Google Pixel 5 und 4a vs. Profi-Kamera: Können die Smartphones mithalten?

Google Pixel 5
Pixel 5 Kamera App1 (© 2020 CURVED )
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In den letzten Jahren waren Smartphone-Kameras gut, doch 2020 sind sie nun richtig gut. Ein Aushängeschild für Fotografie waren bislang immer die Pixel-Geräte. Zeit für uns also, das Google Pixel 5 und das Google Pixel 4a 5G gegen eine waschechte Profi-Kamera antreten zu lassen. Wie das Kräftemessen ausgegangen ist? Hier kommt das Ergebnis unserer Foto-Tour.

Für den Vergleich haben wir uns eine Panasonic GH5 geschnappt. Das ist eine hochgelobte High-End-Systemkamera mit 20 MP, die ich über die Jahre hinweg schon häufig im Profi-Bereich gesehen habe. Wir haben zwar noch deutlich teurere Profi-Kameras im Büro, doch wäre der Vergleich dann doch sehr unfair. Beispielsweise, als wollten wir mit einem Kleinwagen gegen ein Formel-1-Auto antreten.

Zum Google Pixel 5: Auf dem Papier sind die Kameras des 5er-Modells und des Pixel 4a 5G identisch: Beide haben ein Weitwinkel-Objektiv mit 12,2 MP und eine Ultraweitwinkel-Linse mit 16 MP. Die Fotos sehen auch nahezu identisch aus. Das kleinere Pixel 4a liefert auf dem Papier auch eine identische Qualität, besitzt aber nur das Weitwinkel-Objektiv. Anders sieht das mit den Qualitäts-Unterschieden in einer bestimmten Situation aus, aber dazu kommen wir noch.

Die Sache mit dem Supersportwagen

Was für ein Glück! Direkt zu Beginn unseres Vergleichs zwischen Pixel 5, Pixel 4a und Profi-Kamera entdecken wir einen McLaren F1. Nur 106 Exemplare des 12-Zylinder-Monsters sollen je vom Band gerollt sein. Da Fahrzeuge mit über 600 PS schnell wieder davonflitzen können, haben wir ein paar Fotos gemacht.

Okay, zugegeben: Der McLaren F1 ist nur ein Miniatur-Modell und auch nach mehrmaligen Versuchen passt niemand vom CURVED-Team in das Auto. Und natürlich hat das Spielzeugauto keinen Motor. Nur starker Wind sorgt hier womöglich dafür, dass es davonflitzt.

Allerdings haben einige von euch womöglich für kurze Zeit gedacht, dass wir hier ein echtes Auto sehen, oder? Ihr wurdet durch einen Trick getäuscht, der sich "Forced Perspective" nennt. Das klappt mit einer Profi-Kamera und einer variablen Brennweite sichtlich besser.  Zudem ist die Schärfentiefe bei der Panasonic GH5 geringer als bei einem Smartphone. Nur die Motorhaube ist hier scharf. Die leichte Unschärfe ab den Rückspiegeln lässt das Spielzeugauto somit noch echter wirken.

Auch das Google Pixel liefert in diesem Vergleich ein gutes Ergebnis ab. In erster Linie beziehe ich mich hier aber auf die Bildqualität. Denn aufgrund der höheren Schärfentiefe fällt es eher auf, dass wir einen Modellwagen genutzt haben. Außerdem sorgt die automatische Nachbearbeitung bei unserem Fake-Asphalt für mehr Aufhellung, weshalb auch dieser Teil unseres Tricks leichter zu entlarven ist. Vorteil Pixel wiederum: Ein schmales Smartphone kommt im Zweifel näher an das Motiv heran als eine Profi-Kamera.

Makro: Sieger mit Trick

Ich bin der Meinung, dass die meisten Makro-Objektive in Smartphones überflüssig sind. Das liegt unter anderem daran, dass viele Hersteller diese Linse mit zu geringer Auflösung ausstatten. Auch ohne Makro kann das Google Pixel 5 (und das 4a 5G) aber kleine Objekte ganz groß wirken lassen (Nein, ich meine hier nicht das Spielzeugauto). Etwa ein 5-Cent-Stück.

Okay, erwischt: Ein kleines bisschen haben wir geschummelt. Da dem Pixel 5 und dem Pixel 4a ein Makro-Objektiv fehlen, musste der digitale Zoom herhalten. Eine etwa 1,7-fache Vergrößerung. Dennoch gefällt mir das Foto vom Pixel deutlich besser: Die Kontraste sind knackiger und die Münze ist komplett scharf. Das ist uns mit der Panasonic GH5 nicht gelungen.

Porträts: Die Stärke von Pixel 4a und Pixel 5

Wer kennt es nicht? Ein hübsches Gesicht muss man einfach fotografieren! Gut: Ich kenne das zwar nicht, dennoch haben wir die Figur eines Fischrestaurants in Hamburg zweckentfremdet. Der Grund: Widerworte blieben einfach aus. Hier das Ergebnis:

Tatsächlich bin ich etwas beeindruckt, wie gut Google Pixel 5 und Pixel 4a hier mit der Profi-Kamera mithalten können. Allerdings sehen wir auch den Unterschied zwischen einem digitalen unscharfen Hintergrund und der echten Variante: Bei der Panasonic GH5 wirkt das Bokeh einfach einen Tick natürlicher. Dennoch überzeugt das Pixel-Ergebnis ebenso.

Ultraweitwinkel: Gleichstand?

