Deutliche Worte vom Mitbegründer: Biz Stone legte Twitter in einem Interview gestern nahe, mutiger zu werden, wenn es eine Zukunft haben wolle. Der 140-Zeichen-Dienst arbeitet weiter defizitär, kann immer weniger neue Nutzer verbuchen und war in den vergangenen Monaten an der Börse schwer abgestürzt…
Twitter-Mitbegründer Biz Stone sorgt in diesen Tagen mit einigen steilen Thesen für Aufsehen. In seinem neuen Buch “Things a little bird told me – Confessions of a creative mind" schildert der 40-Jährige die Gründungszeit des hochgehypten 140-Zeichen-Dienstes, aus dem er dann nach und nach herausgedrängt wurde.
Es ist keine Abrechnung, aber ein Plädoyer ist es auch nicht: "Unser Produkt war nicht das tollste. Aber wir waren die ersten, die Marketing betrieben haben und User von Mitbewerbern akquiriert haben“, erklärt Stone lapidar über die Frühzeit des Kurzmitteilungsdienstes, der zuletzt schwer ins Schlingern kam.
„Twitter muss mutige Entscheidungen treffen, um zu überleben“
Das Nutzerwachstum stagniert, andere Social Media-Dienste ziehen links und rechts vorbei, die Monetarisierung hakt, die Aktie stürzt ab. Man kann es eine veritable Krise nennen. Biz Stone ist sich dessen bewusst und sprach gestern auf der VentureBeat’ Mobile Summit ohne Umschweife über die schwierige Situation des 140-Zeichen-Dienstes, den die Börse immer noch mit sportlichen 26 Milliarden Dollar bewertet – also doppelt so hoch wie etwa die Deutsche Lufthansa.
„Twitter muss mutige Entscheidungen treffen, um mit der Zeit zu überleben“, erklärte Stone, der Anfang des Jahres die App Nelly gründete, die als „Instagram für Fragen“ gilt. Aktionäre solle Twitter dabei ignorieren. „Er möchte nicht, dass sie auf Nummer sicher gehen und sich den Launen der Wall Street unterwerfen“, erklärte Stone auf der Podiumsdiskussion. „Aktien steigen und fallen.“ Für Twitter gilt 2014 letzteres: TWTR hat seit Jahresbeginn 30 Prozent und seit den Allzeithochs im Dezember 40 Prozent an Wert verloren.