Xiaomi Mi9 Test: Warum ich auf den Chinesen stehe

Xiaomi Mi 9 im Test
Xiaomi Mi 9 im Test (© 2019 Markus Hirner )
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Mit dem Xiaomi Mi9 erobert ein chinesisches Flaggschiff zum günstigen Preis das europäische Smartphone-Meer. Unser Autor erklärt, warum er das schon lange kommen sah und ihm Samsung, Apple und Co. nicht mehr ins Haus kommen.

Seit vier Jahren schon kommen mir nur noch Smartphones der für deutsche Zungen erst mal unaussprechlichen Marke Xiaomi in die Hosentasche. Als vor einigen Monaten die Nachricht eines günstigen Flaggschiff-Killers "Xiaomi Mi9" die Runde machte, war mir klar, dass ich es haben musste – auch, weil mein altes Xiaomi Mi5s schon länger an typischen Alterserscheinungen litt: schwacher Akku, langsame Performance, kaputter Klinkeneingang.

Seit einer Woche nun habe ich das Xiaomi Mi9 in Benutzung und kann jetzt schon sagen: Es ist das beste Smartphone, das ich bisher hatte.

Xiaomi & ich: Der Anfang einer großen Liebe

Aufmerksam geworden bin ich auf Xiaomi, nachdem mir 2015 ein befreundeter Geek seine neueste Errungenschaft gezeigt hatte – das Xiaomi Mi Note. Exoten und nicht Mainstream-Smartphones lagen mir immer sehr am Herzen, also recherchierte ich etwas über diesen Emporkömmling aus Fernost. Nach kurzer Zeit zeigte sich, dass die Handys von Xiaomi viele für mich wichtige Eigenschaften vereinten: Sie sind günstig, haben dennoch eine gute bis hervorragende Qualität – und sind nicht in Europa zu haben.

Der Grund ist einfach: Xiaomi produziert vornehmlich für den chinesischen und indischen Markt, der europäische war lange nicht von Interesse. Das hat sich mittlerweile geändert, denn immer mehr Smartphones von Xiaomi sind in deutschen Shops erhältlich. Vor allem das Xiaomi Mi9 stellt sich als Türöffner für den europäischen Markt dar. So kostet es nur die Hälfte der anderen Flaggschiffe von Apple, Huawei und Samsung und kann – nach Herstellerangaben – locker mit ihnen mithalten. Doch stimmt das auch?

Xiaomi Mi9: Mein Test

Das Xiaomi Mi9 gibt es in zwei Versionen mit 64 GB oder mit 128 GB Speicher. Ich habe mich für die 128-GB-Version entschieden. Vor allem deswegen, weil die Bilder der Kamera gern mal 10 MB oder größer sein können. Auch stand mit dem Xiaomi Mi9 SE der kleine Bruder des High-End Handys in der engeren Auswahl. Doch seine etwas schwächere Kameraleistung war für mich ein klares Argument, doch zum Mi9 zu greifen.

Der gläserne Rücken kann (leider) nicht nur entzücken

Das Smartphone ist extrem robust und hochwertig gebaut: Die Rückseite und Front aus Glas entsprechen dem aktuellen Standard, den wir auch von Samsung, Huawei und Apple kennen. Der Rahmen aus Metall ist solide und selbst die Knöpfe machen einen hochwertigen Eindruck.

Dennoch empfinde ich die gläserne Rückseite als leicht nervig, da dort meine Fingerabdrücke trotz vorzeigbarer Handhygiene (!) stets ihre Spuren hinterlassen. Ein weiterer kleiner Minuspunkt ist die damit einhergehende Glätte. So kann es passieren, dass das Smartphone gern mal aus der Hand gleitet. Lösung des Problems: eine passende Handyhülle. Eine IP-Zertifizierung hat das Xiaomi übrigens nicht. Das bedeutet, dass das Smartphone nicht unbedingt ins Klo plumpsen sollte, da es nicht wasserdicht ist.

Früher Phablet – heute Standard

Mit seinem 6,4 Zoll großen AMOLED Display gehört das Xiaomi zu den größten High-End-Smartphones, aber auch eben zu denen mit dem besten Display. Die Auflösung beträgt 2340 x 1080 Pixel mit 403 Pixel pro Zoll. Das Ergebnis: gestochen scharfe Bilder.

