Am 25. März enthüllt Apple aller Voraussicht nach sein neues Streaming-Portal. Aber kann sich der iPhone-Hersteller gegen Netflix, Amazon & Co. wirklich durchsetzen? Apple investiert viel Geld in das neue Angebot und setzt dabei auf prominente Namen.
Erst vor Kurzem hat Netflix, der weltweit größte Streamingservice, Apple eine Abfuhr erteilt: Die von seinem Unternehmen produzierten Filme und Serien werden nicht im Rahmen von Apples neuem Streamingdienst zubuchbar sein, so Netflix-CEO Reed Hastings. Bei Amazon beispielsweise können Nutzerinnen und Nutzer über Prime Video auch auf Netflix-Inhalte zugreifen – vorausgesetzt sie haben Zugang zu einem kostenpflichtigen Netflix-Account.
Apple pumpt viel Geld in Eigenproduktionen
Doch wie es scheint, ist Apple gar nicht auf das Zutun der etablierten Konkurrenz angewiesen. Das Unternehmen aus Cupertino hat bereits mehrere Eigenproduktionen in der Pipeline, die Zuschauer vor die Endgeräte locken sollen. Bis zu einer Milliarde Dollar soll der iPhone-Hersteller in die Hand genommen haben, um seinem Publikum in der Startphase der Plattform exklusive Inhalte bieten zu können. Erwartet wird, dass Apple am Montag, dem 25. März, in einer Keynote Aufschluss über sein neues Angebot geben wird.
Schon jetzt stellt das US-amerikanische Onlineportal The Verge wohl begründete Vermutungen zu Apples Plänen an. Die basieren auf bereits bekanntgewordenen Aufträgen, verkündeten Verträgen und einsehbaren Rechtelizenzen. Und wenn es danach geht, hat sich Apple einiges vorgenommen.
Große Stars sollen Zuschauer anlocken
Zuletzt wurde bekannt, dass Captain-Marvel-Darstellerin und Oscarpreisträgerin Brie Larson die Hauptrolle in einem CIA-Drama übernehmen soll, das auf der Autobiografie einer ehemaligen Agentin des Geheimdienstes basiert. Der Großmeister des Plot-Twists M. Night Shyamalan arbeitet seinerseits bereits fleißig an einer zehnteiligen Psycho-Thriller-Serie. Auch mehrere Serien, die dem derzeit beliebten True-Crime-Genre zugerechnet werden, sollen in die Psyche von Straftätern eintauchen und deren Motive beleuchten.
Mit großen Namen kann auch die Science-Fiction-Sparte punkten: David S. Goyer, unter anderem bekannt als Drehbuchautor für "Batman Begins" und "Man of Steel", soll den "Foundation"-Zyklus von Isaac Asimov in Serienformat gießen. Jason Momoa ("Aquaman", "Game of Thrones") spielt seinerseits die Hautprolle in "See", einem weltenumspannenden Drama. Besonders freuen dürfte viele auch die geplante Verpflichtung von Taika Waititi ("Thor: Tag der Entscheidung", "Wo die wilden Menschen jagen"). Der soll Terry Gilliams Kultfilm "Time Bandits" als Serie umsetzen. Sobald alles in trockenen Tüchern ist, können sich Zuschauer auf ein garantiert abgedrehtes Abenteuer freuen.
Noch größer strahlt der Name J.J. Abrams. Der Produzent, Regisseur und Drehbuchautor, der in der Vergangenheit Serien wie "Lost" und "Alias" sowie Filme wie "Star Wars: Das Erwachen der Macht" und "Star Trek" auf den Bildschirm gebracht hat, soll mit seiner Produktionsfirma gleich zwei Serien stemmen. Zum einen ist das das Comedy-Drama "Little Voice", welches in das Leben junger Musiker in New York eintaucht. Zum anderen geht es in "My Glory Was I Had Such Friends", das auf den Memoiren von Amy Silverstein beruht, um den Freundeskreis einer Frau, die auf ihre zweite Herztransplantation wartet. Jennifer Garner soll hier eine der Hauptrollen übernehmen.
