Haben wir in der Vergangenheit von integrierten Beamern in Smartphones oder Tablets gehört, so war uns normalerweise klar: Das kann nichts Gutes sein. Ob Aiptek Projector Pad oder Yoga Tablet 2 Pro nicht nur, dass die eigentlich tolle Kombination doch befriedigend funktionieren kann, sondern macht mit dem 13,3 Zoller auch noch in fast allen anderen Bereichen jede Menge richtig.
Mehr Bildschirm als Tablet: Auf 13,3 Zoll erstreckt sich der QHD-Screen des Yoga Tablet 2 Pro und leuchtet strahlen hell. Mittels des integrierten Standfußes lässt sich das 950 Gramm schwere Gerät beinahe senkrecht aufstellen oder dank der großen Aussparung darin unkompliziert an die Wand hängen. Zwei Stereo-Frontlautsprecher und ein rückseitig eingebauter Subwoofer sorgen für voluminöse akustische Untermalung — ja, das Yoga ist eher ein Tablet für den stationären Medienkonsum, denn eines für extensives Gaming oder die Umhängetasche. Warum sich das 64-Bit-Gerät aber im Wohn- und Schlafzimmer, in der Küche und vielleicht auch im Büro pudelwohl fühlt, wie gut der eingebaute Beamer im Alltag ist und warum ein bisschen mehr Performance dem Display-Riesen gut gestanden hätte, erfahrt Ihr im Folgenden.
Design und Verarbeitung: bleibt alles anders
Auf den ersten Blick sieht auch das Yoga Tablet 2 Pro aus, wie Lenovos Yoga-Tablets eben aussehen: Mit dem typischen runden Wulst an einer Längsseite, in den praktischerweise gleich die Stereolautsprecher und der ausklappbare Ständer integriert sind. Besonderheit diesmal: Auf der Rückseite werden die zwei Frontspeaker von einem 8W-Subwoofer unterstützt, außerdem befindet sich exakt dort nun auch ein mechanischer Button, der den Ständer aufspringen lässt (zuvor musste der deutlich mühsamer mit festem Griff um die Rundung aufgeschoben werden). Und natürlich findet der integrierte Beamer Platz im Wulst, auf der dem ebenfalls runden Powerbutton gegenüber liegenden Seite.
Das Yoga Tablet 2 Pro besteht zwar überwiegend aus Kunststoff, durch die silbrige Lackierung wirkt es aber dennoch nicht billig, und die einzelnen metallenen Elemente (Powerbutton, Ständer) verleihen ihm an den neuralgischen Stellen die nötige Robustheit: Da der Standfuß sich nun fast zu 180 Grad herausdrehen lässt, um den 13,3 Zoller auf Wunsch auch aufhängen zu können, muss der schon etwas aushalten — nämlich immerhin das mit 950 Gramm nicht geringe Kampfgewicht des 33 Zentimeter breiten und 22 Zentimeter hohen Tablets.
Insgesamt hinterlässt das Yoga Tablet 2 Pro optisch wie haptisch einen ausgegorenen und ausreichend attraktiven Eindruck, ist aber natürlich ob seiner Dimensionen und des hohen Gewichts nicht unbedingt das mobilste Exemplar seiner Art. Eher etwas, das zwischen den verschiedenen Zimmern einer Wohnung oder eines Hauses umherwandert, ein Familien-Tablet sozusagen.
Das Display: gigantisch, hell, mit trüben Blickwinkeln
13,3 Zoll und eine QHD-Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln — beinahe habt ihr es beim Screen des Yoga mit den Spezifikationen des Retina-Displays eines MacBook Pro 13 zu tun. Und genauso viel Spaß macht das Anschauen von Webseiten, Bildern und vor allem Videos in 1080p auch; alles unter Full HD-Auflösung sieht aber natürlich etwas pixelig aus.
Darüber hinaus kann das Display des Yoga auch noch außerordentliche hell strahlen, wenn der entsprechende Schieber ganz nach rechts gezogen wird; die automatische Einstellung indes regelt für meinen Geschmack ein wenig zu dunkel und kann auch manuell nicht nachjustiert werden. Zudem werden bei sehr dunklen Inhalten — aber auch wirklich nur dann und wenn Ihr ganz genau hinschaut — unterschiedlich gut ausgeleuchtete Bereich des Screens sichtbar.