Die Farbwiedergabe ist im Standard AMOLED typisch kräftig und übersättigt. Man kann jedoch zwischen verschiedenen Einstellungen wählen: stufenlose Farbeinstellung, automatischer Kontrast-Modus, Double-Tap-To-Wake und der "Dark Mode" – weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund. So lässt sich wertvolle Energie sparen. Übrigens: Das AMOLED Display stammt von Samsung und liefert fast perfekte Schwarzwerte.

Bleibt zu erwähnen, dass das Display des Xiaomi Mi 9 HDR Ready tauglich ist. Damit lassen sich entsprechende Videos in bester Qualität wiedergeben.

Xiaomi Mi9 im Lautsprecher-Test

Beim Xiaomi Mi9 ist nur ein Monolautsprecher verbaut. Ein Bass ist nicht vorhanden und ein leichtes Scheppern stellt sich nach circa 80 Prozent der vollen Lautstärke ein. Für mich ist das in Ordnung, da ich für den vollen Hörgenuss sowieso immer zu Kopfhörern greife – an dieser Stelle sei angemerkt, dass man beim Mi9 auf einen Klinkeneingang verzichten muss.

Was mich jedoch etwas stört, ist das Verstummen des Handys beim Umgreifen in die Horizontale, beispielsweise beim Gaming. Der Grund ist einfach: Zu leicht verdecke ich mit der Handfläche den Lautsprecher am unteren Ende des Smartphones, was immer wieder zu Aussetzern führt.

Hauptargument für das Xiaomi Mi9: die Kameras

Kommen wir zu einem der wichtigsten Hauptargumente des neuen Flaggschiff-Smartphones: die Linsen. Mit ihrem Triple-Kamera-Setup macht die Kiste wahnsinnig gute Fotos. Der neue 48 Megapixel Sensor IMX586 von Sony kommt als Hauptsensor mit einer f/1.75 Blende zum Einsatz. Seine Technik liefert Fotos mit 48 Megapixel, wobei bei Standardaufnahmen jeweils 4 Pixel zu einem zusammengerechnet werden. So gibt es einen Output von "nur" 12 Megapixel.

Dazu gibt es noch ein 12 Megapixel Teleobjektiv mit einer f/2.2 großen Blende. Der dritte Sensor ist ein Weitwinkelobjektiv. Komplettiert wird das Kamera Setup des Xiaomi-Smartphones von einer 20 Megapixel starken Selfie-Kamera von Omnivision, die in einer Tropfen-Notch verbaut ist.

Die Bildqualität ist kurz gesagt: umwerfend. Viele Details gepaart mit einer sehr guten dynamischen Reichweite und exzellenten Schärfe – mit einer kräftigen Farbwiedergabe –lassen das Top-Smartphone von Xiaomi zu der Konkurrenz aus Google, Samsung, Huawei und Apple aufschließen.

Wenn das Tageslicht schwächer ist, macht sich der fehlende Bildstabilisator bemerkbar, da die Auslösezeit auch bei Nachtaufnahmen minimal bleibt, um Verwacklungen zu vermeiden. Hier erkennt man, wie die Software dank Nachtmodus arbeitet, um das Bildrauschen zu reduzieren.

Der Akku des Xiaomi Mi9 reicht aus

Der 3300mAh große Akku sorgte im Vorfeld für leichte Irritationen: Reicht das? Ich kann sagen: Es reicht! Bei normaler Nutzung – also kein Dauerswipen auf Dating-Apps – reicht der Akku locker für zwei Tage. Ich verzichte jedoch auf das Always-On-Display und hänge nicht jede freie Sekunde am Smartphone.

Sollte der Saft jedoch zur Neige gehen, kann er innerhalb von sagenhaften anderthalb Stunden wieder voll aufgeladen werden. Denn das Mi9 mit Typ-C Anschluss unterstützt Quick Charge – und das auch kabellos, was nicht bei allen Flaggschiffen der Normalfall ist.

