Smartphones mit randlosen Displays sind voll im Trend: LG und Samsung haben beim dem Galaxy S8 oder dem V30 ihre Flaggschiffe mit solchen Bildschirmen ausgestattet. Das Umidigi Crystal kostet aber noch nicht mal ein Drittel. Der Test.
Zwei klar erkennbare Unterschiede zum Xiaomi Mi Mix weist das Umidigi Crystal auf: Es ist kleiner, und die Rückseite besteht aus Glas anstatt Keramik. Dadurch glänzt das Smartphone und zieht, obwohl der Fingerprintsensor nur einen kleinen Teil der Rückseite einnimmt, Abdrücke magisch an.
(Fast) randlos
Das Display des Umdigi Crystal misst 5,5 Zoll in der Diagonalen und ist an den Seiten und oben nur von einem sehr schmalen Rahmen umgeben. Dafür ist der untere Rand umso größer geraten. Die Full-HD-Auflösung des Bildschirms reicht für eine scharfe Darstellung, allerdings dürften die Farben für meinen Geschmack kräftiger sein. Zudem reicht die maximale Helligkeit nicht aus, um den Bildschirminhalt bei Sonnenlicht gut zu erkennen.
Bei der Bedienung verschenkt Umidigi viel Platz. Die Onscreen-Tasten lassen sich zwar ausblenden, verkleinern den Bildschirm aber trotzdem. Dabei wäre in dem breiten Rand unten auf der Vorderseite des Crystal genug Platz gewesen.
Umidigi hat zwei Varianten des Crystal im Angebot. Für den Test stand mir die besser ausgestattete Variante zur Verfügung. Darin verbaut sind der Achtkern-Chipsatz MTK6750T von Mediatek sowie vier Gigabyte Arbeitsspeicher und 64 Gigabyte interner Speicher. Die günstigere Version verfügt nur über den Vierkern-Chipsatz MTK6737T sowie zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und 16 Gigabyte internen Speicher. Bei beiden Modellen lässt dieser sich mit einer microSD-Karte erhöhen.
Im Test ist selbst die besser ausgestattete Version des Umidigi Crystal kein Benchmark-Überflieger, hat aber genug Power für den Alltag. Die Ladezeiten sind kurz, die Benutzeroberfläche läuft flüssig, Spiele lassen sich vernünftig zocken. Beim Betriebssystem setzt Umidigi auf ein nahezu unverändertes Android 7.0 Nougat. Nur das Hintergrundbild und einige Standard-Apps hat der Hersteller ausgetauscht.
Dualkamera mit Pseudo-Bokeh
Das Umdigi Crystal verfügt über eine Dualkamera, die für einen Bokeh-Effekt auf den Aufnahmen sorgt. Dieser überzeugte im Test allerdings nicht. Statt zum Beispiel das Motiv im Vordergrund scharf und den Hintergrund unscharf zu stellen, macht die Kamera die Mitte des Bildes scharf und die Ränder unscharf. Die Intensität der Unschärfe lässt sich zwar anpassen, aber für schöne Aufnahmen mit Tiefenschärfeeffekt taugt das Smartphone nicht. Ansonsten sind die Aufnahmen mit einer Auflösung von 13 Megapixeln trotz Hamburger Schmuddelwetter in Ordnung. Die Farben wirken natürlich und kräftig, Details sind ausreichend vorhanden und Panorama-Aufnahmen setzt die Kamera gut zusammen.
Allerdings unschön: Einen HDR-Modus gibt es nicht. Ebenso war es im Test nicht möglich, mit der Kamera des Umidigi Crystal brauchbare Nahaufnahmen von Gegenständen zu machen. So nah am Objekt ließ sich der Fokus einfach nicht nutzen. Die Selfies der Frontkamera mit einer Auflösung von fünf Megapixeln taugen durchaus für WhatsApp, Instagram und Co.. Allerdings lösten weder die Detailgenauigkeit noch die Farben Jubelstürme bei mir aus.
Als Schwachstelle des Umidigi Crystal erwies sich im Test mitunter der Akku. Trotz einer Kapazität von 3000 mAh fielen die Laufzeiten sehr unterschiedlich aus. Mal war die Batterie sehr schnell leer, hielt aber auch mal problemlos einen Tag durch. Eine Ursache für den zeitweise hohen Stromverbrauch ließ sich nicht ausmachen.
Fazit: großes Display, kleiner Preis
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 160 Dollar ist das Umidigi Crystal deutlich günstiger als das Xiaomi Mi Mix, für das man derzeit rund 500 Euro ausgeben muss. Als Hauptargument für das Crystal bleiben am Ende sein Display und die Bauform. Die Hardware ist solides Mittelmaß, die Kamera enttäuscht mit fehlenden Funktionen, der Akku schwächelte. In Deutschland kostet das Crystal 140 Euro. Dafür bekommt Ihr allerdings die schlechter ausgestattete Version. Ein Aufpreis von rund 30 Euro lohnt sich vor allem wegen des schnelleren Chipsatzes und des viermal so großen Speichers.