Was ist eigentlich ein Smartphone-Gimbal? Erstmal sieht es aus wie ein High-Tech-Selfie-Stick. Aber es kann noch deutlich mehr: Es sorgt für wackelfreie Videos. Mit dem MOZA Mini-S gibt es jetzt ein Gimbal für gerade mal 89 Euro – doch was bekommt ihr für das Geld? Das erfahrt ihr im Test.
Stellt euch vor: Ihr wandert in den Bergen und blickt auf ein beeindruckendes Panorama – ein Bild kann diese Atmosphäre einfach nicht einfangen. Also zückt ihr euer Smartphone, wählt die Kamera und macht ein Video. Doch aus der Hand heraus entsteht kein ruhiges Bild, es rumpelt, holpert und wackelt als hätte im Moment der Aufnahme die Erde gebebt.
Was dann hilft, ist ein Smartphone-Gimbal. Der Begriff "Gimbal" bezeichnet zunächst nur eine kardanische Aufhängung – also eine Aufhängung eines Gerätes inmitten von Drehlagern, sodass das Objekt immer in der gleichen Ausrichtung bleibt. Ein Smartphone-Gimbal gleicht mithilfe eines Motors eure Bewegungen aus. So entsteht bei einer Videoaufnahme ein geschmeidiges Bild, als hättet ihr eine Kamerafahrt auf einem festen Stativ hingelegt.
Günstiges Smartphone-Gimbal im Test: Das MOZA Mini-S
Und mit dem Mini-S hat MOZA jetzt einen solchen Kamerastabilisator zu einem günstigen Preis rausgebracht: 89 Euro verlangt der Hersteller für das kompakte Gerät. Gerade deswegen soll es die Gelegenheitsanwender unter euch ansprechen, die für ein Gadget, das ihr eher selten verwendet, nicht allzu viel ausgeben wollen.
Zunächst mal die harten Fakten. Das MOZA Smartphone-Gimbal Mini-S wiegt 498 Gramm und misst 116 mal 95 mal 317 Millimeter. Ihr könnt den Kamerastablisator zusammenklappen, das reduziert die Maße auf 130 mal 68 mal 195 Millimeter. Da Ganze könnt ihr dann in den mitgelieferten Stoffbeutel stecken. So passt es in jeden Rucksack oder in (fast) jede Handtasche.
Das vom Hersteller ausgeschriebene maximal zulässige Gewicht des Smartphones, das ihr in die Halterung des Gimbals steckt, ist 260 Gramm. Damit ist es kein Problem, das MOZA mit aktuellen Top-Smartphones zu nutzen. Sogar das Samsung S10 Plus mit schwerer Keramikrückseite wiegt 198 Gramm, das Apple iPhone XS 177 Gramm. Einzig Outdoor-Handys wie das Doogee S60 (286 Gramm), Aermoo M1 (287 Gramm) oder das Oukitel K10000 Max (330 Gramm) sprengen diese Belastungsgrenze deutlich.
Was liegt noch in der Packung? Ein dreibeiniger Standfuß (Minitripod), ein Kabel zum Verbinden von Smartphone und Gimbal, ein USB-Kabel zum Laden (ohne Netzteil) sowie die Bedienungsanleitung.
Erster Eindruck: Alles aus Plastik, aber ordentlich verarbeitet
In jedem Fall müsst ihr euer Smartphone aber aus der Handyhülle nehmen, sonst passt es nicht in die Halterung. Die ist etwas schwergängig, daher habe ich mich etwas angestellt, mein S10 darin einzuklemmen. Dafür habe ich im Smartphone Gimbal Test nie das Gefühl, dass es herausfallen könnte. Apropos angestellt: Auch beim allerersten Auseinanderklappen habe ich etwas Zeit gebraucht. Nachdem ich das das erste Mal geschafft habe, frage ich mich aber wirklich, warum mir das derartige Schwierigkeiten bereitet hat – naja, das erste Mal eben …
Das ganze Gimbal besteht aus Kunststoff, dennoch wirkt es nicht billig. Es gibt keine scharfen Kanten, es liegt gut in der Hand und auf der Rückseite des Griffs hat das Plastik eine leicht raue Struktur. Damit bekomme ich das Gefühl, dass es mir auch bei etwas schwitzigen Händen nicht auskommt.
Die Tasten liegen in bequemer Höhe, sodass ich mit dem Daumen das runde Bedienfeld sowie den Joystick zum Steuern des Gimbal-Kopfes problemlos erreichen kann. Während dieser runde, graue Stick unscheinbar aussieht, aber erstaunlich sauber zu bedienen ist, sind die Tasten des Bedienfeldes etwas schwergängig. An der Rückseite auf Zeigefingerhöhe, befindet sich ein Schalter, mit dem das Gimbal per Doppelklick die Ausgangsposition wiedereinnimmt.
