Nachgefragt: Online-Trinkgeld via Lieferando – kommt es an?

Eine Lieferantin liefert Pizza aus
Essenslieferanten sind bei Wind und Wetter unterwegs. Wir erklären was passiert, wenn ihr das Trinkgeld digital gebt. (© 2024 KI generiert )

Essen online bestellen, aber kein Bargeld im Haus, um dem Fahrer Trinkgeld zu geben? Wer seine Mahlzeit über die Lieferando-App ordert, kann in der Regel online Trinkgeld geben. Aber dann passiert vielleicht Folgendes: Der Lieferbote steht vor eurer Tür und quittiert die Geste mit "das kommt nicht an". Wir haben bei Lieferando nachgefragt, in welchen Fällen das überhaupt passieren kann. Und was ihr dann tun könnt.

Vorab: Grundsätzlich seid ihr auf der sicheren Seite, wenn ihr dem Fahrer das Trinkgeld bar in die Hand drückt. Aber das wisst ihr vermutlich schon. Online-Trinkgeld könnt ihr hingegen nutzen, indem ihr die Lieferando-App nach der Bestellung offen lasst. Hier taucht das Feature noch vor der Lieferung auf. Bis zu 14 Tage nach der Bestellung könnt ihr Online-Trinkgelder noch verteilen. Ihr habt die Wahl zwischen 5, 10 oder 15 Prozent der Bestellsumme.

Inhaltsverzeichnis:

Bei Lieferando Pflicht: Trinkgeld muss an Fahrer gehen

Wichtig zu wissen: Die bei Lieferando gelisteten Gastrobetriebe haben sich verpflichtet, (Online-)Trinkgelder an ihre Fahrer weiterzugeben. Die meisten Restaurants dürften sich daran halten. Doch leider gibt es in jeder Branche schwarze Schafe, wie etwa dieser Reddit-Thread andeutet. Hier melden sich unter anderem mutmaßliche Lieferboten zu Wort, deren Arbeitgeber das digitale Trinkgeld angeblich einbehalten.

Um euch zu erklären, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Trinkgeld via Lieferando-App bei den Boten landet, unterteilen wir diese in zwei Gruppen:

  • Fahrer, die über Lieferando angestellt sind
  • Fahrer, die direkt für das Restaurant arbeiten

Lieferando-Fahrer: Hier kommt Online-Trinkgeld in jedem Fall an

Auf der ganz sicheren Seite seid ihr mit Online-Trinkgeld, wenn das Restaurant keine eigenen Fahrer beschäftigt, sondern die über Lieferando angestellten Boten in Anspruch nimmt. Hier wird das Trinkgeld laut Lieferando direkt mit dem Monatsgehalt ausgezahlt. Ihr erkennt diese Fahrer in der Regel daran, dass sie Jacken oder Warmhalteboxen mit dem Lieferando-Logo bei sich haben.

Im Gespräch hat uns Lieferando verraten: Gewissheit habt ihr auch, wenn der Food-Tracker in der Lieferando-App aktiv ist. Dies sollte der Fall sein, wenn der Standort des Fahrers live anzeigt wird. Der Bote bekommt dann über die App eine Benachrichtigung, sobald digitales Trinkgeld eingegangen ist.

Beim Restaurant angestellte Fahrer: Online-Trinkgeld wird in Eigenregie verteilt

Bei Restaurants mit eigenen Fahrern wird das Online-Trinkgeld in der Regel an den jeweiligen Lieferdienst ausgezahlt – und dieser ist selbst für die Verteilung unter den Mitarbeitern zuständig. Ein übliches Vorgehen in der Gastronomie. Legitime Ausnahmen sind Gastrobetriebe, in denen das Trinkgeld am Ende einer Schicht fair unter allen Mitarbeitern (etwa auch an die Köche) verteilt wird.

