Die Neuauflage der beliebten Höhlen-Hatz rund um die Archäologin Lara Croft konnte mit den ersten beiden Teilen weitestgehend überzeugen. Aber wie schlägt sich das neue "Shadow of the Tomb Raider", das erneut das Ende der Reihe markieren soll? Unser Test der PS4-Version verrät es euch.
Die Neuinterpretationen "Tomb Raider" und "Rise of the Tomb Raider" stellten eine fast völlig neue Lara Croft in den Vordergrund. Hier war sie noch nicht die erfahrene Höhlengräberin aus früheren Spielen, sondern suchte in ihrer Jugend nach ihrer Bestimmung und Antworten auf ihre mysteriöse Vergangenheit. Auch im dritten Teil ist Mrs. Croft immer noch auf der Suche nach sich selbst, muss dabei aber nebenbei noch den selbst herbeigeführten Weltuntergang verhindern. Wie gut ist "Shadow of the Tomb Raider" geworden?
Weniger Action
Viele Spieler bemängelten im ersten neuen Teil der Serie "Tomb Raider" einen viel zu hohen Action-Anteil. Das nahm sich der Entwickler sichtlich zu Herzen und lieferte in "Rise" dann endlich die von der Community geforderten Höhlen-Rätsel samt kniffliger Kletteraufgaben. Das wurde nun im dritten Teil konsequent weitergeführt. Hier machen die spaßigen und stellenweise sehr atmosphärischen Rätsel den Löwenanteil der Spielzeit aus – die ist allerdings deutlich kürzer.
Launige Story
Diese Trimmung lässt auf der einen Seite Platz für geballtere Szenarien auf der anderen Seite sind die Spielgebiete nun deutlich linearer gestaltet und bieten somit mehr Futter auf viel weniger Raum. Die Hintergrundgeschichte bietet zudem mehr Möglichkeiten für Bombast und den vielgeliebten Augenzucker: Von ihrer Neugier – und sicherlich auch Gier – angetrieben, reißt sich Lara in den ersten Spielminuten ein seltenes Artefakt unter den Nagel und läutet damit eine weltumspannende Katastrophe ein: Neben Fluten und Stürmen steht am Ende der Katharsis dann die komplette Vernichtung der Menschheit. Das will und kann Lara auf jeden Fall verhindern und macht sich mit ihrem Eskimo-Kumpel Jonah daran, den Fehltritt wieder rückgängig zu machen.
Alte Bekannte
Nicht nur Lara's Widersacher – die machthungrige Trinity-Sekte – sondern auch der Spielablauf ist dabei fast exakt 1:1 wie in der Vorgängerspielen: Ihr klettert, hangelt, rätselt, ballert und mordet, als ob es kein morgen gäbe. Die hohe Rätseldichte bildet dabei immerhin eine willkommene Abwechslung zum Killer-Einerlei. Denn obwohl Lara erst Anfang 20 ist, kennt sie mit ihren Gegnern kein Erbarmen. Zum Glück bieten euch die abermals enthaltenen Sammel- und Crafting-Aufgaben Zeit zum Durchschnaufen – und erzeugen zusammen mit den wirklich ausnehmend klasse gestaltetet Höhlen-Rätseln den Vibe, den Spieler eines "Tomb Raider" eigentlich suchen.
Tech Talk
Der Spielablauf wurde gestrafft, aber wie steht es um die Optik? Die hat – nicht zuletzt dank 4K und HDR – noch einmal einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht: Dichtes Urwald-Blattwerk samt Sonnenlicht, das gleißend durch die Baumkronen schimmert, während im Hintergrund exotische Vögel um die Wette zwitschern – das hat schon was. Auch in den Höhlen und Gräbern wird ein Grafik-Feuerwerk der Extraklasse abgebrannt. Der kluge und versierte Einsatz von HDR lässt die steinernen Gemäuer gleich nochmal deutlich beklemmender und atmosphärischer wirken. Kurzum: "Shadow of the Tomb Raider" sieht an vielen Stellen absolut bombastisch aus! Wir haben uns zum Spielstart für die Option "Auflösung" entschieden, dann läuft das Spiel auf der PS4 Pro mit sehr stabilen 30 Bildern pro Sekunde bei einer dynamischen 4K-Auflösung.
Das gefällt uns
Für Freunde der Serie und Kenner der Vorgänger ist auch der neue Teil sicherlich "gebucht". Hier bekommt ihr genau das was ihr erwartet: Eine recht fesselnde wenn auch völlig unglaubwürdige Geschichte, ein paar Emo-Momente mit eurer wehrhaften Lieblings-Amazone Lara Croft und wirklich sehr gut implementierte Rätsel in einer optisch traumhaften Spielumgebung.
Das fehlt dem Spiel
Immer noch sind allerdings zu viele hektisch und mühsam steuerbare Schießereien im Spiel, die dem Forscherdrang jedesmal die Luft abschnüren. Zudem ist die Brutalität a) immer noch extrem unpassend – weil eine 20-jährige eben keine geistlose Massenmörderin sein kann und b) die Altersfreigabe "Ab 16 Jahren" hier unserer Empfindung nach deutlich zu niedrig angesetzt. Eine rote 18 auf der Spieleverpackung wäre passender gewesen.
Fazit: Business as usual
Es ist schon ein wenig schade, dass der Hersteller für den dritten Teil nicht etwas mehr Mut zur Lücke hatte. Alles ist praktisch wie in den beiden Vorgängern, nur wurden eben – auf die Bitten der Fans – noch mehr Rätsel-Gräber in den Spielablauf geklemmt. Dann wirkt die deutlich zu kurze Spieldauer stellenweise sehr künstlich gestreckt und völlig überladen. Die Optik reisst einiges raus, aber schon jetzt seid ihr sicher nicht schlecht beraten, wenn ihr mit dem Kauf wartet, bis das Spiel sich in niedrigeren Preisgefügen wiederfindet.
Testwertung: Shadow of the Tomb Raider
- Sehr gute Optik
- Gut gemachte Rätsel
- Äußerst brutal
- Kurze Spielzeit
- Viel Recycling
- Hektische Kämpfe
- Schlauch-Gebiete