Auf dem dreibeinigen Standfuß steht es fest, da scheint der Schwerpunkt zentral zu liegen. Es läuft keineswegs Gefahr, in irgendeine Richtung zu kippen, egal, ob da ein verhältnismäßig schweres S10 Plus oder im Vergleich dazu ziemlich leichtes Huawei P10 (145 Gramm) dranhängt. Habt ihr das Gimbal plus Smartphone in der Hand, merkt ihr aber, dass der Schwerpunkt in der Vertikalen ziemlich weit oben liegt. Damit ist das Halten des Gimbals auf Dauer etwas unangenehm.
Das Smartphone-Gimbal im ersten Einsatz
Zunächst installiere ich die zugehörige App "MOZA Genie" – die gibt es sowohl für Android als auch für iOS. Mit Bluetooth verbunden, kann ich über die Steuerungseinheiten des Gimbals alle Funktionen der App bedienen. Beim Koppeln hatte ich wieder einmal Startschwierigkeiten. Als ich einfach über das Bluetooth-Menü meines Smartphones eine Verbindung herstellen wollte, bekam ich eine Fehlermeldung: „Gehen Sie zum Koppeln zu der App des Gerätes.“ Mit dem Samsung Galaxy S10 ließ es sich also erstmal gar nicht koppeln – beim iPhone war das gar kein Problem. Der Trick ist: Es kommt offenbar auf die Reihenfolge an. Erst Smartphone im Gimbal befestigen, Bluetooth einschalten, Gimbal anmachen, App öffnen und dann verbinden. Das muss man aber erst einmal herausfinden.
Manche Tasten des Gimbals sind gleich dreifach belegt, so öffne ich mit dem einfachen Tastendruck das Menü, mit einem doppelten Tastendruck auf denselben Button kann ich vom Video- in den Fotomodus wechseln oder stelle mit einem Druck von drei Sekunden Selfie- oder Hauptkamera ein. Die Funktionen sind in der Anleitung übersichtlich beschrieben. Hier braucht es aber einer längeren Eingewöhnungsphase, bis man sich das alles gemerkt hat.
Das Menü der App finde ich auch etwas schwerfällig, besonders mit der Bedienung über die Tasten des Mini-S. Deswegen nehme ich die Einstellungen dann doch lieber klassisch über den Smartphone-Display vor. Apropos Einstellungen: Die App hat ein paar nette Modi wie Zeitraffer, Slow Motion oder Objektverfolgungsmodus, aber so richtig vom Hocker hauen die mich nicht. Slow-Motion- und Zeitraffer-Modi sind zwar schon cool, aber leider könnt ihr die Geschwindigkeit der beiden Funktionen nicht anpassen. Dafür sind gerade die beiden Modi wie maßgeschneidert fürs Gimbal, immerhin kommt es besonders hier auf ein konstant ruhiges Bild an.
Die Objektverfolgung hat mich etwas enttäuscht, immerhin wird sie groß auf der Verpackung beworben. Das funktioniert solange gut, bis sich das Ziel zu schnell bewegt, zu klein ist oder zu oft im Zick-Zack läuft. Einem Stift kann das Gimbal nicht folgen – einer Flasche Limonade schon. Sagen wir so: Ein rennendes Eichhörnchen werdet ihr damit nicht in einem Video einfangen, eine Schildkröte wahrscheinlich schon.
Und wie wie sieht's bei der Akkulaufzeit aus? Laut Hersteller soll der Akku des Smartphone-Gimbals acht Stunden halten. Das kommt ziemlich gut hin. Und wenn ihr einen Tag lang mit der zur professionellen Kamera aufgewerteten Smartphone-Cam unterwegs wart, werdet ihr sowieso euer Handy laden müssen. Dann könnt ihr auch direkt dem Akku des Kamerastabilisators wieder Saft geben.
Das Wesentliche zum Schluss: Wie werden die Videos?
Das Gimbal erfüllt absolut die Erwartungen – als Kamerastabilisator fürs Smartphone eignet sich das Gadget tatsächlich ziemlich gut. Es werden nahezu ruckelfreie Videos, denen man aber anmerkt, dass sie mithilfe eines Kamerastabilisators gefilmt wurden. Das ist aber kein Kritikpunkt – wer "natürliches Verwackeln" möchte, nimmt das Smartphone eben in die Hand. Grobe Erschütterungen wie Schritte kann das kleine Gimbal nicht ausgleichen, aber bei der kompakten Bauweise ist das weder wirklich tragisch noch technisch umsetzbar. Letztlich habt ihr das Teil ja immer noch in der Hand.
Was ziehen wir für ein Fazit? Nettes Gadget, das seinen Zweck erfüllt, ohne die großen "Oha"-Momente. Was aber bei dem Preis auch nicht weiter tragisch ist. Wer also Lust darauf hat, nach dem nächsten Urlaub oder der nächsten Wanderung seinen Freunden und Verwandten wackelfreie Videos zu zeigen, ist mit dem MOZA Mini-S gut beraten. Vom Preis- Leistungsverhältnis ist es ein gutes Angebot.