Die iWatch ist da und heißt: Apple Watch. Für die Smartwatch hat Apple die Bedienung komplett überarbeitet. CURVED hat sie schon ausprobiert.
Sie war das iOS 8 abgearbeitet, und viele der geladenen Gäste im Flint Center in Cupertino stellten sich die Frage: Kommt sie noch, die Uhr von Apple?
Sie kam, gewaltig. Und die Reaktionen waren enorm. Die Menge applaudierte und schenkte Tim Cook Standing Ovations. Und nicht nur die Apple-Mitarbeiter im Publikum waren begeistert, auch mir entschwand plötzlich ein "Ist das geil!", die Kollegen nickten. Die Apple Watch, sie zündet. Macht sie doch einiges anders als die die wir auf der IFA in Berlin begutachten konnten. Meiner Einschätzung nach macht sie diese Sache nicht nur anders, sondern auch besser. Aber der Reihe nach.
Bedienung über die iKrone
Auffälligstes Merkmal der Apple Watch ist die "Krone", die wir eigentlich von jeder normalen Analog-Uhr kennen. Die sitzt bei der Smartwatch auf der rechten oberen Seite und dient zur Navigation. Im Hands-on entpuppte sich das Feature als recht intuitiv. So steuere ich durch den Homescreen mit Apps entweder mit einer Wischgeste nach links, rechts, oben und unten.
Will ich ranzoomen oder rauszoomen, dann nutze ich das Rädchen an der Seite. Dasselbe gilt für Fotos oder die Kartenansicht. Im Kalender oder Siris Suchergebnissen kann ich über die "iKrone" durch Listen navigieren. Da stellt man sich doch die Frage: Warum musste erst Apple darauf kommen, dass analoge Uhren seit jeher dieses praktische Rädchen aus guten Gründen verbaut haben?
Bis dato konnte ich schon einige Smarwatches ausprobieren, doch in Sachen Verarbeitung ist die Apple Watch das Beste, was sich bislang um mein Handgelenk geschmiegt hat. Kein billiges, schwarzes Plastik, sondern gut designte Materialien. Zur Auswahl stehen Armbänder aus Metall, Leder und buntem PVC - für die Sportler unter Euch. Zusätzlich zu den diversen Bänder stehen drei Uhr-Varianten zur Auswahl: die Standard-Ausführung, die Sports-Version mit gehärtetem Glas und die "Edition" aus 18 Karat Gold. Das schaut gar nicht einmal so protzig aus, wie man zunächst denken mag. Bei so viel Auswahl kann auch die Moto 360 nicht mithalten.
Das dezente Design gefällt
Ausprobieren durfte ich eine Apple Watch mit Metallband. Über einen Clip lässt diese sich sicher am Handgelenk befestigen. Gut gemacht: Mit wenigen Handgriffen kann man die einzelnen Elemente des Armbands schnell herauslösen und so die Größe justieren. Die geschulten Finger des Apple-Mitarbeiters brauchten zumindest nur wenige Sekunden, schon war das Armband an meine Handgelenkgröße angepasst.
Mit einem Umfang von 38 bzw. 42 Millimetern wirkt die Uhr nicht übertrieben am Handgelenk - viel größer ist Eure alte Casio auch nicht. Ganz ehrlich: Die geringere Größe im Vergleich zu den Smartwatches der Konkurrenz ist für mich kein Manko, sondern ein Plus. Selbst die Moto 360, eine der schönsten Android-Smartwatches am Markt, ist am Handgelenk monströs. Die Apple Watch verschwindet hingegen - wenn sie denn muss - auch unterm Hemdärmel. Und macht das nicht letzten Endes eine gute Uhr aus: dezentes Design und Funktionalität?
Apropos Funktionalität: Apple hat eine ganze Reihe praktischer Features vorgestellt. In erster Linie soll die Apple Watch die "Activity" und "Health" seiner Träger tracken. Natürlich waren in den wenigen Minuten unter scharfer Beobachtung der Apple-Mitarbeiter kein Powerrun oder Workout möglich - hier müsst Ihr Euch bis zum ausführlichen Test noch ein wenig gedulden.
Hält Apple aber das, was es in der Keynote versprach, dann macht der Konzern schon einmal sehr viel mehr richtig als viele Smartbands und Smartwatches, die entweder nur bestimmte Vitalfunktionen messen oder sich darauf beschränken, die Benachrichtigungen Eures Smartphones auf Euer Handgelenk zu pushen.
Revolutioniert Apple wieder eine Gerätesparte?
Recht ungewöhnlich, aber auf den ersten Blick auch ungewöhnlich cool, finde ich die Art und Weise, wie Apple-Watch-Träger untereinander kommunizieren können. Dazu wischt Ihr einfach Muster auf das Display, wenn Ihr den betreffenden Kontakt ausgewählt habt - etwa einen Fisch, wenn Ihr in einem Fischrestaurant essen wollt.
Dieser kann Euch wiederum mit einer eigenen Zeichnung antworten. Ob sich das durchsetzen wird, ist fraglich - immerhin ist Apple nicht darum verlegen, in Sachen mobiler Kommunikation neue Wege zu gehen. Wichtig: Damit die Apple Watch funktioniert, benötigt Ihr mindestens ein iPhone 5, das mit der Uhr gekoppelt ist.
Gespannt bin ich bis zum Erscheinen im Januar 2015, zu welchen Preisen Apple die einzelnen Watch-Modelle in den Handel bringt. "Ab 349 Dollar" ist angesichts so vieler unterschiedlicher Modelle mit so vielen unterschiedlichen Armbändern noch eine recht vage Ansage. Bis dato macht die Apple Watch aber schon einen sehr guten, ersten Eindruck.
Apple überträgt die vom iPhone und iPad bekannte gute Verarbeitung auf die Welt der Smartwatches - und denkt gleichzeitig das Bedienkonzept neu. Das ergänzt mit vielen Möglichkeiten zur Individualisierung - von Cases über Armbänder, Farbschemata und Watchfaces - macht sie zum schicken Begleiter für iPhone-Nutzer.
Und obwohl das Produkt doch ein ganz anderes ist, fühle ich mich an das Release des iPhones im Jahr 2007 erinnert. Danach hatte man das Gefühl, dass Apple zwar nicht als Erster im Markt unterwegs war, aber es zum ersten Mal das Smartphone-Konzept richtig umgesetzt hatte. So war es auch 2010, als das iPad und die Tablet-Welle erst ins Rollen brachte. Nun haben wir 2014. Und einmal mehr schickt sich Apple an, eine Gerätesparte zu revolutionieren: die Smartwatches.
Nimmt man den frenetischen Jubel der Gäste im Flint Center als ersten Gratmesser für den Erfolg, dann könnte die Apple Watch zum neuen Bestseller aus Cupertino avancieren. Schade eigentlich, dass sie nicht schon unterm Weihnachtsbaum liegen kann...