Viel Drama und ein bisschen Comedy
In "The Morning Show" geht es um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer, wer hätte es gedacht, täglichen Morgensendung, deren Moderator mit seiner sinkenden Popularität zu kämpfen hat. Wer sich an die exzellente Serie "The Newsroom" erinnert fühlt, ist nicht allein. In den Hauptrollen: Reese Witherspoon, Jennifer Aniston und Steve Carell.
Für ein noch unbetiteltes Projekt hat Apple außerdem den Regisseur Damien Chazelle gewonnen, der sein außerordentliches Talent in den vergangenen Jahren mit "Whiplash", "La La Land" und "Aufbruch zum Mond" unter Beweis gestellt hat. Hinzu kommen noch mehrere weitere Thriller und Dramen, von denen Apple augenscheinlich hofft, sie würden ein internationales Publikum ansprechen. Diese basieren zum Beispiel auf koreanischen und israelischen Werken oder spielen in anderen Ländern.
Die fiktionale Serie "Little America" beschäftigt sich mit dem Alltag von Zuwanderern, die in den USA leben. Dass es dabei nicht staubtrocken zugeht, dafür sorgt das Ehepaar Emily V. Gordon und Kumail Nanjiani, das schon in "The Big Sick" seine eigene dramatische Liebesgeschichte auf sehr unterhaltsame Weise verpackt hat. Komisch dürfte auch die noch unbetitelte Serie der beiden Schöpfer und Hauptdarsteller von "It's Always Sunny in Philadelphia" Charlie Day und Rob McElhenney werden. Die Handlung ist im Studio eines Videospieleentwicklers angesiedelt. McElhenney soll dabei die Hauptrolle übernehmen.
Apple setzt auf familienfreundliche Inhalte
Es gilt dabei als völlig ausgeschlossen, dass letztgenannte Serie auch nur annähernd an den Wahnsinn und die Anarchie der mittlerweile 13 Staffeln zählenden Comedy-Serie, mit der die beiden Macher bekannt geworden sind, heran kommt. Apple, so hört man, führt seine Projekte mit harter Hand und lässt kaum Spielraum für nicht jugendfreie Inhalte zu. Alle Produktionen sollen möglichst familienfreundlich bleiben. Mehrere große Namen in der Branche hätten aufgrund dieser Politik geplante Apple-Projekte wieder verlassen, ehe sie auch nur aus den Startlöchern gekommen sind.
Schließlich plant das Unternehmen auch zahlreiche gezielt kinderfreundliche Eigenproduktionen. In dem Animationsfilm "Wolfwalker" soll es um ein Mädchen gehen, das in Irland für die Rettung des letzten lebenden Wolfrudels kämpft. Zudem sind eine Serie aus dem "Peanuts"-Kosmos und gleich zwei Serien rund um die Sesamstraße geplant. Die Zeichentrickserie "Central Park" ist in dem berühmten New Yorker Stadtpark angesiedelt und wird von den Machern der Serie "Bob's Burgers" kreiert. Wie kinderfreundlich "Central Park" also wirklich wird, muss noch abgewartet werden.
Streamingdienste so weit das Auge reicht
Die Konkurrenz auf dem Streaming-Markt wächst: Neben Apple haben unter anderem auch Disney, NBC Universal und Warner Bros. eigene Dienste angekündigt. Disney+, wie die Plattform des weltweit größten Medienunternehmens heißen soll, wird die größte Schlagkraft zugesprochen. Zur Walt Disney Company gehören neben den unter dem eigenen Firmenlogo produzierten Filmen und Serien unter anderem auch die Rechte an Pixar, den Marvel Studios und seit Kurzem auch 20th Century Fox. Potenziell könnten sich alle Film- und Serienproduktionen dieser Studios früher oder später exklusiv nur bei Disney+ wiederfinden.
Zudem kursieren immer wieder Gerüchte, dass auch Hulu, an dem Disney als Mehrheitseigner beteiligt ist, nach Europa expandieren könnte. Hulu ist in den USA hinter Netflix einer der größten Streamingdienste für Filme und Serien. Bei so viel Auswahl kann man schnell mal den Überblick verlieren. Wir dürfen gespannt sein, ob Apple dem am Montag etwas wirklich Neues hinzufügen kann.