Viele Startups haben in "Die Höhle der Löwen" einen oder mehrere Investoren überzeugt. Doch längst nicht alle Deals sind nach Sendeschluss auch wirklich zustande gekommen.
Noch ein kurzes Abwägen, ein letztes Zögern, dann das Lächeln. Der Handschlag mit dem Investor, der Deal ist eingetütet. In jeder Folge "Die Höhle der Löwen" gibt es Momente wie diesen, in denen sich junge Gründer entscheiden, das Angebot es eines Investors anzunehmen. um das Unternehmen "gemeinsam groß zu machen", wie es oft heißt.
Für die Startups lohnt sich ein Deal
Wer die Show nicht kennt: Startup-Gründer haben in "Die Höhle der Löwen" (oder kurz DHDL) die Möglichkeit, ihre Geschäftsidee einer fünfköpfigen Jury zu präsentieren. 2017 bestand sie aus Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel. Gefällt den Investoren, was sie sehen, entschieden die Mitglieder der Jury nach der Vorstellung, ob und zu welchen Konditionen sie in ein Unternehmen investieren. In der Regel verhandeln Gründer und Investoren nach einem dem Pitch über die Höhe der Firmenanteile, die der oder die Löwen für eine Summe X kaufen.
Für die Gründer ist das meistens ein lohnenswerter Deal. Nicht nur erhalten die jungen Unternehmen die benötigte Finanzspritze, sie profitieren oft auch vom Netzwerk des Investors. Nebenbei erhalten die Gründer durch die Fernseh-Show natürlich auch zusätzliche Aufmerksamkeit. Die finale Folge im Jahr 2017 sahen laut Statista im Durchschnitt immerhin 3,1 Millionen Menschen. Was das Publikum aber meistens nicht erfährt: In manchen Fällen kam ein Deal nach der Sendung dann doch nicht zustande.
Spektakuläre Deals platzen
Ein prominentes Beispiel ist der eBall, eine Mischung aus Segway und Hoverboard. Die Erfindung von Uli Sambeth war die erste Idee, in die alle Jurymitglieder gleichzeitig investieren wollten. Beim Interesse ist es aber letztendlich geblieben. Weil die Patentsituation zu unsicher war, sind im Anschluss alle Löwen wieder ausgestiegen. Erfinder Sambeth scheint das nicht zu beeindrucken. Auf der Webseite des Unternehmens heißt es es: "Der Ausstieg der Löwen hat das Projekt eBall leider um ein Jahr verzögert."
Auch der erste Millionen-Deal mit dem App-Startup "Too Good To Go" ist laut Der Westen im Nachhinein geplatzt. Das junge Unternehmen will gegen Lebensmittelverschwendung angehen und verbindet per App Gastronomen mit Überschuss mit Kunden, die Geld sparen wollen. Die Idee: Nach Feierabend können Restaurants übriggebliebene Speisen vergünstigt an hungrige Kunden weiterverkaufen anstatt sie wegzuschmeißen. Eine tolle Idee!
Schon in der Sendung wären die Gründer beinahe leer ausgegangen. Keiner der Löwen wollte sich allein zu einem Millioneninvestment für Prozent der Firmenanteile hinreißen lassen. Erst als Mitgründer Thomas Björn Momsen anregte, dass alle Jury-Mitglieder doch investieren könnten, kam der Deal zustande – zumindest vor den Kameras. Wegen des Wachstums, das das Unternehmen hinlegte, hätten die Löwen deutlich mehr Geld investieren müssen, um die Anteile von insgesamt 8,9 zu erhalten. Thelen und Co. stiegen aus.
Manchmal bekommt man woanders mehr
Wie die Löwen kämpften auch die Mitarbeiter von Teamwallet um den Zuspruch von Investor Frank Thelen. Das Team hatte eine digitale Mannschaftskasse für Sportmannschaften entwickelt und lief bereits Gefahr, ohne Deal aus der Sendung zu gehen. Thelen ließ sich dann aber dank viel Überredungskunst doch von den Gründern überzeugen und war bereit, 75.000 Euro für 30 Prozent der Anteile zu investieren. Am Ende bekam der Investor laut Welt aber eine Absage. Eine andere Investorengruppe hatte das lukrativere Angebot geschnürt und bot mit 150.000 Euro doppelt so viel wie Frank Thelen.
Nicht am Geld scheiterte der Deal mit Ralf Dümmel und den Gründern von DasKaugummi. Das Startup überzeugte den Investor mit abenteuerlichen Geschmacksrichtungen so sehr, dass Dümmel bereit war, für 30 Prozent der Unternehmensanteile eine Viertel Million Euro auf den Tisch zu legen. Im Interview mit Gründerszene erzählte der Investor aber, dass man sich nicht über eine strategische Ausrichtung einigen konnten. Immerhin seien Investor und Unternehmen aber freundschaftlich auseinandergegangen.
Noch einmal andere Gründe führten dazu, dass Carsten Maschmeyer und Frank Thelen erst in Happy Cheeze, einer veganen Käse-Alternativen aus Cashew-Milch, investieren wollten und dann doch von einem Investment absahen. Als Grund dafür gibt Gründer Dr. Mudar Mannah gegenüber die der Wirtschaftswoche die vergleichsweise teure Herstellung der Produkte an. Der daraus resultierende hohe Verkaufspreis erschwere eine schnelle Skalierung. Letztendlich erkannten beide Seiten, dass es nicht passte. Thelen und Maschmeyer standen Happy Cheeze aber weiterhin zur Seite und versorgten den Gründer unter anderem mit Kontakten.
So oder so ähnlich ging es noch vielen anderen Startup-Gründern in der Sendung. Letztendlich lässt sich auf Basis eines wenige Minuten dauernden Pitches natürlich nicht erkennen, ob die Gründer ihre Zahlen vor laufenden Kameras beschönigen oder ob man am Ende die gleichen Ziele wie der Investor verfolgt. Das klappt erst nach einer intensiven Prüfung aller Zahlen im Nachgang. So bestätigt es zum Beispiel auch Anne Lemcke von Ankerkraut gegenüber Wired. Frank Thelen hatte das Startup 2016 mit 300.000 Euro Kapital versorgt. Aber erst, nach dem alle Unterlangen genau geprüft worden waren.