Trey Songz' Smartphones: Erst Orgie, dann iPhone-Drama

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(© 2014 Youtube/Trey Songz )

Extrem viel nackte Haut, eine wilde Orgie und ein R&B-Video, das nach einem zeitgemäßen Titel sucht: Das ist die neue Single „SmartPhones“ von R&B-Crooner Trey Songz. Was es nicht ist: Ein Zeitgeist-Statement.

Nie war die Tech-Welt glamouröser als in diesen Tagen, und nie war sie dank Apple, Google und Facebook enger mit der Popkultur verbandelt. Das Silicon Valley ist so sexy, dass bereits Abendserien nach ihm benannt werden und Weltstars wie Ashton Kutcher entweder in Erfolgsserien einen Dotcom-Milliardär spielen oder feuchte Augen für ihre Verkörperung von Apple-Gründer Steve Jobs bekommen.

Was liegt also näher, als die Errungenschaften des Internetzeitalters auch in der Popkultur zu thematisieren: „Selfie“ heißt eine neue ABC-Serie, „SmartPhones“ die neue Single von R&B-Crooner Trey Songz. Der Titel ist so naheliegend, dass es an ein Wunder grenzt, dass er nicht eher gefallen ist.

7-Minüter „SmartPhones“: Lesben-Sex und Beats-Boxen

„SmartPhones“ hätte die Hymne der Dekade sein können. Geworden ist es indes ein R&B-Video, das einen zeitgeistigen Titel suchte, ansonsten aber alle gewöhnlichen Klischees bedient: In sieben langen Minuten gibt es schnelle Autos, jede Menge nackte Haut, Lesben-Sex und iPhone 5s mit Plastikhülle.

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Trey Songz - SmartPhones [Explicit Video Version] from Trey Songz on Vimeo.

Es bleibt bei der üblich ansehnlichen semi-pornografischen Inszenierung, die die Kunstform des R&B-Videos so mit sich bringt: Gleich drei kurvige, lateinamerikanische Schönheiten schleppt der  29-Jährige aus einem Club ab. Es werden Selfies mitten auf der Fahrt geschossen, die Party geht natürlich weiter – wie es sich für einen echten Lebemann gehört, im Jacuzzi, unter der Dusche, im Bett…

In der Tech-Falle: Zwischen iPhone–Selfies und Galaxy Gear-Anrufen

Klingt nach lässigem Lifestyle, doch natürlich braucht der musikalisch eher flaue 7-Minüter auch einen Spannungsbogen – es gibt noch eine Freundin, die sich, ganz nerdy, zwischendurch auf der Smartwatch meldet, die schnell als Galaxy Gear identifiziert wird.  Ob damit bereits die Prioritäten an diesem Abend angedeutet werden sollen – unklar.

Noch unklarer: Warum Songz mitten beim Beischlaf dann doch versehentlich den Anruf entgegennimmt, ohne ihn entgegennehmen zu wollen. Der Rest ist ein vorhersehbares Drama der Reue am nächsten Tag: die Flucht nach Hause, die aussortierten Sachen („To the Left, To the Left“) und, natürlich, Gejaule und fliegende Fäuste am Pool, die Beyoncés kleiner Schwester Solange (#WhatJayZsaidtoSolange) in nichts nachstehen.

„Smartphones, verdammte Scheiße“

„Smartphones, dumb Shit“, versucht Songz den Zinger, „Smartphones, verdammte Scheiße“, der sich jedoch als elender Rohrkrepierer erweist. Welche unendlichen Möglichkeiten hätte es anno 2014 doch gegeben, um den maximalen Seitensprung im Smartphone-Zeitalter zu dokumentieren, als einen versehentlich angenommenen Anruf?

Da wären etwa unbedachte Instagram-Fotos, versehentlich verschickte Snapchat-Bilder, WhatsApp-Nachrichten an die falsche Adressatin,  ein aktivierter FaceTime-Chat mit hochauflösendem Betrugsmaterial in Bewegtbild oder, eine Ebene tiefer, zumindest ein epischer Sex-Selfie mit den drei Gespielinnen. „Smartphones, dumb Shit?“ „Smartphones, dumb Video!“ Es bleibt dabei: Tech ist längst Teil der Popkultur, aber die Popkultur nicht zwingend  ein Teil der Tech-Welt...

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