Und noch ein Problem hat das große Display, das speziell für das eigentliche Nutzungsszenario als Multimedia-Bildschirm für die ganze Familie schnell zum Ärgernis werden kann: der Blickwinkel, in dem das Geschehen auf dem 13,3 Zoller klar und hell erkennbar ist, ist relativ gering — schon ab etwa 45° Grad Abweichung vom ganz frontalen Blick auf den Screen werden dunkle Bereiche nicht mehr unterscheidbar, was gerade bei Filmen oder Serien schnell auffällt. Das liegt auch daran, dass das Glas über dem Bildschirm dann ziemlich stark spiegelt.
Alles in allem ist das Display des Yoga Tablet 2 Pro aber allein ob seiner Größe, der Helligkeit und der hohen Auflösung eine Wucht. Nur, relativ frontal müsst Ihr es eben betrachten ...
Performance: Leider untermotorisiert
Lenovo verbaut den Intel Atom Z3745-Chipsatz im Yoga Tablet 2 Pro — der hat zwar schon 64-Bit-Kapazitäten und vier Kerne, die mit bis zu 1,86 GHz takten, für anspruchsvolles Gaming reicht das dennoch nur bedingt. Denn vor allem bei schnellen Spielen fordert die hohe Auflösung merklich ihren Tribut: Rennspiele etwa wie Reckless Racing 3 oder Real Racing stottern merklich vor sich hin. Ruhigere Titel, die dennoch tolle Grafik bieten, Rèpublique oder Hitman Go seinen beispielhaft genannt, lassen sich hingegen gut und flüssig spielen.
Diesen Eindruck bestätigen auch die Benchmark-Ergebnisse: 32.000 Punkte im AnTuTu positionieren das Yoga Tablet leistungstechnisch deutlich unter der aktuellen Elite, aber noch ausreichend performant, um damit beinahe alles zügig erledigen zu können.
Und so spielt der 13 +-Zoller natürlich auch FHD-Filme ruckelfrei ab und erlaubt flottes Scrollen durch Webseiten — leider weniger durch das UI. Diese von Lenovo eigens entwickelte Benutzeroberfläche indes sorgte ihrerseits für ein wenig Unmut bei mir, weil sie zum Teil zwar gute Ideen und Bedienkonzepte (Schnelleinstellungsleiste am unteren Rand, paralleles Nutzen zweier Apps mit geteiltem Bildschirm) bietet, dann aber auch wieder umständlich (vorgegeben Ordner auf einem Homescreen, die sich nicht löschen lassen, fehlender App Drawer) und vor allem träge beziehungsweise laggy ist. Hier hätte dem Tablet ein zurückhaltenderes UI mit ein paar Sonderfunktionen à la ASUS möglicherweise besser gestanden.
Abzuwarten bleibt, wie sich ein etwaiges Update auf Android 5.0 auf die Gesamtperformance des Yoga auswirkt, schließlich würden sich dann die 64-Bit-Fähigkeiten des Intel-Chipsatzes eventuell positiv bemerkbar machen.
Projektor und Sound: tatsächlich ein kleines Heimkino
Ich habe es im Vorfeld auch beim Yoga Tablet 2 Pro nicht glauben wollen, dass der eingebaute Beamer mehr als nur reinen Kuriositätswert hat — und wurde eines Besseren belehrt: Der Projektor wirft jedweden auf dem Tablet angezeigten Inhalt in HD-Auflösung an die Wand, die Decke, den Kleiderschrank oder wohin Ihr sonst wollt und das je nach Entfernung in bis zu 50 Zoll. Natürlich sollte die Umgebung so dunkel und die Projektionsfläche so hell wie möglich sein, um beste Ergebnisse zu erzielen. Und dann kann richtig befriedigend geschaut werden: Ob nun Film, Präsentation oder Dia-Show, der Beamer des Yoga zaubert alles scharf und rechtwinklig an die Wand.
