Der Location Based-Hype scheint vorbei zu sein. Dennoch schaffte es Foursquare, seinen Umsatz im vergangenem Jahr um 600 Prozent zu steigern. Damit User wieder mehr einchecken, arbeitet CEO Dennis Crowley daran, das Verhalten dieser noch berechenbarer zu machen.
Starke Konkurrenz in San Francisco
Die Foursquare-App ist auf meinem Smartphone nur mehr aus einem Grund installiert: Wenn ich den Wifi-Code eines Coffeeshops nicht weiß, und das Personal gerade zu beschäftigt ist, finde ich ihn garantiert in den Kommentaren zum jeweiligen Ort.
Der Location Based Service scheint ein bisschen zur Passwort-Wüste verkommen zu sein - zumindest in San Francisco. Denn hier regiert Yelp - und bestimmt, wo wir zum ersten Date, zum Friseur und zur Mundhygiene gehen. "What does Yelp say?" ist eine Phrase, die oft fällt, wenn man an einer Straßenecke steht und spontan ein Restaurant sucht.
In dieser Situation sollte eigentlich Foursquare einsteigen und Hilfe suchende Nutzer zum nächsten Spot leiten. In den vergangenen Monaten war das New Yorker Startup allerdings sehr mit sich selbst beschäftigt. Sinkende Nutzerzahlen machten der App zu schaffen, im Sommer tauchten erste Gerüchte über eine Akquise durch Microsoft auf.
Die bestätigte sich zwar nicht, aber immerhin 50 Millionen US-Dollar hat der US-Konzern in das mittlerweile fünf Jahre alte Unternehmen gesteckt. Seither scheint es wieder aufwärts zu gehen. Vor einigen Wochen verkündete Gründer Crowley, den Umsatz im vergangenem Jahr um 600 Prozent gesteigert zu haben, im ersten Quartal 2013 weitere 500 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
45 Millionen Nutzer
Was das in konkreten Zahlen heißt, darüber spricht Foursquare nicht. Schätzungen zufolge lag der Umsatz 2013 bei 14 Millionen US-Dollar. Und auch wenn es so wirkt, als würde niemand mehr die App anwerfen, so verzeichnet sie laut Crowley derzeit 45 Millionen aktive Nutzer und fünf bis sechs Millionen Check-ins pro Tag.
Anscheinend steht der Location Based-Hype in anderen Regionen erst am Anfang. Die drei größten Wachstumsmärkte sind Brasilien, Russland und die Türkei, informierte der CEO diese Woche in einem Interview mit Readwrite. Explodiert sei außerdem die Reichweite in Japan.
"Wie können wir Dinge aufpoppen lassen, wenn du nicht gerade dein Smartphone dabei hast?"
Auch wenn die Entwicklung auf Papier rosig aussieht, so ganz überzeugend klingt es doch nicht. Der Tech-Konferenz SXSW in Austin verweigerte sich das Unternehmen dieses Jahr, obwohl das Event vor Jahren das Sprungbrett der App war. "Wir wollen uns derzeit auf das Produkt fokussieren", begründet ein Sprecher das Fernbleiben.
Über das Produkt spricht auch der Foursquare-CEO im aktuellsten Interview. Allerdings stellt er sich selbst mehr Fragen als die Journalistin ihm. "Wie können wir Dinge aufpoppen lassen, wenn du nicht gerade dein Smartphone dabei hast?" denkt er laut in Richtung Wearable Tech nach, scheint jedoch noch nicht die Lösung dafür zu haben: "Werden wir immer am Telefon sein? Oder im Auto, oder in deinem Gesicht? Was können wir mit der API machen?"
Überlebenshelfer Microsoft
Und weiter: "Wie kann Foursquare proaktiv reagieren, ohne dass der User an die App denken muss? Wie können Social Networking-Tools im Hintergrund aktiv sein?" Trotz der vielen offenen Fragen besteht Crowley darauf, dass sein Team derzeit daran arbeitet, das Verhalten der Nutzer berechenbarer zu machen. Als Basis dienen dafür die Daten, die die App bisher gesammelt hat. Die wichtigste Währung dabei sind dem Gründer zufolge Check-ins.
Ein wirklich innovatives Feature hat Foursquare seit einer Ewigkeit nicht mehr vorgestellt. Crowley verspricht jedoch, dass in den nächsten Monaten einige wichtige Neuerungen kommen. Sollte es damit nicht klappen - immerhin wirkt es, als wäre vieles noch unklar -, so kann Foursquare sich zumindest an seinen neuen Partner stützen.
Microsoft intregiert nämlich die App-Daten in sein neues Spracherkennungstool Cortana. Mit dem großen Fokus auf Mobile, den der Softwarehersteller derzeit verfolgt, kann Foursquare sicher noch in anderen Geschäftsbereichen unterstützen. Die App wird deshalb noch länger nicht von den Smartphone-Displays verschwinden.