Zur Faschingszeit zieht man sich gerne mal eine verrückte Verkleidung an. Inzwischen sind sogar die Kostüme smart. Wir haben mal eine Maske und ein Superheldendress mit Smartphone-Anbindung ausprobiert.
Eines muss ich vorausschicken: Ich bin Norddeutscher, nordish by nature. Fasching ist mir suspekt, ich kann mir nicht den Unterschied zwischen "Hellau" und "Alaaf" merken. In Hamburg gibt es zum Glück keine fünfte Jahreszeit, die Narren versammeln sich meist unterhalb der Elbe. Verkleiden dürfen sich ruhig die anderen.
Aber wer bin ich, dass ich den Stab über die breche, die Spaß daran haben, sich aufwändige Kostüme anzuziehen und darin so richtig einen drauf zu machen. Normalerweise muss ich mich dafür nicht verkleiden, das klappt auch ganz gut ohne Kostüm.
Einfach mal verrückt sein
Doch in diesem Jahr versuche ich es auch einmal. Ich möchte wissen, wie man sich so fühlt, wenn man nicht erkannt wird. Wenn Gesicht und Körper durch Maske und verrücktes Outfit nicht mehr wiederzuerkennen sind. Doch natürlich, schließlich bin ich ein Gadget-Fan, muss das Kostüm mehr können, als nur verrückt auszusehen.
Aus diesem Grund habe ich mir bei Morphsuit ein Superheldenkostüm und eine Horror-Maske bestellt, die jeweils mit besonderen Features ausgestattet sind: Sie haben eine App-Anbindung.
Komplett vermummt
Die Morphsuits sind inzwischen die einfachste und günstigste Möglichkeit, sich nach Belieben zu verkleiden. Bis vor Kurzem waren die Ganzkörper-Überzieher vor allem einfarbig und bei einigen Festivalgängern ein beliebtes Accessoire. Doch inzwischen sind die Anzüge aus Spandex mit lustigen Motiven bedruckt. Für meinen Test habe ich mir den Dress von Captain America ausgesucht (48,95 Euro), einen der wichtigsten Superhelden des Marvel-Universums.
Beim Auspacken des Kostüms gleich die erste Enttäuschung: Das unzerstörbare Schild ist nicht dabei, immerhin das wichtigste Utensil des edlen Rächers. Zumindest war das mein erster Eindruck. Ein trügerischer, denn das Schild ist natürlich auch ein wichtiger Bestandteil des Kostüms – nur wird es per App hinzugefügt.
Wie das geht? Am Ärmel des rechten Arms befindet sich ein Aufnäher mit einem Blitz. Dabei handelt es sich um ein sogenannten "Zappar"-Emblem, vergleichbar mit einem QR-Code. Um diesen Code zu lesen, benötige ich die kostenlose Morphsuit-App (iOS). Sobald ich den Code eingescannt habe, sieht aus auf dem Smartphone-Display so aus, als würde Captain America sein Schutzschild am Arm tragen.
In der App ruckelt es
Die App registriert jede Bewegung des Arms, das Schild wandert quasi bei der Bewegung mit – so jedenfalls in der Theorie. Bei Ausprobieren verschwand das Schild allerdings häufig aus dem Blickfeld. Aber wenn es klappt, kann der App-Nutzer durch ein kurzes Drücken auf das Display ganz witzige Effekte aufrufen, beispielsweise das Geräusch eines parierten Angriffs.
Ganz witzig, aber leider braucht man dafür eben eine App. Ich stelle mir das auf der Faschingsparty dann so vor:
"Ey, Du hast ja gar keinen Schild!"
"Doch, habe ich. Du musst ihn Dir nur aus dem Appstore auf Dein Smartphone laden..."
Witzig, aber umständlich
Das ist dann doch ein wenig umständlich! Aber immerhin kann ich mit meinem eigenen Smartphone auch für ganz passable Effekte sorgen: Im Kostüm ist auf der Innenseite eine Brusttasche eingenäht, in die ich ein Smartphone stecken kann. Mit der Morphsuit-App lassen sich dann auf dem Screen für das Kostüm passende Animationen aufrufen.
Bei Captain America ist das ein leuchtender Stern, was besonders im Dunkeln sehr witzig aussieht. Allerdings lässt sich das Telefon nicht von außen entnehmen. Um damit Telefonate zu führen oder Partybilder zu schießen, muss ich es umständlich aus dem Kostüm entnehmen – und der Reißverschluss sitzt auf dem Rücken.
Maske mit Smartphone-Halterung
Dann doch lieber eine Maske. Unter der Rubrik "Digital Dudz" gibt es ein paar mehr oder weniger gruselige Latexmasken, die ebenfalls in Verbindung mit einem Smartphone für Aufsehen sorgen sollen. Ich habe mir die "Rotten Clown" Maske ausgesucht (38,95 Euro), denn notfalls könnte ich die auch bei einer Halloween-Party tragen.
Auch ohne Smartphone ist diese Maske schon sehr gruselig. Doch will ich noch einen drauf setzen. Und so wähle ich einen passenden Effekt aus der Morphsuit-App, in diesem Fall ein Endlosvideo mit unzähligen Maden. Sobald das Filmchen läuft, stecke ich das Smartphone in den dafür vorgesehenen Schlitz in Höhe des Mundes. Das ist schon ziemlich eklig und sehr effektvoll. In den Schlitz passen alle gängigen Smartphone-Modelle. Nur ein Phablet sollte es nicht sein, denn Smartphones mit einer Diagonale von mehr als fünf Zoll ragen an der Seite leicht raus.
Der Akku muss leiden
Es ist wirklich eine charmante Idee, Kostüme mit einem digitalen Extra zu versehen. Doch noch ist es ziemlich umständlich – und wahrscheinlich auf einer Feier auch sehr unpraktisch. Zumal so ein ständig ablaufendes Video im Superheldendress oder in der Maske den Smartphone-Akku auch schnell zur Neige bringt. Und wer will ständig das Smartphone an- und abstellen?
Aber wenn ich tatsächlich einmal nicht darum herum komme, mich für eine Party zu verkleiden, würde ich wahrscheinlich wirklich zu einem Ganzkörperdress oder einer Maske mit App-Anbindung greifen. Aber hoffentlich komme ich gar nicht erst in so eine Bredouille. Zum Glück ist am Aschermittwoch eh alles wieder vorbei. Na dann: Helau, Alaaf – oder wie auch immer.