Sollte euch ein Fahrer sagen, dass ihn das Trinkgeld gar nicht erreicht, könnte ein Restaurant gegen diese Verpflichtung verstoßen (wir gehen natürlich davon aus, dass der Bote die Wahrheit sagt). In dem Fall habt ihr mehrere Möglichkeiten, um den Fahrer zu unterstützen.

[infobox title="10429" link="" alignment=""][/infobox]

Online-Trinkgeld kommt nicht an: Das könnt ihr tun

Habt ihr einen berechtigten Verdacht, dass ein bei Lieferando gelistetes Restaurant das Online-Trinkgeld einbehält, anstatt es zu verteilen, gibt es verschiede Möglichkeiten.

  • Schreibt über die Lieferando-App eine Bewertung für das Restaurant und beschwert euch, dass Online-Trinkgeld offenbar nicht beim Fahrer ankommt.
  • Ruft beim Gastrobetrieb an und beschwert euch persönlich. Aber: Bedenkt, dass es in diesem Fall am ehesten möglich ist, den betreffenden Fahrer zu identifizieren. Das könnte bei einem (unserer Meinung nach) schlechten Arbeitgeber personelle Konsequenzen nach sich ziehen.
  • Meldet euren Verdacht beim Kundenservice von Lieferando, damit der Fall bewertet und ggf. geprüft werden kann. Wie erwähnt, sind die Restaurants zur Weitergabe des Trinkgeldes verpflichtet. Hier geht's zum Kontaktformular von Lieferando.

Wir empfehlen euch, Verdachtsfälle beim Kundendienst von Lieferando zu melden, anstatt das Ganze selbst mit dem Gastrobetrieb auszumachen. Je mehr Nutzer den Weg über Lieferando wählen, desto eher fallen Anbieter auf, bei denen einbehaltenes Online-Trinkgeld kein Einzelfall ist, sondern gängige Praxis.

Lesetipp: So spart ihr euch Lieferkosten über Lieferando

Wieso Online-Trinkgeld eine gute Sache ist

In unserem Gespräch mit Lieferando haben wir erfahren, dass Online-Trinkgeld dazu beigetragen hat, dass Fahrer heute ein paar mehr Euros für ihre Dienste erhalten als zu reinen Bargeld-Zeiten. Zudem erhalten die Boten die Beträge auch digital komplett steuerfrei.

Ihr auf der anderen Seite habt die Möglichkeit, dem Fahrer auch dann eure Wertschätzung zu zeigen, wenn ihr gerade kein Bargeld im Haus habt. Solltet ihr Bedenken haben, ob das Geld dort ankommt, wo es soll: Sprecht den Fahrer darauf an. Und nutzt anschließend eine der oben beschriebenen Möglichkeiten, wenn ihr ihn unterstützen wollt.

Trinkgeld: Ein Muss für mich
Christoph Lübben
Christoph Lübben

Vor vielen Jahren als Student war ich selbst einmal Fahrer für einen Lieferdienst. Damals gab's noch keinen Mindestlohn, weshalb die Bedingungen deutlich schlechter waren als heutzutage. Man war auf das Trinkgeld angewiesen, da der Stundenlohn sehr niedrig ausfiel. Dank Mindestlohn geht's Fahrern heutzutage zwar deutlich besser. Dennoch handelt es sich nicht um gut bezahlte Jobs.

Und wenn mir schon jemand mein warmes Essen direkt bis vor die Tür bringt (und das bei jedem Wetter), ist Trinkgeld für mich ein Muss – sowie eine wichtige Wertschätzung. Deshalb war es für mich auch ein persönliches Anliegen, diesen Artikel zu recherchieren und zu schreiben. Es darf nämlich nicht sein, dass sich einige Gastronomen mutmaßlich die Taschen mit dem digitalen Trinkgeld vollstopfen, das den Fahren zusteht. So einem Treiben auf die Spur zu kommen und Dinge zu verbessern, liegt in den Händen jedes einzelnen Nutzers der Lieferando-App.

Heißt: Im Zweifel nachfragen und handeln. Oder direkt Trinkgeld in bar geben.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
Weitere Artikel zum Thema