Vor gar nicht allzu langer Zeit machten wir uns alle große Sorgen um HTC: Der taiwanische Android-Pionier geriet 2012 ordentlich ins Straucheln, fuhr nur noch vergleichsweise marginale Gewinne ein und musste in der Folge gar massig Stellen streichen. Auch 2013 brachte zunächst, trotz des großartigen HTC One M7, keine nennenswerte Besserung. Nun aber endlich gibt es wieder Positives aus der Firmenzentrale in Taoyuan zu berichten — auch wenn es für Jubelfeiern noch zu früh ist.
Der Mobile-Sektor ist hart umkämpft und längst kein Garant mehr, schnell und leicht ein paar Millionen Dollar zu verdienen. Das bekamen in den vergangenen Monaten jede Menge Player der Branche zu spüren. HTC litt derweil schon etwas länger an schwindenden Gewinnen und hat die vergangenen zwei Jahre verzweifelt versucht, wieder auf die Erfolgsschiene zu kommen.
Die dazu gewählten Maßnahmen bestanden vor allem aus einer Verschlankung der Produktpalette, einer verstärkten Präsenz in der Mittelklasse und ganz ausgezeichneten Flaggschiffen, die es wenigstens hinsichtlich ihrer Qualität locker mit den High End-Modellen der Konkurrenz aufnehmen konnten respektive diese teilweise sogar deutlich in den Schatten stellten.
Dieses Notfall-Paket scheint nun endlich Lorbeeren zu ernten, denn erstmalig seit drei Jahren vermelden die Taiwaner Umsatz-Zuwächse: So fuhr das Unternehmen im 4. Quartal 2014 1,5 Milliarden US Dollar ein, was einem Zuwachs von immerhin 200 Millionen Dollar bzw. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Hängen geblieben ist unterm Strich ein Nettogewinn von 14,7 Millionen Dollar — das ist mehr als Doppelte dessen, was zahlreiche Analysten für das Unternehmen prognostiziert hatten.
Der Grund für diesen vorsichtigen Aufwärtstrend liegt laut Bloomberg tatsächlich in der starken Positionierung in der Mittelklasse, wo HTC nicht so direkt gegen die übermächtige Konkurrenz vor allem in Form von Apple antreten muss und gleichzeitig auch die günstigen Einsteigermodelle aus China umschiffen kann. Also, alles richtig gemacht? Zeit durchzuatmen oder gar die Korken knallen zu lassen in Taiwan?
Es bleibt schwierig(er) ...
Jein — denn zwar scheint der eingeschlagene Weg für den Moment der richtige zu sein, allein geben weder die Zahlen absolut betrachtet Grund zur hemmungslosen Freude, noch dürfte die Fokussierung auf die Mittelklasse allein und für alle Zukunft das Patentrezept für HTC sein. Über das gesamte Jahr 2014 betrachtet nämlich sanken die Umsätze dann verglichen mit 2013, 2012 und auch 2011 dann doch erneut; von einem tatsächlichen Ende der Talfahrt kann also keine Rede sein.
Und das ist für HTC prekärer als für andere Unternehmen der Branche: relative Newcomer wie Xiaomi den Markt stürmen. Aber Großkonzerne wie Samsung oder Sony können Einbrüche in ihren Mobilfunksparten über ihre breite Aufstellung und ihre vielseitige Produktpalette relativ leicht wegstecken, ohne dass es gleich ums Existenzielle geht.
HTC verkauft dagegen nur Smartphones, maximal vielleicht bald auch mal wieder ein Tablet. Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um zu ahnen, dass es düster aussieht, wenn da die Smartphone-Absätze einbrechen, weil die eigene Produktpalette unter Druck gerät.
Dieser Druck wird 2015 aber nicht geringer werden — im Gegenteil: Mit Oppo, OnePlus oder Meizu stehen jede Menge weiterer "junger Drachen bereit", Lenovo hat sich Motorola einverleibt und wird weiter wachsen, und auch Samsung erfindet sich gerade neu. Nein, Grund zum Jubeln gibt es für HTC also nicht.
Dennoch gebührt den Android-Veteranen Lob und Respekt dafür, wie wacker sie sich in den vergangenen Monaten geschlagen haben. Insofern machen die nun veröffentlichen Zahlen durchaus Hoffnung — uns und hoffentlich auch HTC selbst. Mit dem gerade vorgestellten Desire 826 jedenfalls haben die Taiwaner gleich zu Jahresbeginn wieder mit einem interessanten Mittelklasse-Gerät vorgelegt.