Eine Ultraweitwinkelkamera ist bekanntlich sehr gut dafür geeignet, große Personengruppen oder Panoramen einzufangen. Doch wie schlägt sich die kleine Linse im Vergleich mit einem großen Profi-Kameraobjektiv? Also...

Tatsächlich sind sich die Fotos sehr ähnlich. Den großen Unterschied macht hier, dass unsere Profi-Kamera eine geschlossenere Blende verwendet und etwa den Gebäuden auf der linken Seite eine kräftigere Farbe verpasst. So wirkt die Aufnahme homogener.

Beim Foto des Pixel 5 werden Helligkeitsunterschiede hingegen klarer herausgearbeitet. Dabei ist die Kamera allerdings nicht überfordert: Überbelichtung gibt's auf dem Foto nicht. Größere Unterschiede werden erst deutlich, wenn man stark heranzoomt. Die Profi-Kamera kann mehr Details liefern. Dafür fängt das Pixel-Handy einen breiteren Blickwinkel ein, als unser Objektiv für die GH5.

Selfies: Wer braucht noch Profi-Kameras?

Das klassische Selfie. Ich denke jeder stimmt mir zu, wenn ich sage, dass Handys hierfür deutlich besser als Profi-Kameras geeignet sind. Womöglich stimmen mir auch die folgenden Fotos zu:

Das Google Pixel 5 optimiert die Fotos so gut, dass ein viel besseres Ergebnis als bei der Profi-Kamera entsteht. Alles wirkt (ganz ohne Nachbearbeitung am PC) knalliger, kräftiger und lebendiger. Zumal es wirklich bescheuert aussieht, wenn ihr euch mit einer Panasonic GH5 selbst fotografieren wollt. Was beide Kameras aber nicht geschafft haben: Meine Frisur bei dem starken Wind zu richten. An diesem Punkt unserer Foto-Tour habe ich das aufgegeben.

Zoom: Keine Chance für die Smartphones

Seit einigen Jahren bieten Smartphones bereits optische Vergrößerungen. Das Samsung Galaxy Note 20 Ultra zum Beispiel hat sogar einen fünffachen optischen Zoom. Google Pixel 5 und Google Pixel 4a 5G fehlt so ein Teleobjektiv hingegen. Dennoch sorgt der digitale Zoom für gute Bilder. Entgegen allem, was ich damals im Studium zu diesem Thema gelernt habe, könnt ihr die digitale Vergrößerung also gerne nutzen. Aber:

Ein großer Sensor, ein teures Objektiv und ein mehrfacher optischer Zoom: Hier kann kein Smartphone mit einer Profi-Kamera mithalten. Dennoch haben die Pixel-Phones nicht allzu schlecht abgeschnitten. Bei vielen anderen Handys habe ich beim Zoom etwa keine Strukturen mehr im roten Haus erkannt.

Ansonsten möchte ich noch einmal auf den Unterschied zwischen Pixel 5 und Pixel 4a 5G eingehen: Erst der digitale Zoom offenbarte einen leichten Qualitätsunterschied. Offenbar ist das teurere Modell mit einer besseren Bildoptimierung ausgestattet. Tatsächlich ist mir vorher aber kein Unterschied zwischen den Aufnahmen aufgefallen.

Der Fisch: Tauchen mit dem Pixel 5

Gibt es unter unseren Lesern Personen, die ganz klar sagen "Smartphone versus Spiegelreflex ist unfair"? Lasst mich euch an dieser Stelle stoppen. Viele Smartphones sind heutzutage nämlich wasserdicht. Was man damit machen kann:

Wie unser Fisch zeigt, ist das wasserdichte Smartphone-Gehäuse ein klarer Vorteil gegenüber der Profi-Kamera. Zumal die große Panasonic GH5 nie in das Glas gepasst hätte. Dieser Punkt geht an die Handy-Fraktion.

Ist das Pixel 5 besser als eine Profi-Kamera?

Die Profi-Kamera hat einen größeren Sensor, fängt von Haus aus mehr Details ein und durch Wechselobjektive ist sie einfach flexibler. Natürlich ist das Google Pixel 5 also nicht besser als die teurere Systemkamera. Aber darum ging es uns hierbei auch überhaupt nicht: Wir wollten wissen, wie sich das Smartphone im Vergleich zur Profi-Kamera schlägt. Und hier finde ich, haben sich Pixel 5 und Pixel 4a 5G überraschend gut geschlagen.

Google Pixel 5
Das Google Pixel 5 hat kleine Linsen, die große Dinge leisten (© 2020 CURVED )

Klar: Wer seine Fotos auf Plakatgröße ausdrucken will und einen homogeneren Look will, der ist mit dem Profi-Modell bedient. Aber so wirklich kompakt ist dieses nicht. Wollt ihr eine Panasonic GH5 in die Hosentasche stecken, dürfte das für viele fragende und einige anerkennende Gesichter sorgen.

Das Google Pixel 5 und das Pixel 4a 5G passen jedoch problemlos in die Hosentasche. Und was ihr hier an Fotoqualität bekommt, ist schon beeindruckend. Ein großer Vorteil (für Nicht-Profis) ist etwa die automatische Nachbearbeitung. Ihr müsst nur auf den Auslöser drücken und den Rest macht das Smartphone. Das Ergebnis ist (sofern ihr nicht stark heranzoomt) mit einer teuren Systemkamera im Ansatz vergleichbar und das ist eine starke Entwicklung.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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