Das Essential Phone des Android-Erfinders Rubin: Zu schön, um wahr zu sein?

Essential
Essential (© 2017 Essential )
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Was kommt nach Android? Mit dieser Frage hat sich dessen Erfinder Andy Rubin beschäftigt. Seine Antwort sind das Essential Phone und dazu passende Gadgets, die nun endlich offiziell sind: ein vielversprechendes Android-Smartphone mit magnetischem Zubehör und ein smarter Lautsprecher, dessen Software Android langfristig ablösen will. Wie realistisch ist das?

Rubin hat zwar Android erfunden und damit die Mobilindustrie geprägt, ist aber mit deren aktuellem Stand unzufrieden. Immer mehr überflüssige Funktionen würden unser Leben bestimmen. Außerdem gebe es zwar immer mehr Produkte, diese seien aber nicht miteinander kompatibel. Und dafür sei er mit Android zumindest teilweise verantwortlich. Android habe zwar geholfen Technologie zu fast jedem Menschen zu bringen, aber gleichzeitig eine neue Welt geschaffen, in der wir mit der Technologie kämpfen müssten, die eigentlich unser Leben einfacher machen sollte.

Konzentration auf das Wesentliche

Seine neue Firma Essential soll helfen, die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen. Dafür hat Andy Rubin sechs Grundregeln aufgestellt:

  • Die Geräte gehören Euch. Wir zwängen Euch nichts auf, was Ihr nicht wollt.
  • Wir spielen mit anderen. Geschlossene Ökosysteme spalten und sind veraltet.
  • Hochwertige Materialien und gute Verarbeitung sind nicht nur für wenige Nutzer gedacht.
  • Geräte sollten nicht nach einem Jahr veraltet sein. Sie sollten sich weiterentwickeln.
  • Technik soll Euch unterstützen, damit Ihr Euer Leben weiterhin genießen könnt.
  • Einfach ist immer besser.

Das klingt alles gut und richtig. Doch spannend ist, wie Essential die Prinzipien einhalten will. Die ersten eigenen Produkte entsprechen jedenfalls den Anforderungen: Es sind das Essential Phone, Essential Home, Ambient OS und eine 360-Grad-Kamera.

Beim Essential Phone kommt allerdings noch Android als Betriebssystem zum Einsatz. Vorinstallierte Bloatware dürfte die Nutzer aber nicht erwarten, wenn Essential die Prinzipien ernst nimmt. Dass sich das Unternehmen an sie hält, wird bei der Wahl der Materialien für das Gehäuse deutlich: Hier kommen Keramik und Titan zum Einsatz. Der 5,71 Zoll große Touchscreen mit 2560 x 1312 Pixeln und die verbaute Hardware – Snapdragon 835, 4 GB RAM und 128 GB Festspeicher – entsprechen dem aktuellen Flaggschiff-Standard.

360-Grad-Kamera von Essential.
360-Grad-Kamera von Essential. (© 2017 Essential )

Falls die Dualkamera des Essential Phone einen zu kleinen Bildausschnitt haben sollte, wird eine 360-Grad-Kamera aushelfen. Sie haftet magnetisch, die zwei Kontakte dienen zur Stromversorgung. Die Datenübertragung erfolgt drahtlos. Die Kamera soll nicht das einzige Gadget für das Essential Phone bleiben. Wie bei den Moto Mods für das Moto Z könnten die Nutzer ganz unterschiedliche Ergänzungen auf ihre Geräte stecken. Aber selbst wenn Essential die Entwicklung weiterer Module tatkräftig unterstützt, bleibt ein Problem: Das Phone ist vorerst das einzige Gerät, an das die Erweiterungen passen.

Neues Ambiente in der Wohnung

Als drittes Gadget komplettiert Essential Home das Lineup. Dabei handelt es sich um einen Assistenten für das Smart Home, der in direkter Konkurrenz zu Google Home tritt. Insgesamt ist die Informationslage zum Gerät noch sehr dünn. In dem Gadget könnten viele Funktionen schlummern, die er Hersteller bisher genau wie den Preis und ein Verfügbarkeitsdatum geheimhält.

Essential Home
Essential Home (© 2017 Essential )

Spannender als die Hardware von Home ist allerdings die Software. Essential hat mit Ambient OS ein neues Betriebssystem für den smarten Lautsprecher geschaffen, das Euer Zuhause "aktivieren" soll. Dafür muss die Software mit den Geräten in der Wohnung verbunden sein. Allerdings sollen alle Informationen nur in der heimischen Cloud abgelegt sein. Sofern möglich verzichtet Ambient OS auf externe Cloud-Dienste – auch die von anderen Gadgets – und würde so Eure Privatsphäre schützen. Darüber hinaus führt Ambient OS nicht ungefragt Aktionen durch, sondern schlägt sie vor und lässt die Nutzer entscheiden, welche Aktionen durchgeführt werden. Zudem vertraut Essential bei Home nicht nur auf die Stimme, sondern verpasst dem Lautsprecher noch ein rundes Display. Wir dürfen gespannt sein, was Essential mit Ambient OS noch plant und ob die Entwickler aus der Software am Ende eine Alternative zu Android machen.

Wer die Welt verändern will, muss einen langen Atem haben

Das Essential Phone ist für sich genommen kein außergewöhnliches Smartphone. Interessant sind in erster Linie die Philoshophie des Gründers und das Ökosystem aus Essential Home, Ambient OS und den modularen Erweiterungen. Aber schon andere Hersteller hatten gute Ideen und haben viel versprochen, doch nur die wenigsten konnten sie einhalten. So werden Andy Rubin und sein Team nicht nur einen langen Atem brauchen, sondern auch viel Kraft investieren müssen, um mit ihren Ideen die bestehenden Strukturen in der Tech-Branche aufzubrechen. Android befindet sich derzeit auf 87,5 Prozent aller Smartphones weltweit, in Deutschland ist der Anteil mit 81,1 Prozent etwas geringer, aber immer noch deutlich. Die übrigen Prozent gehören größtenteils iOS. BlackBerry und Windows Phone haben nur noch marginale Anteile.

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