Die Apple Watch geht in den Verkauf. Für die Verbraucherschützer offenbar der perfekte Zeitpunkt, um vor der Smartwatch zu warnen - ohne Sinn und Verstand.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Warnungen von Datenschützern und Verbraucherschützern gleichmaßen ernster genommen würden, wenn, ja wenn sie denn nicht immer vor allem warnen würden. So wie die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, für mich schon jetzt eine Ikone deutscher Tech-Kompetenz, am Donnerstag fast schon erwartbar vor den Gefahren wie “Der Spion am Handgelenk?” nicht wirklich verbraucherorienterte Hinweise zu erwarten sind, dürfte eigentlich klar sein.
Doch in der Folge deklassieren sich die Verbraucherschützer, zumindest in meinen Augen, als digitale Analphabeten. Kostprobe gefällig?
Die eingebauten Sensoren könnten Körperfunktionen ausforschen, heißt es in einer Mitteilung. "Verbraucher haben keine Wahl, auf die Sensoren zu verzichten. Sie sind in jeder Version der Uhr enthalten", kritisiert Christian Gollner, Datenschutzexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
"Weitergegebene Daten können Schaden anrichten"
Lieber Herr Gollner, sie haben eine Wahl: Sie müssen sie weder kaufen, noch tragen. Zumal Apple mit reichlich Publicity und jeder Menge Erklärvideos auch dem letzten Internetnutzer klargemacht haben dürfte, was er mit dieser Smartwatch anfangen kann. Zudem: Bei einem Startpreis von 399 Euro hierzulande fällt die Apple Watch jetzt auch nicht in die Kategorie “Spontankauf”. Wer die Uhr kauft, will seine Vitaldaten tracken.
Weiter geht’s im Text: Solche gesundheitsbezogenen Überwachungsfunktionen könnten nützlich sein, um einen genauen Einblick in die eigene Kondition zu erhalten, erklärt die Verbraucherzentrale. "Werden die höchst sensiblen Daten personenbezogen weitergegeben und ausgewertet, können sie Schaden anrichten", so Gollner. Das legt den Verdacht nahe, dass die Apple Watch Euren Herzschlag quasi direkt in den Äther morst. De facto bleiben die Daten erst einmal auf dem Gerät selbst und dem angeschlossenen iPhone Zusätzlich hat IBM angekündigt, die Daten in eigens eingerichteten Rechenzentren anonymisiert auszuwerten und für Forschung und Medizin bereitzustellen. Die Angst vor Eurer Patientenakte im Web ist insofern unbegründet - und die Verbraucherzentrale erweckt hier einen falschen Eindruck.
Weiter heißt es: "Unternehmen könnten ihre Werbung, Angebote und Preise anhand des Gesundheitsprofils zum Nachteil der Verbraucher anpassen oder ihnen wegen des Gesundheitszustands bestimmte Leistungen verweigern." Ja, könnten sie. Eventuell. De facto ist diese Behauptung momentan nicht mehr als pure Science-Fiction und Panikmache. Ja, einige Versicherer haben angekündigt, Fitnessdaten zu sammeln und Mitglieder mit einem gesunden Lebensstil zu belohnen. Daran kann ich jetzt nicht Schlimmes finden. Aber das geschieht wiederum freiwillig. Der Verdacht, der hier erweckt ist, dass Versicherungen sich aus einem immensen Datenpool bedienen, um anschließend Versicherten Leistungen zu verweigern.
Eine Smartwatch ohne "smart" ist nur eine Watch
Zugespitzt: Weil Ihr beim Sport einen zu hohen Blutdruck hattet, gibt es nach dem Training einen Anruf von der Versicherung? Haben die Verbraucherschützen zu häufig in Orwells “1984” geblättert?
Den Schluss der knappe Mitteilung leiten folgende Worte ein: “Der beste Datenschutz besteht, wenn Daten gar nicht erst erhoben werden können.” Bravo, liebe Verbraucherschützer. Bravo. Eine Smartwatch, die keine Daten erhebt, also. Das wäre...ja, Moment...das wäre dann eine Uhr. Eine stinknormale Uhr.