Viel hat Samsung an seinen neuen Galaxy Tab S-Modellen im Vergleich zur Tab Pro-Reihe nicht geändert; aber einen Punkt dafür merklich: Mit nur 6,6 Millimetern Dicke sind Samsungs Neue merklich schlanker als das iPad Air und fast so dünn wie das Xperia Z2 Tablet von Sony — und sie verfügen über S-AMOLED-Displays mit WQXGA-Auflösung. Welche Kleinigkeiten sonst noch neu, gut oder weniger gelungen sind, verraten wir Euch in unserem Testbericht.
Mit dem Galaxy Tab S 10.5 und 8.4 löst Samsung nach relativ kurzer Zeit die erst auf der CES debütierten Tabs Pro ab. Was hinter dieser schnellen Modellpflege steckt, weiß nur Samsung. Wir wundern uns ein wenig, freuen uns aber über optimierte Tablets der Oberklasse, die preislich auf dem gleichen Niveau bleiben und mit weiterhin beeindruckenden Komponenten und Features glänzen.
So erbt das Galaxy Tab S das hochauflösende Display der Pro-Serie, das nun mit S-AMOLED- statt LCD-Technik besticht. Auch bekommt das Tab S nicht nur die schlanke Bauart des Pro, sondern unterbietet dessen Dicke mit nur 6,6 Millimetern noch um einen knappen Millimeter. Und hinsichtlich der Software-Features hat Samsung ebenfalls noch ein Schippe draufgelegt. Ist das Galaxy Tab S damit also das derzeit beste Android-Tablet und ein iPad Air-Killer? Oder hat Samsung einfach nur ein weiteres Gerät im Look der S5-Reihe herausgebracht, um das breite Jahres-Portfolio zu komplettieren?
Design und Material: Wie ein flaches Galaxy S5, nur schicker
Auf den ersten Blick scheint das Galaxy Tab S nämlich nichts anderes zu sein als ein weiteres Tablet aus der Samsung-Galaxie, das eben in den diesjährigen Look gepresst wurde. Ein falscher Eindruck — und einer, der wenn er denn stimmen würde, gar nicht schlecht wäre: Das uns vorliegende Galaxy Tab S 10.5 sieht schick aus, subjektiv besser als der Vorgänger: Der Rücken des Gerätes hat die Golfball-Optik des S5-Smartphones. Das wirkt durch die aus Korea bekannte Materialwahl (Plastik) nicht besonderss hochwertig und fühlt sich in den Händen auch wenig griffig an. Dennoch verleiht er dem Tablet keinen billigen Look und macht es vor allem leicht: 467 Gramm sind ein beachtlicher Wert für ein 10,5 Zoll großes Tablet. Das Tab S ist damit fast genauso leicht wie das luftig klingende und deutlich kompaktere iPad Air.
Vor allem der Rahmen um das Display, der ebenfalls aus Kunststoff besteht, aber im Metallic-Look glänzt, verleiht dem Galaxy Tab S einen hochwertigeren Look.
Augenweide: Das S-AMOLED WQXGA-Display des Tab S
2560 x 1600 Pixel machen auf 10 Zoll natürlich erst richtig Spaß, so auch auf dem Galaxy Tab S 10.5 — vorausgesetzt, entsprechend hochauflösende Inhalte liegen bereit. Mit der 8 MP-Kamera selbst geschossene, hochauflösende Fotos jedenfalls erfreuen mein technophiles Auge jedenfalls genauso sehr wie das beiliegende UHD-Demo-Video.
Auch Browserinhalte sehen auf dem Tab S 10.5 toll aus — auf dem Homescreen, im App Drawer und natürlich bei allen Inhalten, die nicht über-hochauflösend sind, verpufft der Effekt allerdings schnell. So kann es leider vorkommen, dass beispielsweise YouTube-Videos und manche Spiele aufgrund ihrer geringeren nativen Auflösung und der Größe des Displays dann doch wieder unscharf oder gar pixelig wirken. Das ist natürlich nicht dem Tab S anzulasten, kaufwillige Interessenten sollte aber dennoch klar sein, dass nicht alles automatisch scharf wird, was auf dem Tablet dargestellt wird.
Mit dem Tab S wechselt Samsung von LCDs, die noch in den Tabs PRO zum Einsatz kamen, auf Super AMOLED-Panels. Samsung behauptet, dass dadurch der volle RGB-Farbraum abgebildet werden kann und sich das Tab S somit besonders für Bild- und Fotobearbeitung, aber auch für das Lesen eignen würde. Mag sein. Aber für den Normalverbraucher ist zum schon sehr guten LCD des Tab Pro kein signifikanter Unterschied zu erkennen — das WQXGA-Display des Pro-Tablets war toll, das WQXGA-Display des Tab S ist ebenso stark. Oder deutlicher: Der Screen des Tab S 10.5 ist mit das Beste, was mir in dieser Geräte-Kategorie bislang untergekommen ist. Das Tablet strahlt so hell, farbintensiv, satt, kontrastreich und knackscharf, dass es mir im Herzen wehtut, nach einer Weile wieder mit weniger Auflösung klarkommen zu müssen.
Lob verdient Samsung an dieser Stelle auch dafür, dass der Preis der Galaxy Tabs S trotz an sich teurer WQXGA-S-AMOLED-Displays in einem humanen Rahmen bleibt — ob die Koreaner dafür auf große Gewinne pro verkauftem Gerät verzichten und einfach nur auf gute Verkaufszahlen und in der Folge auf einen Image-Gewinn gegenüber Apple und des iPads hoffen?
