“Be a Hero” lautet der Claim von GoPro, bekanntgeworden durch seine kleinen, robusten Kameras für Sportler - und alle, die es werden wollen. Heroisch ist mitunter auch das, was die Firma von Nick Woodman seit der Gründung vor rund zehn Jahren geschafft hat. Damals, als Woodman noch nicht CEO war, sondern einfach ein Surfer-Dude, der sich beim Wellenreiten filmen wollte und mit keiner der verfügbaren Kameras zufrieden war.
Eine Geschichte geht sogar soweit, dass sich GoPro die erste Zeit nur über Wasser halten konnte, weil Woodman und seine Frau Muschelbänder und Halsketten verkauften. Zu schön, um wahr zu sein? Wer weiß. Eine schöne Anekdote ist es allemal. Passt sie doch so gut ins Bild der Firma, die wie keine andere Spaß am Leben verkörpert. Wäre YOLO nicht schon so abgegriffen, könnte es glatt aus der Marketingabteilung der Kalifornier stammen: “Nutze den Tag”, “Mach das Beste aus dem Moment” - und film Dich dabei - dafür steht das Unternehmen wie kaum ein Zweites.
Den Unterbau für diesen GoPro-Lifestyle liefern die vielen Clips, die der Kamerahersteller ins Netz stellt. Da rasen Skifahrer vertikal die Hänge herunter, Rallyefahrer überschlagen sich und Pelikane fliegen die Küste entlang. Der Effekt, auf den diese Clips abzielen, ist einfach beschrieben: Viralität. Denn was sie beinahe alle gemeinsam haben, ist die Ego-Perspektive, die den Zuschauer selbst zum Held macht.
Umsatz auf eine Milliarde Dollar verdoppelt
Eine Strategie, die zieht. Allein im vergangenen Jahr konnte der angesagteste Kamerahersteller der Welt seinen Umsatz auf knapp eine Milliarde Dollar verdoppeln, der Gewinn stieg auf 61 Millionen Dollar. Ein Erfolg, der auch die Wall Street lockt. Die Wertpapiere von GoPro sind derzeit mindestens genauso gefragt wie die kleinen Kameras selbst. Der erste Schwung Aktien ging bereits zum anvisierten Höchtspreis von 24 Dollar an Anleger. 100 Millionen Dollar wollte GoPro mit dem Börsengang einnehmen. 427 Millionen sind es nun geworden. Ein Geldsegen für die Anleger, zu denen auch der iPhone-Bauer Foxconn zählt. Vor allem dürfte das aber Woodman freuen, der 49 Prozent am Unternehmen hält.
Ein Pfundskerl, der den GoPro-Lifestyle wohl wie kein anderer lebt. Mit seinen 37 Jahren hat sich der “Peter Pan”, wie ihn Forbes nennt, seine Jugendlichkeit bewahrt. Und die scheint auf seine Mitarbeiter abzustrahlen. Davon konnte ich mir jüngst einen Eindruck machen, als GoPro zu seinen Moutain Games nach Colorado eingeladen hatte. Nach Stopps in New Jersey und Denver ging es mit einer Propeller-Maschine ins 2500 Meter hoch gelegene Vail. An Bord befanden sich etliche “GoPro-Girls”. Ohne ins Detail zu gehen: Man gewinnt schnell den Eindruck, dass die GoProler das Leben gerne in vollen Zügen genießen - und das auch kommentieren. Das Bild bestätigte sich am Boden, als ich bei einer TechChallenge den wohl härtesten Hindernis-Parcour (Bilder, Video und Artikel folgen noch) gelaufen bin, allerdings in Begleitung etlicher GoPro-Mitarbeiter, die die Strapazen nur allzu gerne auf sich nahmen. Diese Freude strahlt auf die Marke ab und zieht so auch immer neue Käuferschichten an.
GPRO, so das Börsenkürzel, soll ab Donnerstag in den Handel gehen. Damit auch im Vorfeld wirklich alles glatt läuft, holte sich das Unternehmen noch einen alten Hasen für das operative Geschäft. Ex-Skype-Chef Tony Bates leitet das operative Geschäft. Dass das Unternehmen gut aufgestellt ist für die Zukunft, wird mit Blick auf das Line-up klar. Seit Jahren setzt GoPro auf Evolution, ständig werden die Kameras verbessert, die Hero3+ lässt für meine Nutzung kaum noch Wünsche offen. Der rasante Anstieg bei Umsatz und Gewinn ist aber noch einer anderen Tatsache geschuldet: Diversifizierung bzw. Modularität. Die Kameras lassen sich für jeden erdenklichen Zweck individualisieren: für Skifahrer, Mountainbiker, Radler etc.. Mit einem speziellen Case lassen sich sogar 3D-Aufnahmen realisieren. Und in Kürze bringt GoPro eine Halterung für Hunde auf den Markt.
Ein Produkt, das mit dem Feedback einer aktiven Community ständig verbessert wird, ein 37-jähriger Teenager als CEO, ein erfahrerer COO, Angestellte, die das Produkt lieben, Aberdutzende Möglichkeiten der Anpassung der eigenen Kamera an die eigenen Bedürfnisse und nun die fette Finanzspritze der Wall Street? YOLO, GoPro!