Dass unter Windows ein Virenschutz Pflicht ist, darüber sind wir uns wohl alle einig. Aber fragt ihr euch auch, wie das bei eurem Android-Smartphone aussieht? Auf die Frage, ob ein Virenscanner für Android sinnvoll ist, gibt es aber kein klares Ja oder Nein. Wir erklären euch, wann ein Virenschutz für's Smartphone wichtig ist und wie ihr einen guten Antivirus findet.
Unter Windows einen Virenscanner zu installieren ist nicht nur eine gute Idee – die meisten Nutzer folgen diesem Ruf der Sicherheit in der Regel. Und wenn ihr euch den nicht explizit holt, ist er in den meisten Fällen schon vorhanden. Denn seit Windows 8 liefert ihn Microsoft einfach mit und auch Windows 10 gibt es ebenfalls inklusive Virenscanner. Doch die Grenzen zwischen Computer und Smartphone verwischen immer mehr.
Auf dem Handy sind wir auch ständig online, zocken, surfen, streamen, greifen auf Online-Banking zu, kaufen ein und hantieren mit Passwörtern. Genug interessante Daten zum Klauen gibt es also auch auf dem Smartphone. Doch ist ein Antivirus für Android auch ein Muss?
Android hat schon einen Virenscanner
Bei Android ist es zumindest ähnlich wie bei Windows, es gibt mit Google Play Protect schon eine Art Virenscanner als Basisschutz. Der läuft aber nicht permanent im Hintergrund, stattdessen kommt er an zwei Stellen zum Einsatz: Bevor eine neue App aus dem Play Store geladen wird und nachdem sie auf dem System installiert wurde. Was euch diese Tatsache verrät? – Ganz einfach: Ein Anti-Virus für Android scheint gar nicht mal so nutzlos zu sein. Sonst würde Google wohl nicht Zeit und Geld in Play Protect stecken.
Der Haken an der Sache ist, dass Play Protect allerdings nicht wirklich viel erkennt – zumindest noch nicht. Rund 60 Prozent Erkennungsrate ermittelten Sicherheitsexperten von AV-Test. Wie der Vergleich mit anderen Virenscannern für Android zeigt, ist das gar nicht mal so gut. Denn die Programme von Avast, Bitdefender oder Kaspersky erkennen alle Schädlinge.
Virenscanner nicht für alle nötig
Es gibt aber keine Virenscanner-Pflicht für alle Android-Nutzer. Um das Ganze etwas aufzudröseln: Es gibt Malware für Android und zwar einen ganzen Haufen. In den meisten Fällen steckt diese aber in APK-Dateien, also in gepackten Apps. Android-Nutzer, die sich nur über den Play Store an den Top-Apps bedienen, haben ein sehr geringes Risiko, sich Malware einzufangen. In diesen Fällen ist ein zusätzlicher Virenschutz nicht zwingend nötig.
Es gibt aber auch andere Nutzertypen, bei denen das Risiko erhöht ist. Da es bei Android auch ohne großen Aufwand möglich ist, zusätzliche App-Quellen anzuzapfen, steigt mit ihnen das Risiko. Installiert ihr häufig APK-Dateien aus anderen Quellen, solltet ihr also besser über einen Android Virenscanner nachdenken.
Vorsicht vor Fake-Apps im Play Store
Doch welcher der vielen Virenscanner bringt auch wirklich das, was er verspricht? – Hier solltet ihr ganz genau hinsehen: Im Play Store gibt es sehr viele Apps, die nicht wirklich Schutz vor Malware bieten. In einem großen Test haben österreichische Sicherheitsexperten von AV-Comparatives kürzlich 250 Virenscanner-Apps unter die Lupe genommen und selbst das deckt nur einen Teil des Angebots ab.
Was dabei herauskam? 138 davon erkennen fast gar keine Schädlinge (unter 30 Prozent Erkennungsrate) und einige bringen sogar zusätzliche Sicherheitsrisiken mit sich. Darum lautet unser Tipp: Bei der Auswahl eines Virenschutzes für Android solltet ihr euch an große Herstellernamen orientieren, etwa Avast, Avira, Bitdefender, F-Secure, Kaspersky, Sophos, Symantec und andere. Deren Apps haben eine sehr gute Schutzwirkung und werden auch schnell mit Updates versorgt.
