Der Kult-Anime und Manga aus den 80er Jahren wurde endlich exklusiv für die PS4 versoftet. Machen die Abenteuer von Haudrauf Kenshiro auch als Videospiel Spaß oder solltet ihr euch nach anderen Alternativen umschauen? Wir haben für euch rund 30 Stunden Köpfe und Körper platzen lassen: der Test.
Hokuto Shinken ist nicht etwa eine köstliche salzgereifte Fleischspezialität sondern einer der gefährlichsten Martial-Arts-Kampfstile aller Zeiten. Und keiner beherrscht diesen Style besser als Kenshiro. Das ist auch bitter nötig, denn die Welt liegt nach der Atom-Apokalypse in Schutt und Asche, die Bewohner darin leben in dem ärmsten Verhältnissen und marodierende Banden treiben Tag und Nacht und ihr Unwesen.
Ein Mann, ein Ziel
Nachdem Kenshiro seine Angebetete nicht vor einem fiesen Widersacher retten konnte, zieht er ziellos durch die öden Wüsten – immer auf der Suche nach ihr. Der Prolog macht euch schnell mit dem eingängigen Kampfsystem vertraut, schwierige Button-Kombination sind hier kaum zu verinnerlichen. Wobei, die Anzeige für die "einfache Aktivierung der neuralgischen Finisher" solltet ihr vielleicht aktivieren, damit ihr immer die Oberhand habt. Dem ersten Boss die Fresse poliert, weiß Kenshiro nun auch, wohin ihn sein weiterer Weg führen wird: In die sagenumwobene Stadt "Eden", die tief in der Wüste liegt und sich an großen Reichtum erfreut.
Eden für alle
Einmal in der Traumstadt angekommen, findet Kenshiro endlich den Weg hinein – und wird gleich von den Wachen in die Zelle verfrachtet. Doch genau da will er hin! Denn die dicken stählernen Gitter stellen für den muskelbepackten Hünen kein Hindernis dar. Die ulkigen und absolut Anime-stereotypen Charaktere treiben die Geschichte voran und schon befindet ihr euch mitten in der leidlich spannenden Geschichte, die viel mehr für euch bereithält, als es zu Beginn des Spiels den Anschein macht.
Der Barmann in dir
Denn in "Eden" gibt es – neben der Suche nach eurer Geliebten – noch zahlreiche andere Dinge, die eure Aufmerksamkeit erfordern: So rast ihr mit dem selbstgebauten und nach und nach verbesserbaren Buggy durch die angrenzenden Wüsten-Gebiete und sammelt fleissig alles ein, was im Sand so vor sich hin oxidiert. Auch ein paar neue Locations könnt ihr so entdecken, die sind aber allesamt sehr klein und der Löwenanteil der Story spielt sich in "Eden" ab. Der Buggy bietet euch aber auch mit den Rennspiel-Events die Möglichkeit euer Auskommen dort zu vereinfachen. Denn nur mit den richtigen Teilen könnt ihr regen Handel treiben oder sie dienen euch als Mittel zum Zweck, um ein paar der 80 Nebenmissionen zu erledigen. Was gibt es noch? Nun, neben den Prügeleinlagen, die wir euch gleich noch genauer vorstellen, verdingt ihr euch als Barmann, als Besitzer eines Nachtclubs, zockt in der Arcade eine Runde "Outrun", nehmt an einem verrückt-bekloppten Karaoke-Minispiel teil oder lasst in der Arena für bare Münze die Fäuste sprechen. Genug zu tun gibt es immer und die meisten Minispiele verfügen über eine wirklich nette Mechanik und sind stellenweise zum Brüllen komisch inszeniert.
Draufhauen und abhaken
Die meiste Zeit verbringt ihr aber – wie könnte es bei einem "Fist of the North Star"-Spiel auch anders sein – mit wilden Schlägereien, bei denen zartebesaitete Naturen sofort "raus" sind: Denn wenn Kenshiro zur finalen Attacke auf die neuralgischen Punkte seiner Gegner ansetzt, bleibt kein Stein auf dem anderen. Oder besser: Kein Knochen neben dem anderen. Denn den Gegnern platzt effektvoll der Kopf oder der ganze Körper verwandelt sich augenblicklich in bluttriefenden Wackel-Pudding – das Ganze dann noch untermalt mit markigen Sprüchen. Muss man schon mögen, aber für die übermäßige Gewaltdarstellung war das Ausgangsmaterial ja nun bekannt. Natürlich sind eure Kampffähigkeiten noch in vier verschiedenen Bereichen auflevelbar, bis ihr hier den Zenit erreicht, seid ihr locker weit über 50 Stunden dabei. Es macht auf jeden Fall eine Menge Spaß, die Bösewichter der verschiedenen Körpergrößen wieder und wieder auseinander zu nehmen. Doch Spielaufbau, Grafik, Kämpfe und auch fast alles andere erinnert frappierend an ein Spiel, dass japanophil angehauchte Zocker längst in ihr Herz geschlossen haben:
Ist das "Yakuza"?
Korrekt, denn im Kern ist "Fist of the North Star" eigentlich exakt das gleiche Spiel. Es teilt sich nicht nur die Engine mit dem großen Vorbild, sondern auch Geräusche, Anzeigen und die Abwicklung der Minispiele und Nebenmissionen stammen fast unverändert aus "Yakuza". Natürlich spürt ihr auch in den Kämpfen die krasse Ähnlichkeit, allerdings hier mit einem deutlich drastischeren Ausgang und dem netten Gefühl euren Gegnern immer eine muskelbepackte Armlänge voraus zu sein. Liegen euch also die japanischen Mafia-Abenteuer in "Yakuza", könnt ihr hier gleich blind zugreifen.
Fazit: Besser als gedacht
Die Optik haut in diesen Zeiten sicher keinen Spieler mehr vom Hocker, das exotische und unnachahmliche Feeling solcher Japano-Games allerdings schon. Die Story ist nett erzählt, es gibt natürlich die typischen Obermotze – aber alle bekommen das, was sie verdienen. Dazu dann noch witzige Mini-Games, ein sehr solides Kampfsystem mit wirklich nie dagewesen brutalen Finishern und einen stahlharten aber eben auch verletzlichen Hauptcharakter. Stiernacken Kenishiro ist Kult und den Burschen muss man einfach mögen! Was auf Dauer wirklich nervt sind die zahlreichen Wiederholungen der eben erwähnten Abschluss-Moves, denn die könnt ihr nicht abbrechen. Und wenn der Gegner dann das gefühlt 1000ste mal bei "Hordebreaker-Style" in der Luft in einer Blutwolke exlodiert, reicht es dann langsam auch. Bis dahin bekommen Freunde des Genres hier aber eigentlich mehr, als zu erwarten war.
"Fist of the North Star: Lost Paradise" ist ab dem 02. Oktober 2018 exklusiv für die PS4 verfügbar und hat die Altersfreigabe "Ab 18 Jahren". Der nachfolgende Trailer zeichnet euch noch ein genaueres Bild vom Spielablauf:
Testwertung: Fist of the North Star: Lost Paradise
- Typische Anime-Story
- Abgredrehte Mini-Games
- Gutes Kampfsystem
- Optisch recht schwach
- Zu wenige Finisher