone, Apple Watch oder iPad, kriegt Geld zurück. Dafür gibt es drei Stufen:
- 3 Prozent Cashback kassiert ihr für Einkäufe bei Apple selbst, etwa für neue iPads oder Macs.
- 2 Prozent sind es immerhin, wenn ihr an anderer Stelle mit Apple Pay bezahlt.
- Nutzt ihr die physische Apple Card, kriegt ihr 1 Prozent des ausgegebenen Geldes gutgeschrieben.
Dabei handelt es sich aber wirklich um Geld, das man gleich wieder ausgeben kann, nicht um Punkte, die man dann kompliziert umwandeln muss. Wer bei ausgewählten Partner bezahlt, kriegt auch 3 Prozent Gutschriften, in den USA etwa aktuell bei Uber.
Hohe Sicherheit
Auf der physischen Apple Card findet sich neben dem Namen des Inhabers keine persönliche Information. Die Kreditkarten-Nummer und der für Internet-Bezahlungen nötige, dreistellige Code sind nur über die Wallet-App abrufbar. Die Bezahlung selbst ist per Apple Pay sehr sicher, weil jede Transaktion explizit bestätigt werden muss, sei es per Face-ID, Touch-ID oder PIN-Code. Auch die Kreditkartendaten selbst werden nie übertragen oder auf dem iPhone gespeichert.
Für die Apple Card wird bei der Einrichtung ein spezieller Code erzeugt, die im Sicherheits-Chip auf dem iPhone gespeichert wird. Für jede Zahlung wird dann wiederum ein eigener Transaktionscode erzeugt. Dieses Token wird übertragen und erst im sicheren Bezahlnetzwerk von Mastercard aufgelöst. Erst dort ist dann klar, um welchen Kunden es sich genau handelt. Was Nutzer kaufen, kriegt nur die Bank zu Gesicht, die diese Infos zur Betrugsbekämpfung einsetzt, ansonsten sind die Transaktionsdaten nur lokal gespeichert.
Apple Card: Deutschland-Start noch nicht fix
Bisher gibt es die Apple Card nur in den USA. Doch vor allem von Goldman Sachs hört man, dass das Projekt so schnell wie möglich größer werden soll. Europa und insbesondere Deutschland ist dabei interessant, einen Starttermin für die Apple Card gibt es hierzulande allerdings noch nicht.
Apple Card Nachteile
Für Apple-Fans ist die Apple Card natürlich ein Muss. Tatsächlich ist die Handhabung so, wie man sich das von einem Apple-Produkt vorstellt. Aber ohne rosa Apple-Brille erkennt man auch Nachteile. Ohne iPhone gibt es beispielsweise keine Apple Card. Auch wenn man das iPhone verliert, hat man erst mal ein Problem, denn die Kreditkarte ist an das Gerät gebunden und über die Wallet-App wird die Kreditkartenrechnung beglichen.
Ein Web-Interface fehlt zunächst auch, sodass man bei verlorenem iPhone ohne automatische Bezahlung dumm dasteht und den Support kontaktieren muss. Werbung will Apple wohl auch rund um die Apple Card ausspielen. Dabei soll aber die Privatsphäre des Nutzers geschützt bleiben, aus verschiedenen Marketing-Kampagnen soll lokal auf dem iPhone bestimmt werden, welche Anzeigen Kunden zu sehen kriegen.