Yik Yak: Die nächste Milliarden-Dollar-App

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(© 2014 Yik Yak )

Yik Yak ist dabei, der neue große Stern am App-Himmel zu werden. Das anonyme Chat-Tool mit Fokus auf Euren Aufenthaltsort hat in kurzer Zeit vor allem an US-Universitäten fast zwei Millionen Nutzer gefunden — und jüngst auch Millionen von einem Investor erhalten, der zuletzt schon mehrfach einen guten Riecher bewiesen hat.

Was ist Yik Yak?

Yik Yak ist eine App für iOS und Android zum anonymen Veröffentlichen von Statusmeldungen. Die Nachrichten sind nach Orten sortiert und werden dem Betrachter nach dem Öffnen der App passend zu seinem Standort angezeigt.

Es gibt keine Nutzerprofile und somit auch keine Möglichkeit, anderen Nutzern zu folgen oder ihre Veröffentlichungen zu abonnieren. Stattdessen könnt Ihr die "Yaks" genannten Meldungen wie etwa bei Reddit nach oben oder unten werten. Positive Bewertungen erhöhen das "Yakarma" des Verfassers, mit dem der seine Popularität auf Yik Yak messen kann. Das Bewertungssystem ist nicht an das Nutzerkonto, sondern an ein einzelnes Gerät gebunden.

Es gibt noch einen weiteren Unterschied zu Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und wie sie alle heißen: Yik Yak zeigt bisher überhaupt kein Interesse an multimedialen Inhalten; die Yaks bestehen bislang einfach nur aus Text.

Wer sind die Köpfe hinter Yik Yak?

Hinter Yik Yak stecken zwei Studenten der kleinen Furman University in South Carolina mit gerade einmal 2798 eingeschriebenen Studierenden. Brooks Buffington und Tyler Droll heißen die Gründer und sind erst 24 Jahre alt. Als anonyme Twitter-Accounts auf dem Campus populär wurden, entstand bei ihnen die Idee für eine lokale und anonyme Variante von Twitter in Form einer eigenen App. Im Gespräch mit digiday.com erklärte Droll jüngst, dass er damals glaubte, dass es mehr als fünf unterhaltsame Menschen auf dem Campus geben müsste.

“When the quietest kid sitting in the back of the class can share something and it can get to the top of a feed, it really levels the playing field.”

"Hat man sich ein Profil angelegt, handelt man auf ein bestimmte Art. Die Leute posten nur die besten und schönsten Momente aus ihren Leben auf Instagram," sagt Mitgründer Buffington. "Auf Yik Yak schreibst du einfach irgendetwas und falls es nicht ankommt, dann fällt es nicht auf dich zurück."

Wie viele Nutzer hat Yik Yak?

Zu der Zahl der Nutzer von Yik Yak machen Buffington und Droll keine Angaben. Sie verraten nur, dass ihre App an "fast 1000" Hochschulen genutzt wird. Ein beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass sich das Programm quasi per Mund-zu-Mund-Propaganda von Ihrer kleinen Universität erst an die Georgia Tech University und von dort zur University of Georgia verbreitet hat. Der Spring Break 2014 erhöhte die Verbreitung mit einem Schlag von 30 auf über 300 Hochschulen. Über 4.400 Campus gibt es in den USA, so dass die App immer noch großes Wachstumspotenzial hat. Facebook hat schließlich auch mal klein als soziales Netzwerk an einem US-College angefangen.

Auch wenn die Macher von Yik Yak keine genauen Zahlen nennen, so gibt es doch andere Quellen, die zumindest Hinweise auf die Nutzerzahlen geben: So hat zum Beispiel Comscore im Oktober 2014 in den USA 1,8 Millionen Nutzer der App gezählt. Den Angaben im Play Store zufolge wurde die Android-Version von Yik Yak zwischen ein und fünf Millionen Mal herunter geladen.

Wie viel ist Yik Yak wert?

Yik Yak hat vor kurzem 62 Millionen frische Dollar von Sequoia Capital eingesammelt und wird in diesem Zusammenhang derzeit auf einen Wert von 300 Millionen Dollar geschätzt. Das ist noch weit von der Milliarde in der Überschrift und noch weiter von den WhatsApp hatte beim Kauf durch Facebook 450 Millionen Nutzer.

Sequoia hat zudem mit seinen Risikoinvestition in den letzten Jahren mehrfach einen guten Riecher gehabt und vergoldete seine vorherigen Einsätze in Instagram (2012 für eine Milliarde Dollar an Facebook), Tumblr (2013 für eine Milliarde Dollar an Yahoo) und WhatsApp beim jeweiligen Verkauf. Die großen Namen des Internets sind bereits auf Yik Yak aufmerksam geworden. Noch fehlt der App aber eine Strategie, Geld zu verdienen. Um die Integration von Werbung wollen sich Buffington und Droll aber erst kümmern, wenn ihre App 100 Millionen Nutzer hat. Mit Kleinkram halten sie sich also nicht auf.

Kann ich Yik Yak in Deutschland nutzen?

Ja, aber nur über Umwege: Yik Yak steht für iOS und Android offiziell nur in den USA zum Download bereit. Mit Zugang zu den US-Versionen von Play Store und App Store lässt sich die App aber auch hierzulande herunterladen und installieren. Es gibt sogar schon ein paar Nutzer im Umkreis der CURVED-Redaktion in Hamburg, aber im Vergleich mit einem College-Campus ist es hier noch sehr ruhig.

Was sind die Gefahren von Yik Yak?

Yik Yak funktioniert zwar anonym, erfordert aber trotzdem eine Anmeldung und Nutzerkonten. Sicherheitslücken bleiben auch bei dieser App nicht aus, wie zuletzt Sanford Moskowitz von Silver Sky Labs demonstriert hat. Eine größere Gefahr als Fehler in der Programmierung, die sich ausbessern lassen, sind allerdings die Nutzer: Momentan überwiegen mehr oder wenige lustige Anekdoten und Statusmeldungen den Dienst. Die anonyme Veröffentlichung könnten auch unfreundliche Zeitgenossen und Trolle anziehen. Solange die Community und das Team hinter Yik Yak aber verhindern, dass sich die App zu einer Plattform für Mobbing und Stalking entwickelt, steht einer großer Zukunft nichts im Weg.

Wie sieht die Zukunft von Yik Yak aus?

Yik Yak wird weiter wachsen (müssen). Erstes Ziel sind die mehr als 4.400 US-Hochschulen. Danach folgt die gesamte US-Bevölkerung — denn was auf einem Campus gut klappt, dürfte auch in Stadtteilen und Kleinstädten oder bei großen Events gut funktionieren. Erst danach wird es Zeit für die weltweite Expansion. Aber schon eine erfolgreiche Ausbreitung in den USA dürfte die App zu einem potenziellen Übernahmekandidaten machen, mit denen die großen Konzerne ihr Portfolio ergänzen oder die Nutzer und Funktionen von Yik Yak in ihre bestehenden Produkte integrieren können.

Erfolg ist allerdings nicht vorprogrammiert und zwangsläufig dauerhaft, wie die Geschichte von Foursquare gezeigt hat: Der Check-In-Dienst erfreute sich wachsender Beliebtheit und war mit bis zu 500 Millionen Dollar bewertet. Aber irgendwann verloren die Nutzer den Spaß am Einchecken an ihren Aufenthaltsorten und es ging bergab. Auch die Aufsplittung in zwei Apps konnte den Niedergang bisher nicht stoppen. Ich bin gespannt, welche Weg Yik Yak nehmen wird.

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