Das liegt vor allem daran, dass die Ingenieure bei Lenovo sich offensichtlich Gedanken gemacht haben: Nicht nur wurde eine ordentliche LED verbaut — und zwar so angewinkelt, dass trotz mittels Standfuß abgelegtem und somit eigentlich geneigt liegendem Tablet, das Bild eben ausgerichtet projiziert wird —, auch sorgt die automatische Perspektivkorrektur dafür, dass etwaige Trapezverzerrungen durch Neigung des Tablets selbsttätig korrigiert werden, Ihr also stets ein rechtwinkliges Bild zu sehen bekommt. Die Schärfe wird je nach Entfernung zur Projektionsfläche manuell per Schieberegler nachjustiert und bei Bedarf schaltet sich das Display des Tablets bei aktiviertem Beamer ab, kann aber jederzeit per Tap auf den Screen wieder aktiviert werden.
Zu diesem tollen visuellen Erleben kommt der satte Sound, den die 8W-2.1-"Anlage" von JBL ausspuckt: Richtig laut und voluminös klingt das und vermittelt wenigstens beim frontalen Betrachten des Screens ein gutes Räumlichkeitsempfinden. Aber auch beim Schauen über den Projektor komplettieren die drei Speaker — die dank Dolby-Equalizer und Spezialeinstellungen je nach Nutzung und Geschmack angepasst werden können — das Kinoerlebnis akustisch durchaus gelungen.
Speicher und Akku: ordentliche Kapazitäten
Ob mit oder ohne LTE-Konnektivität, das Yoga Tablet 2 Pro kommt löblicherweise in beiden Ausführungen mit 32 GB internem Speicher, von dem dem Nutzer immerhin rund 25 GB für Apps und Daten zur Verfügung stehen. Da der 13 Zoller aber nun mal ein Tablet für den Medienkonsum ist, steht zusätzlich noch ein micro SD-Kartenslot bereit, der Module bis zu 64 GB schluckt.
Kleines (Android-immanentes) Problem: Über den Slot eingesteckte micro SD-Karten müssen Fat32-formatiert sein und können somit keine Daten größer als 4 GB tragen — so lassen sich Full HD-Filme oftmals nicht auf dem Yoga Tablet 2 Pro abspielen. Da das Gerät aber USB-OTG unterstützt und so angeschlossenen Flashspeicher oder per Adapter eingeschobene SD-Karten im NTFS-Format liest, empfehle ich zusätzlich den Kauf eines entsprechenden OTG-Adapter (gibt's für nachträgliche Installation des ES Datei Explorer, der angesteckte USB-Sticks auslesen kann.
Ebenfalls üppig ist der Akku mit 9.600 mAh Kapazität — und der garantiert natürlich lange Lauf- und noch längere Standby-Zeiten. Bei intensiver Nutzung schaffte das Yoga 2 Pro im Testzeitraum locker zwei Tage, und bei abgeschaltetem Screen könnt Ihr das Tablet ruhig auch mal länger unbeachtet in der Ecke stehen lassen und dann dennoch ausreichend Saft für einen Film vorfinden — den Löwenanteil der Akkuladung frisst natürlich das große Display. Auch der Beamer wird bei vollständig geladener Batterie ausreichend lange mit Strom versorgt, so dass Ihr Kinosessions von zweieinhalb Stunden bis drei Stunden ohne Steckdose in der Nähe abhalten könnt.
Fazit: das fast perfekte Wohnzimmer-Tablet — mit Kino-Extra
499 Euro kostet das 13,3 Zoll-Monster also ohne LTE-Konnektivität, und dafür gibt es übrigens — ungewöhnlich für ein Tablet — auch noch ein paar In-Ear-Kopfhörer von JBL, die ziemliche gute Akustik bieten, obendrauf. Und 32 GB Speicher. Und ein großes, hochauflösendes Display. Und ein kräftiges 2.1-Soundsystem. Und zig Halte-, Aufstell- oder gar Aufhängungs-Möglichkeiten. Und einen richtig guten Beamer. Und einen gewaltigen 9.600 mAh-Akku.
Auf der Kehrseite stehen die nicht so gute Blickwinkeltreue sowie die dezenten Farbverläufe des Display, die leichte "Untermotorisierung" durch den für die QHD-Auflösung schlicht zu schwachen Intel Atom Z3745 und — am ärgerlichsten — die ruckelige Benutzeroberfläche.
Dennoch: Alles in allem hat Lenovo hier ein tolles Paket geschnürt. Wenn Ihr auf der Suche nach einem Wohnzimmer-Tablet seid (oder eines fürs Schlafzimmer oder die Küche oder das Kinderzimmer ...), dann sollte das Yoga 2 Pro ein ganz heißer Kandidat sein.