Tschüss, iPad: Apple feiert erstaunliches Mac-Comeback

MacBook Pro killt iPad
MacBook Pro killt iPad (© 2014 CURVED )
57

Wer hätte das gedacht: Während das iPad von einer Schwächephase zur nächsten taumelt, schickt sich Apples Computer-Klassiker an, in die Bresche zu springen. Analysten rechnen nun vor, dass sich der Mac im dreißigsten Jahr seines Bestehens so gut wie nie verkaufen dürfte und sogar Kurs auf die 20 Millionen-Marke nehmen könnte.

Tastatur schlägt Touchscreen:  Nicht das vor Jahren als Gadget der Zukunft hochgewettete Tablet ist Apples jüngster Wachstumstreiber, sondern die älteste Produktsparte der inzwischen 38-jährigen ruhmreichen Unternehmenshistorie des Kultkonzerns aus Cupertino.

In der jüngsten Geschäftsbilanz für das abgelaufene ist der Mac plötzlich der große Star: Um 13 Prozent legte die älteste Konzernsparte im Jahresvergleich zu – und damit so stark wie keine andere, nicht mal die iPhone-Unit wuchs so dynamisch.

Noch bemerkenswerter: Im schwächeren Juni-Quartal, in dem Umsätze und Gewinne traditionell gegenüber dem Vorquartal zurückgehen, konnte die Mac-Sparte nach Umsätzen den vorherigen Dreimonatszeitraum marginal schlagen und mit 4,41 Millionen verkauften Einheiten sogar um 7 Prozent überbieten.

Mac- und iPad-Sparte liegen schon fast wieder gleichauf

Das Pendel schlägt damit in die entgegensetzte Richtung aus: Die iPad-Unit gerät immer stärker unter Druck und gab um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal nach, brach gegenüber dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum  aber sogar um krachende 23 Prozent ein!

Der seltsame Fall des iPads gewinnt damit immer stärker an Dynamik, wird aber für Apple erfreulicherweise durch das überraschende Wiedererstarken der Traditionssparte kompensiert. Bemerkenswerterweise  verläuft die antizyklische Entwicklung so dynamisch, dass Apples zweit- und drittumsatzstärkste Sparten nach Jahren der iPad-Dominanz fast wieder gleichauf liegen. Mit dem iPad setzt Apple noch 5,89 Milliarden Dollar, mit dem Mac immerhin schon wieder 5,54 Milliarden um.  In anderen Worten: Das iPad spült Apple nur noch 350 Millionen mehr Umsatz in die Kassen als der Mac.

Knackt Apple schon dieses Jahr die 20 Millionen Einheiten-Marke?

Glaubt man Analysten, könnte 2014 gar zum erfolgreichsten Jahr des Kultcomputers werden – und das ausgerechnet im dreißigsten Jahr seines Bestehens. Brian White von Cantor Fitzgerald prognostiziert demnach auch im laufenden Quartal ein anhaltendes Wachstum von 10 Prozent auf 4,9 Millionen verkaufte Macs und im Weihnachtsquartal nochmals ein Plus von 4 Prozent, was 5,1 Millionen abgesetzten Macs entspräche.

Summa summarum würde das 18,5 Millionen verkauften Macs in einem Kalenderjahr entsprechen und damit den bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2011, als 17,8 Millionen Einheiten verkauft wurden,  überbieten. ISI Group-Analyst Brian Marshall ist noch optimistischer und rechnet im Gesamtjahr 2014 mit  18,9 Millionen verkauften Apple-Computern, während Ben Bajarin vom Marktforscher Creative Strategies im laufenden Kalenderjahr sogar von 19,7 Millionen verkauften Macs ausgeht!

Apple ist auf Mac-Verkaufsrekordkurs

So oder so: Apple scheint bei seinem Kultcomputer nach einer Absatzdelle 2012 und 2013, an der maßgeblich die verspätete Auslieferung des ultradünnen iMacs und dann MacPros schuld war, bei seiner ältesten Produktsparte  auf Rekordkurs. Die Trendwende ist gleich umso bemerkenswerter, zumal der weltweite Computermarkt nach IDC-Schätzungen um 6 Prozent einbrechen dürfte.

Worin liegen nun die Gründe für das unerwartete Comeback des Computer-Klassikers? Maßgeblichen Anteil an dem Absatzanstieg dürften zunächst die spürbaren Preisreduzierungen haben. Im Frühjahr reduzierte Apple erneut die Preise bei seinem Laptop-Kassenschlager, dem  MacBook Air, um 100 Dollar – es war bereits die zweite Ermäßigung in den vergangenen 26 Monaten.

Preisnachlässe beim MacBook Air und iMac zeigen Wirkung

Die Einstiegsmodelle in 11 bzw. 13 Zoll sind inzwischen bereits für erschwingliche 899 oder 999 Euro / Dollar zu haben! Im Desktop-Bereich  dreht Apple noch kräftiger an der Preisschraube: Der 21 Zoll große Einstiegs-iMac ist seit Ende Juni schon für erschwingliche 1099 Euro / Dollar zu haben.

Und dann bleibt da das immer offenkundigere Argument der Anwendbarkeit:  Die Liebesaffäre der iPad-Nutzer scheint sich immer schneller zu verflüchtigen. Am Ende des Tages sehnen sich Apple-Nutzer offenbar doch nach etwas Handfesterem und Vertrautem: einer Beziehung zum Mac. Da weiß man schließlich, was man hat –  ...

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
Weitere Artikel zum Thema