Software: Andoid 9 mit MIUI 10 Ummantelung

Auf dem Mi9 läuft die aktuelle Android-Version 9, der Xiaomi seine Benutzeroberfläche MIUI 10 übergestülpt hat. MIUI setzt weitestgehend auf das gleiche Bedienungskonzept wie ein Standard-Android, denn die Unterschiede beschränken sich letztlich auf Details.

Neben MIUI 10 und den Standard-Google-Apps sind nur wenige Zusatzanwendungen mit an Bord. Dabei kann man die unter dem Order „Mehr Apps“ abgelegten Apps für Facebook und AliExpress praktischerweise deinstallieren, aber nicht die Apps aus dem „Tools“-Verzeichnis. Ich persönlich mag das Betriebssystem MIUI sehr gern: Es ist clean, logisch aufgebaut und dennoch ein bisschen anders als das "normale" Betriebssystem Android.

Starke Performance dank Qualcomm Snapdragon 855

Mit dem Erscheinen des Xiaomi Mi9 feierte auch der Prozessor Qualcomm Snapdragon 855 Weltpremiere – der bisher schnellste Prozessor der Welt. Der Chipsatz des in San Diego ansässigen Herstellers sorgt beim Mi9 für eine hervorragende Leistung, flüssige Animationen und schnelles Öffnen von Apps.

Bei der Leistung spielt der neue Snapdragon 855 in einer eigenen Liga: Weder das Samsung Galaxy S10, noch ein Huawei P30 Pro haben dem 8 Kerner etwas entgegenzusetzen. Das bedeutet im Alltag fixes Multitasking und schnellstes Surfen – aber auch aufgebrauchtes Datenvolumen Mitte des Monats.

Xiaomi Mi9 Testergebnis: Pure Begeisterung – mit kleinem Wermutstropfen

Das Xiaomi Mi9 ist nicht nur das beste Smartphone, das ich jemals hatte, sondern auch das bisher beste Smartphone des Herstellers und wohl auch das High-End-Handy des Jahres 2019 mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit knapp 499 Euro für die 128GB Variante bekommt man sehr viel Handy für einen sehr günstigen Preis.

Die Kameras können problemlos mit dem Samsung Galaxy S10, dem neuesten iPhone oder dem Huawei P30 Pro konkurrieren, die Verarbeitung ist super und die Performance wegen des Snapdragon 855 die stärkste der Welt.

Das Xiaomi Mi 9 ist das beste Smartphone des Herstellers bisher und wohl auch das günstigste High-End Handy des Jahres 2019.

Kritik muss sich das Smartphone bezüglich seines gläsernen Rückens gefallen lassen. Das ist für mich persönlich aber auch das einzig wirkliche Manko dieses Premium-Smartphones.

In diesem Artikel

Testwertung: Xiaomi Mi9

8.4
Curved Score
Design
Display
Kamera
Performance
Software & Apps
Akku
Innovation

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Feature Tabelle
  • Betriebssystem
    Android 9.0 (Pie)
  • Prozessor: Name
    Qualcomm SDM855 Snapdragon 855 (7 nm)
  • Prozessor: Taktung
    1x2.84 GHz & 3x2.42 GHz & 4x1.78 Ghz
  • Prozessor: Anzahl Kerne
    8
  • Speicherkapazität
    64|128 GB
  • Arbeitsspeicher
    6|8 GB
  • Kamera-Auflösung: Back
    48/12/16 Megapixel
  • Kamera-Auflösung: Front
    20 Megapixel
  • Bildschirmdiagonale
    6.39 Zoll
  • Auflösung Höhe
    2340 Pixel
  • Auflösung Breite
    1080 Pixel
  • Grafikchip
    Adreno 640
  • Display Technologie
    Super AMOLED
  • Display Pixeldichte
    ~403 ppi
  • Schnittstellen/Anschlüsse
    USB-C
  • Feature: Bluetooth
  • Feature: WLAN
  • Feature: NFC
  • Feature: GPS
  • Feature: UMTS
  • Feature: LTE
  • Feature: Fingerabdruckscanner
  • Akkuleistung
    3300 mAh
  • Höhe
    157.5 mm
  • Breite
    74.7 mm
  • Tiefe
    7.6 mm
  • Gewicht
    173 g
  • Status
    Ausverkauft
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