Magazine UX: Gelungene Tablet-Software
Wie schon bei den Galaxy Tabs Pro installiert Samsung auch auf den Galaxy Tabs S seine speziell auf Tabets ausgerichtete Magazine UX-Bedienoberfläche. Die macht die Nutzung eines 10 Zollers an einigen Stellen tatsächlich etwas komfortabler, beispielsweise indem sie Verknüpfungen zum Dateimanager und zum App Drawer in komfortabler Reichweite der Daumen des Nutzers in den beiden unteren Ecken platziert.
Auf Anhieb gut gefallen mir die beiden Software-Features SideSync 3.0 und der Fingerabdruck-Scanner zum Entsperren des Gerätes oder zur Identifikation für einige Services.
Mit SideSync könnt Ihr Eurer Samsung-Smartphone auf dem Galaxy Tab S emulieren. Soll heißen: Via Wifi Direct verbinden sich beide Geräte miteinander. Der komplette Inhalt des Smartphones wird dann in einem Fenster auf dem Tablet angezeigt und ist benutzbar. Somit könnt Ihr vom Sofa aus auf Apps auf dem S5 zugreifen, das zeitgleich vielleicht am Ladekabel im Nebenzimmer hängt. Auch Telefonate oder Nachrichten können so vom Galaxy Tab S aus getätigt werden.
Im Ergebnis ist das zwar ein wenig mit Kanonen auf Spatzen geschossen — wer braucht schon sein komplettes Smartphone aufs Tablet gespiegelt —, aber es schadet ja auch nicht weiter und könnte in dem einen oder anderen Fall durchaus praktisch sein.
Ebenfalls wenigstens als Machbarkeitsbeleg interessant: Der Download-Booster, der WLAN- und LTE-Verbindung gleichzeitig nutzt, um Inhalte besonders zügig aus dem Netz zu laden — wenn's halt mal richtig viel schneller gehen muss.
Praktischer ist da die Toolbox, die sich frei mit Verknüpfungen zu sämtlichen installierten Apps belegen lässt und als kleines Launchpad dezent, aber stets verfügbar über allem schwebt — auch über geöffneten Apps aller Art.
Der Fingerabdruck-Scanner funktionierte in unseren ersten Versuchen gut und zuverlässig: Einfach mit dem Zeigefinger zur Einrichtung ein paar Mal vom Bildschirm aus nach unten über den Homebutton streichen, schon sind die Identifikations-Merkmale gespeichert, und das Tablet kann ab sofort mit ebendieser Bewegung entsperrt werden. Dabei gibt das Gerät sinnvolle Hinweise, wenn der Finger nicht ganz richtig platziert war.
Gut aber nicht phänomenal: Performance und Akkulaufzeit
Acht Kerne werkeln laut Datenblatt im Galaxy Tab S, vier davon sind mit 1,9 GHz getaktet, die anderen vier mit bescheideneren 1,3 GHz — das klingt nach einer Menge Leistung. Nach ein paar Minuten Real Racing 3 jedenfalls gibt sich die Samsung-Flunder diesbezüglich dann auch keine wirkliche Blöße und im AnTuTu-Benchmark stehen ordentliche 34.000 Punkte.
Allerdings ist das Tab S damit auch kein Performance-Überflieger und speziell in grafisch aufwändigen Spielen. Ab und an schleichen sich auch beim Schließen von Apps kleinere Ruckler ein - trotz der verbauten 3 GB RAM. Abgesehen davon läuft aber vor allem auf dem Homescreen und im App Drawer alles richtig rund und flüssig — hier hat Samsung ausgezeichnete Arbeit bei der Optimierung des Magazine UX geleistet.
Bei moderater Nutzung kommt das Galaxy Tab S trotz hochauflösendem Display und hoch eingestellter Leuchtkraft auf sehr gute Laufzeiten, dem verbauten 7.900 mAh-Akku sei Dank. Nutzt Ihr das Tablet intensiver, beispielsweise mit Videos und Spielen, schrumpft die Nutzungsdauer merklich dahin. Da kann es schon mal passieren, dass vorzeitig ein Boxenstopp an der Steckdose fällig wird.
Fazit
Bravo Samsung, gute Modellpflege: Die neuen Tabs S sind würdige Nachfolger des Tab Pro 8.4 und 10.1. Das grundsätzliche Design gefällt uns besser als zuvor, die 6,6 Millimeter in der Dicke sind eine Ansage, und das Display bleibt eine Wucht — dank S-AMOLED-Technik für manchen Anwender vielleicht sogar noch wuchtiger als vormals.
499 Euro für das WLAN-Modell und 599 Euro für die Variante mit LTE sind kein Pappenstiel — aber faire Preise für die gebotene Technik. Das Tab S 10.5 reiht sich damit preislich neben Tablets vom Kaliber eines Sony Xperia Z2 Tablet oder iPad Air ein. Es bietet zwar nicht die edlen Materialien und die hochwertige Verarbeitung dieser beiden Geräte, dafür aber einen merklich besseren Screen. Hier muss der Nutzer entscheiden, was ihm wichtiger ist. Für uns zählt das Samsung Galaxy Tab S jedenfalls zu einem der besten Tablets, die es aktuell zu kaufen gibt.