Testsieger Hoccer: Was taugt der Datenschutz-Messenger?

Hoccer
Hoccer (© 2015 CURVED )
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Als die Stiftung Warentest überraschenderweise Hoccer zum besten Messenger erklärte, reagierten die meisten Medien wie Nutzer überrascht - denn kaum einer hatte vorher von der App überhaupt gehört.  Wir haben sie ausprobiert.

Hoccer gibt es bereits seit 2009. Trotzdem blieb der Dienst mit zwei Millionen Downloads bei den meisten eher unter der Wahrnehmungsgrenze. Der Fokus der App liegt ganz klar auf Datenschutz. Dass WhatsApp und Co. in dieser Hinsicht keine Heiligen sind, dürfte den allermeisten zwar klar sein. Aber deswegen den Messenger wechseln wollen viele dann doch nicht. Zurecht?

Holpriger Start

Beim ersten Aufrufen von Hoccer fällt gleich ein großer Unterschied zu anderen Messenger: Lediglich seinen Namen muss man angeben. Einen Account gibt es genauso wenig wie den Abgleich mit der Kontaktliste. Stattdessen müsst Ihr jeden Chat-Partner von Hand einladen. Das klappt entweder durch das Einscannen eines Codes oder per SMS und E-Mail. Dafür greift Hoccer dann doch wieder auf die Kontaktliste in Eurem Smartphone zu.

Hat man Freunde und Bekannte hinzugefügt, lässt sich Hoccer nutzen wie WhatsApp und Co.. Die App bietet Einzel- und Gruppenchats inklusive des Versands von Bildern, Videos, dem Standort oder Kontakten. Soweit so unspektakulär. Was Hoccer besonders macht, ist nicht sichtbar: Der Messenger legt großen Wert auf die Sicherheit Eurer Daten. So werden alle Nachrichten beim Transport verschlüsselt und danach sofort vom Server gelöscht. Zudem wirbt der Messenger damit, sämtliche Server in Deutschland zu betreiben und sich an das deutsche Datenschutzrecht zu halten.

Der Preis der Sicherheit

Leider hat dieser hohe Grad an Datensicherheit aber auch seinen  Preis. Denn auch wenn man WhatsApp den Abgleich der Kontaktliste oder Nutzung der Rufnummer als Account aus Datenschutzgründen vorwerfen kann: Es macht die Einrichtung des Messengers einfacher. Bei Hoccer dagegen hat man gar keinen Account - und muss daher nach einer Neuinstallation oder dem Kauf eines neuen Gerätes erst einmal alle Freunde neu hinzufügen. Die haben den alten Account aber weiter in ihrer Liste. Damit er bei allen verschwindet, muss man seinen Account aktiv vom Server löschen. Alternativ kann man seine Zugangsdaten auf einem Gerät exportieren und sie manuell ins neue Gerät importieren. Das ist aber ebenfalls deutlich umständicher als der schnelle Umzug mit WhatsApp. So stehen sich Datenschutz und eine gute Nutzererfahrung schnell im Weg.

Der andere Ansatz von Hoccer zieht sich auch durch den sonstigen Aufbau der App. Während sich WhatsApp eher wie eine erweiterte SMS-App anfühlt, erinnert Hoccer an klassische Chat-Tools wie IRC. So gibt es etwa eine Liste weltweit verfügbarer Chatpartner, der man freiwillig für eine gewisse Zeit beitreten kann. Hier finden sich immer acht bis neun Chatwillige, die Hoccer auszuwählen scheint. Den Namen nach zu schließen, scheinen allerdings die meisten aus Deutschland zu stammen. Auch anonym mit Personen in der Nähe zu chatten, ist möglich.

Intuitive Bedienung

Bei der Bedienung kann Hoccer punkten. Der Messenger lässt sich mit seiner klar gestalteten Oberfläche sehr intuitiv bedienen, alles ist weitgehend selbsterklärend. Wer schon mal einen Messenger benutzt hat, sollte auch mit Hoccer klar kommen. Falls Fragen bleiben, beantwortet die App sie in einer ausführlichen FAQ im Einstellungsmenü.

Fazit: Sicher, aber unbequem

Hoccer ist ein gut zu bedienender Messenger, der die üblichen Chat-Funktionen mit einer übersichtlichen Oberfläche und einem hohen Grad an Datenschutz verbindet. Wer hoffte, Datenschutz mit Bequemlichkeit vereinen zu können, wird aber enttäuscht. Der Messenger mag im Bezug auf den Datenschutz der sicherste sein, die aufwandslose Einrichtung von WhatsApp kann er nicht leisten. Und wird es auch nie können, denn der Verzicht auf Account-Informationen, Synchronisation mit dem Adressbuch und der Zwang zur Zustimmung der Chat-Partner ist bei Hoccer kein Manko - sondern ein gewolltes Feature. Für einige mag das den Messenger attraktiver machen, die Masse wird es aber vermutlich eher stören. Und damit hat der Messenger dasselbe Problem wie viele vor ihm: Die meisten Nutzer chatten mit dem Messenger, den auch ihre Freunde nutzen. Und das dürfte auch in Zukunft eher nicht Hoccer sein.

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