Sind Android-Smartphones nach wie vor weniger vor Viren und schädigender Software geschützt als iPhones? Das behauptet zumindest Apple in einem neuen Sicherheitsbericht. Wir checken für euch die Details und Hintergründe.
Diese News wäre lustiger, wenn Apple behauptet hätte, das Samsung Galaxy S21 sei einfach viel schmutziger als das iPhone 13. Aber so irreführend das Wort Virenschleuder auch sein mag – in Wahrheit geht es nicht um Krankheitsviren auf Displays, sondern um Viren in Form von Schadsoftware.
Und Apple liegt mit der Behauptung, Android-Smartphones seien Virenschleudern, gar nicht so falsch: Laut Statistiken eines Nokia-Reports, den 9to5mac zitiert, sollen Android-Geräte von bis zu 47-mal mehr Schadsoftware befallen sein als Apples iPhones. Das hat aber auch einen für die Diskussion nicht unerheblichen Hintergrund.
Nur der App Store: Apple lässt kein Sideloading zu
Im Gegensatz zu iPhone-Nutzern können Besitzer von Android-Smartphones auch Apps aus Drittanbieter-Quellen herunterladen und installieren, also nicht nur aus dem Android-PlayStore – das nennt sich Sideloading. Apple steht immer wieder in der Kritik, hier einen Riegel vorzuschieben und alle verfügbaren Programme einzig über den hauseigenen App-Store zu vertreiben. Einige Nutzer wechselten aus diesem Grund in der Vergangenheit zu einem Android-Smartphone, da sie sich auf einem iPhone nicht "frei" genug fühlen. Andere schätzen genau diese "Sicherheit und Privatsphäre", die Apple vermeintlich bietet.
Wer Apps aber von Drittanbietern oder potenziell unsicheren Quellen herunterlädt, läuft immer Gefahr, an Schadsoftware zu geraten oder diese unfreiwillig mitgeliefert zu bekommen. Im gut geprüften App Store von Apple ist diese Gefahr verschwindend gering. Es stimmt also: Android-Handys sind potenzielle Virenschleudern. Aber bedeutet das tatsächlich, dass ihr und euer Android-Telefon akut gefährdet seid?
Android-Nutzer: Für wen ist die Gefahr am größten?
Dass die Gefahr bei Android etwas größer ist, lässt sich also nicht leugnen. Andererseits ist der normale Nutzer vornehmlich im Play Store, Galaxy Store oder ähnlichen größtenteils sicheren Umgebungen unterwegs. Wer kuriose Download- oder Installationslinks aus dem Netz anklickt, muss hingegen vorsichtig sein – und sollte sich mit Schutzsoftware auf dem Smartphone zusätzlich absichern. Und vielleicht nicht unbedingt auch noch mobiles Online-Banking betreiben.
Liest man allerdings weitere statistische Erhebungen zum Thema, etwa von Securelist aus dem März 2021, dann wird klar: Der allergrößte Anteil der schädlichen Software, die auf Android-Telefone gelangt, wird in China und im Iran verbreitet. Klar, das treibt die Zahlen nach oben, bedeutet aber auch, dass "Virenschleuder" ein klein wenig übers Ziel hinausschießt.
Aber klar: Apple braucht Argumente, um sich weiterhin gegen das Sideloading und die sowohl in den USA als auch Europa bereits aufgesetzten Gesetzesentwürfe zu wehren. Das Argumentieren ist dem Hersteller mit seinem 31 Seiten umfassenden Bericht dann wohl auch gelungen, aber als Android-Besitzer müsst ihr euch wegen dieser Argumente keine Sorgen machen.