Was ein Android Antivirus können muss
Unterschiedliche Android-Virenscanner, haben eine unterschiedliche Ausstattung – logisch, oder? Oft bringen sie Funktionen mit, die es ohnehin schon bei Google gibt und versuchen, diese benutzerfreundlicher zu gestalten. Darunter fällt beispielsweise die Handy-Ortung. Dann gibt es oft Komfortfunktionen wie Anrufblockade, Inhaltsfilter oder Back-up-Module. Das sind alles nette Dreingaben, unterm Strich kommt es bei einem guten Virenscanner aber vor allem auf drei Dinge an:
- Guter Schutz: Ein Antivirus für Android muss eine gute Schutzwirkung bieten, sprich schädliche APK-Dateien erkennen. Wichtig dabei: Mit regelmäßigen Updates muss der Schutz immer wieder aufgefrischt werden.
- Wenig Fehlalarme: Guter Schutz bedeutet aber nicht, dass jede App einfach blockiert wird; Fehlalarme sollten sich also in Grenzen halten, denn sie verunsichern Nutzer nur unnötig.
- Geringe Systembelastung: Ein Virenscanner soll möglichst schlank sein und so verzögerungsfrei wie möglich arbeiten, sonst nervt er und zieht den Akku leer.
Wenn ihr wissen wollt, welche die beste Antivirus-App ist, könnt ihr euch immer aktuell an den Testergebnissen von AV-Comparatives orientieren. Beides sind unabhängige Institutionen mit vielen Experten für Virenschutz, die praktisch permanent die neuen Android-Antivirus-Apps über längere Zeiträume testen.
Reichen auch kostenlose Virenscanner?
Eine Virenscanner-App zu entwickeln und zu pflegen ist ein großer Aufwand, weshalb viele Programme Geld kosten. Doch erfreulicherweise sehen wir in Tests immer wieder das gleiche Bild: Auch kostenlose Virenscanner-Apps schützen auf hohem Niveau!
Wenn ihr also kein Geld für einen Android-Virenscanner ausgeben wollt, könnt ihr einfach einen kostenlosen Schutz wie Sophos Mobile Security oder Avast Mobile Security Free nehmen. Auch wenn ihr noch unentschlossen seid, ob ein Virenschutz überhaupt eine Option für euch ist, bietet sich eine kostenlose App zum unverbindlichen Test an. Was soll schließlich passieren? Im schlimmsten Fall löscht ihr den Gratis-Virenscanner wieder vom Handy.
Doppelt hält nicht besser: Ein Virenscanner reicht!
Weniger ist mehr, das gilt auch für einen Antivirus: Wenn ihr euch einen Virenscanner wie etwa Kaspersky Internet Security oder Bitdefender Mobile Security für Android holt, dann reicht das auch. Packt nicht noch zusätzliche Antivirus-Apps auf das Smartphone, denn die schützen nicht doppelt oder dreifach gut. Sie können sich stattdessen gegenseitig in die Quere kommen und so unschöne Nebeneffekte produzieren.
Handy sicher machen: Ein Virenscanner nur ein Baustein
Je mehr Technik wir im Alltag nutzen, desto mehr müssen wir uns um Sicherheit und Datenschutz kümmern. Doch ein Virenscanner ist kein Allheilmittel. Ihr könnt ihn als einen Baustein in eurer Sicherheitsstrategie ansehen – mehr aber auch nicht.
Weitere wichtige Sicherheitsmaßnahmen sind beispielsweise Updates für das Betriebssystem und die Apps, regelmäßige Back-ups und am besten auch ein Passwort-Manager. Für Android-Nutzer ist das Google-Konto ein zentraler Hebel, den es zu schützen gilt. Am besten schaltet ihr dafür die Zwei-Faktor-Authentifizierung ein. Smartphones aus der Mittel- und Oberklasse bringen die SoCs Hardware-Beschleunigung für Verschlüsselung mit. Alle Inhalte sind also verschlüsselt und Datendiebe haben wenig Chancen.
Warum ein Virenscanner für iPhone kein Thema ist
Bei Android ist jetzt alles klar, aber ihr wollt wissen, wie das Ganze für iPhones aussieht? Nur so viel: Apple sperrt iOS komplett ab. Virenscanner brauchen aber tiefen Einblick ins System, um richtig zu arbeiten. Den gewährt iOS nicht und deshalb gibt es für iPhone auch logischerweise keinen Virenscanner. Apple-User müssen also ohne diesen Sicherheitsbaustein auskommen.